Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
Vom Netzwerk:
unterhalten. Ernste Mienen. Füllkrug ist nicht zufrieden mit dem Lauf der Dinge.
    »Dat ist mir alles noch viel zo spießig hier.«
    »Ach, warte nur, Diethart. Wenn der Kaffee vorbei ist, machen wir ein paar lustige Spielchen. Ich hab da was vorbereitet.«
    Weia.
    »Wat denn?«
    »Verrate ich noch nicht.«
    Weia!
    »Soll ich dir wat sagen, Otti? Ich finde, et ist jetzt höchste Zeit für dä Bananentanz. Dat werd ich gleich mal in de Hand nehmen.«
    »Immer schön langsam, junger Mann, den Bananentanz habe ich schon auf meiner Liste.«
    »So? Mal sehn, wer schneller ist.«
    Sie schauen sich an, und ihre Augen werden zu Schlitzen. Bananentanz, Bananentanz, Bananentanz, ich lasse das Wort wild durch meinen Kopf rotieren und betrachte es von allen Seiten. Was für eine Teufelei steckt dahinter? Ich muss es rauskriegen. Und zwar schnell, bevor es zu spät ist. Schade, dass wir keine Funkverbindung miteinander haben. Vielleicht weiß Henriette ja, was das ist. Oder wer auch immer. Oh, schon wieder das Glöckchen. Die erste Rede. Bestimmt einer der Trauzeugen. Ich drehe mich gemächlich um.
    Vorne steht … nicht Kurt.
    Und auch nicht Svea.
    Sondern. Frau.
    Von Wecken.
    Pitz.
    Oh. Nein. Bitte. Nicht.
    »Liebe Hochzeitsgäste!«
    Eine Stimme wie der gefrorene Strahl aus einem Hochdruckreiniger. Sie äugt scharf im Raum herum, bis auch der Letzte in bewegungslose Starre verfällt.
    »Ich hoffe, Sie hatten inzwischen Zeit, sich einen ­Eindruck von unserem schönen Schloss Walchenau zu verschaffen. Sie werden mir zustimmen, dies ist ein Ort, an dem man sich rundherum wohlfühlen kann, nicht wahr?«
    Sie äugt wieder. Diesmal so lange, bis irgendwo zarte Ansätze zustimmenden Gemurmels zu hören sind.
    »Das freut mich. Das freut mich wirklich sehr. Umso mehr muss ich sagen, dass bereits einige Dinge passiert sind, über die ich, das sei nicht verschwiegen, sehr, sehr enttäuscht bin.«
    Wieder Herumäugen. Ihr Blick bleibt an mir hängen. Dies wäre eine Gelegenheit, sich um Entschuldigung winselnd auf den Boden zu werfen , sagt der Blick. Ich versuche auch mit meinem Blick zu sprechen: Zu anstrengend, und ich bin gerade nicht in der Stimmung, ein andermal vielleicht . Sie lässt mich und fährt fort.
    »Fangen wir mit einigen kleineren Dingen an. Erstens: Das Entree eines Schlosses ist kein Abstellraum für Kinderwagen. Ich dachte, das wäre selbstverständlich, aber gut, jeder Mensch ist anders. Doch bitte seien Sie nun so freundlich und entfernen Sie Ihre Kinderwagen schnell von dort, damit das Foyer wieder ein schöner Anblick ist. Herr Unzicker zeigt Ihnen den Abstellraum im ersten Stock. Zweitens …«
    Die Schlossziege nölt weiter. Schlimm. Aber weil wir eh nichts dagegen tun können, wandern meine Gedanken wieder zurück zum Bananentanz. So ein einfaches Wort. Warum komme ich nicht drauf, was damit gemeint ist? Halten wir beim Tanzen Bananen in den Händen? Stellen wir uns in Bananenformation auf? Tanzen wir zum »Banana Boat Song« von Harry Belafonte? Alles viel zu harmlos. Tante Otti und Diethart Füllkrug machen keine halben Sachen.
    »… aber im Vergleich zu dem, was vorhin gerade passiert ist, sind das alles nur Kleinigkeiten. Ich muss ehrlich sagen, ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll.«
    Jetzt starrt sie mich schon wieder an und guckt wie ein Chuck Norris für Arme. Ja, schon gut, die Nummer mit dem Schwert, außerdem mein Piratenkostüm, das ich immer noch unverändert trage, und noch dazu die Tatsache, dass ich überhaupt geboren wurde. Mach es bitte kurz. Genau genommen ist das alles Teil des Plans, denke ich mir. Sie scheißt mich zusammen und lässt dafür das Brautpaar in Ruhe. Schade nur, dass Janina und Markus das Gekeife trotzdem mitkriegen.
    »Ich schaue ganz besonders Sie an, junger Mann.«
    Als ob das nicht jeder längst mitbekommen hat, dämliche Schnepfe!
    »Sie scheinen es sich wohl zur Aufgabe gemacht zu haben, heute, wo auch immer Sie können, zu stö…«
    Mist, mein Handy. Mitten in Frau von Weckenpitzens Text hinein. Noch nie ist mein »Hello, Dolly!«-Klingelton so gut zur Geltung gekommen wie in diesem Moment.
    »ALSO DA HÖRT SICH DOCH ALLES … HÄTTEN SIE VIELLEICHT DIE GÜTE, DIESES DING AUSZUMACHEN?«
    Ich ziehe das Ding aus der Tasche. Die Nummer kenne ich nicht. Ich würde wirklich gerne rangehen. Kann schließlich sein, dass es was mit der Hochzeit zu tun hat. Andererseits würde ich damit noch mehr Öl in das lodernde Weckenpitz-Feuer gießen. Ich kann ja auch

Weitere Kostenlose Bücher