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Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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dass Janina mit jedem Takt etwas mehr strahlt. Und wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass die beiden Glückstränen in den Augen haben. Jetzt improvisieren. Ich mache ein paar Extraschritte zu ihnen hin, reiße mit grimmigem Piratengesicht das Tortenmesser aus ihren Händen und stecke es zu den Gabeln in meinen Gürtel. Henriette und Patrick kommen an meine Seite, nehmen die beiden an den Händen und ziehen sie sanft in unsere Formation hinein. Und super. Egal, ob man gerade heiratet oder oder sonst was macht, die Schritte sitzen einfach. Wir tanzen zu sechst, mit dem glücklichsten Brautpaar der Welt in unserer Mitte. Und es wirkt, als wäre alles von Anfang an so geplant gewesen.
    Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass sich in diesen Momenten ebenso gut auch eine nackte Roxana auf Markus’ Schoß räkeln könnte, während Diethart Füllkrug dazu seinen Arm um die Schulter der zur Salzsäule erstarrten Janina legt und gleichzeitig einen »Küssen, küssen!«-Sprechchor anzettelt. Stattdessen klingt das Lied in aller Ruhe aus, und Janina und Markus verbeugen sich mitsamt ihrer Piratengang in einen gigantischen Schlussapplaus hinein. Zum ersten Mal bin ich richtig stolz auf uns.
    Wir führen das Brautpaar zur Torte zurück. Ich setze den Deckel wieder drauf, damit das Ganze wieder nach etwas aussieht, und reiche den beiden mein Ritterschwert. Wenn schon Torte anschneiden, dann richtig. Ich verlasse die Bühne und schleiche mich zu meinem Platz am lauten Tisch. Alle heißen mich mit großem Hallo willkommen. Schon klar, Tim der Hochzeitspirat, so einer gehört einfach an den lauten Tisch. Nur Diethart Füllkrug guckt etwas grantig. Ich würde ihm ja nur zu gerne im Vorbeilaufen auf die Schulter dreschen und »Lach doch mal!« brüllen. Stattdessen raune ich ihm zu: »Roxana sitzt im Taxi. Babysitter krank geworden. Rechnung geht aufs Haus.«
    Jetzt aber die Torte. Markus und Janina setzen das Schwert an. Gar nicht leicht mit so einem Riesending zu zweit, aber sie kriegen es perfekt hin. Und sie schaffen es sogar noch in aller Ruhe, ihre beiden Tortenstücke unfallfrei auf ihre Teller zu verfrachten … bevor Frau von Weckenpitz heranstürzt und ihnen das Schwert mit einem »Da hört sich doch alles auf!« aus den Händen reißt. Sie wischt im Gehen die Sahne von der historischen Klinge. Ihren Weg aus dem Saal wählt sie so, dass sie an mir vorbeikommt. »Wir sprechen uns noch!«, zischt sie. Ihre Lippen sind dünn wie die obersten beiden Saiten einer Anfänger-Elektrogitarre. Ich glaube, sie mag Captain Timmi nicht.

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    Das Konzept mit dem lauten Tisch funktioniert besser, als ich dachte. Die Kinder lieben die Witze von Diethart Füllkrug, Tante Otti und den anderen Stimmungs­experten. Und die lieben wiederum nichts so sehr wie kleine Menschen, die ihre Mühen mit großem Gelächter belohnen. Perfekte Symbiose. Und das Beste: Solange Kinder da sind, bleibt Füllkrugs riesiger Folterkeller der zweideutigen Herrenwitze verschlossen. Da kennt sogar er eine Grenze. Ich kann mich zurücklehnen und entspannen.
    Soll ich meine Piratenverkleidung aufgeben und mich wieder in einen normalen Gast verwandeln? Nö, irgendwie nicht. Ich fühle mich viel besser so. Nur blöd, dass die Stimmung zwischen Jil und mir immer trüber wird. Ich habe sie vorhin wegen Pfarrer Kühlbrodt angeschnauzt. Okay, meine Schuld. Aber irgendwie wirft sie mir vor allem den Tortenauftritt vor, glaube ich. Das hat ihr nicht wirklich gefallen. Warum nur?
    Wenigstens läuft an den Tischen alles gut. Jil und Patrick haben ihre Klugscheißer und Konservativen jeweils bestens im Griff. Bülent hat den Normalotisch in einen Dschungel der ausgelassenen Stimmung verwandelt, und am Tisch des Brautpaares hat man Frau von Weckenpitzens kurzes schneidiges Gastspiel von eben auch schon längst wieder vergessen.
    Nichte Sinja sitzt bei mir am lauten Tisch. Sie schaufelt versonnen Kuchen in sich hinein und lacht hin und wieder leise vor sich hin. Irgendwie ist sie mir viel zu ­ruhig. Wenn wir Pech haben, brütet sie gerade etwas ganz Großes aus. Gedanken müsste man lesen können. Irgendwie schade, dass wir sie nicht mit im Team haben. Nach allem, was ich über sie gehört habe, könnte sie womöglich auch die entscheidende, total spinnerte, ge­nia­le Idee haben, um die Feier vom Hausdrachen Weckenpitz zu befreien.
    Doch jetzt muss ich erst mal aufpassen. Durch den Lärm höre ich, wie sich die Spaßgiganten Füllkrug und Tante Otti

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