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Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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eifersüchtig.
    »Es hätte auch einen juristischen Aspekt. Frau von Weckenpitz hat bestimmt einen tollen Rechtsanwalt. Auch so einen mit ›von‹ im Namen.«
    Noch mal Mist. Ich wollte doch gar nichts gegen Jils Vorschlag sagen. Patrick hat mich provoziert.
    »Wir können ja alle vier Pläne im Kopf behalten und schauen, was geht.«
    »Gut, Bülent. Solange wir keine andere Idee haben, machen wir das. Fokus auf Ablenken und Betrunkenmachen. Wenn das nicht klappt, einschließen. Töten nur als finale Option nach vorheriger einstimmiger Abstimmung. Einverstanden?«
    Wir nicken.
    »Wie klappt es mit eurer Sitzordnung?«
    »Ausgezeichnet, Tim. Markus’ Mutter hat nichts gemerkt, und wenn sie gleich alle sitzen, ist die Sache gelaufen.«
    »Wir sollten mal unser Konzept erklären, Henriette.«
    »Stimmt, Bülent. Also, hört zu, es ist ganz einfach, wir haben Thementische gebildet: Tisch eins ist der Tisch der Lauten . Der steht ganz hinten, am weitesten entfernt von allen anderen Tischen. Dort sitzen Füllkrug, Tante Otti und vergleichbare Kaliber, außerdem die Russen und die ganzen Kinder.
    Tisch zwei ist der Klugscheißertisch , dort sitzen die, die sich für gebildet halten. Richtig, Patrick, es ist sehr wahrscheinlich, dass die sich in die Haare kriegen, aber Klugscheißer brüllen und hauen nicht, deswegen kann es uns völlig wurscht sein.
    Dann hätten wir Tisch drei, den konservativen Tisch . Hier haben wir die ganzen Bügelfalten und cremefarbenen Kostüme ohne Neigung zu anrüchigen Themen hingesetzt. Die sollen einfach glücklich in ihrem eigenen Saft schmoren.
    Und Tisch vier ist der Normalotisch . Da sollte nichts passieren, außer dass man sich langweilt. Und sonst gibt es nur noch den Brauttisch mit Brautpaar, Eltern und Trauzeugen.«
    Viele haben sich schon hingesetzt. Der erste Kaffee wird ausgeschenkt.
    »Okay, Henriette. Und wir?«
    »Wir verteilen uns. Jeder wird an einem der Tische sitzen und aufpassen. Ich sitze am Brauttisch. Markus hat mich darum gebeten, weil seine Eltern, wenn überhaupt, dann nur auf mich hören würden. Bülent geht an den Normalotisch, wo er notfalls für Stimmung sorgen kann. Jil hat sich bereit erklärt, den konservativen Tisch zu übernehmen, Patrick wird angeregt mit den Klugscheißern plaudern und Tim, nun ja …«
    »Nein!«
    »Tut mir leid, du musst an den lauten Tisch.«
    »Willst du tauschen? Wenn du zu den Konservativen gehst, gehe ich zu den Lauten.«
    »Schon okay, Jil.«
    Ich lasse es doch nicht zu, dass meine Löwenzahndame zerbrüllt wird.
    »Nimm es leicht. Immerhin sind die Russen noch gar nicht da.«
    »Pah, die sind doch mein einziger Lichtblick.«
    »Die Kinder sind auch ganz in Ordnung.«
    »Boa, bin ich froh, wenn das alles vorbei ist.«
    Wieder ein schmerzerfüllter Blick von Jil. Komisch, vor ein paar Stunden dachte ich noch, wir passen perfekt zusammen, aber bei diesem Hochzeitsding, da klafft ein tiefer Graben zwischen uns. Oder kommt das nur daher, weil wir uns nicht geküsst haben? Was für ein Quatsch! Wirklich, warum kann es jetzt nicht schon zwölf Stunden später sein? Wir würden alle in unseren Betten liegen, den Schlaf der Gerechten schlafen und … Nein. Verboten. Ich trage Verantwortung. Janina und Markus. Hochzeit. Jetzt. Volle Konzentration.
    »Ist mit der Hochzeitstorte alles in Ordnung?«
    »Oh ja, Tim, ein beeindruckendes Stück. Willst du sie noch mal sehen, bevor sie gleich reingeschoben wird? Sie steht da hinten im Flur auf einem Wagen.«
    »Warum nicht? Hier draußen wird es mir eh langsam zu schwül.«
    »Da kommt wohl wirklich noch was runter.«
    »Und wenn schon, die fünfhundert Euro, die Janina und Markus vom Wetterdienst zurückkriegen, können sie prima für ihre Flitterwochenkasse brauchen.«
    Ich schreite quer durch den Grünen Saal in Richtung des Flurs, in dem die Torte steht. Die anderen begleiten mich. An meine Einäugigkeit habe ich mich immer noch nicht so richtig gewöhnt. Auf meinem Weg laufe ich gegen einen Türrahmen und reiße unter den kritischen Augen von Herrn Unzicker fast einen Stuhl um. Ich kann nur hoffen, dass ich nachher mit der Gabel mein Kuchenstück treffe.
    Aber die Torte ist wirklich ein Prachtstück. Keiner von diesen zierlichen, hohen Türmen mit mehreren Etagen, nein, einfach ein schlichter, massiver Rundling von kolossalen Ausmaßen, auf dem ein zweiter, etwas klei­nerer Rundling steht. Alles schön mit Zuckerbackwerk verziert, so dass die Torte, trotz ihrer Riesigkeit, nicht plump

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