Hauptsache, es knallt!
durchlebt noch einmal eins zu eins die Party bei Andrea Lackmeier und zwischendrin immer wieder irgendwelche Filme mit vergleichbaren Szenen. Er stottert nicht mehr, kein Zögern, keine Nervosität. Wie ein alter Märchenerzähler aus dem Orient. Recht so.
»… und wir dann so irgendwann mal aufgestanden, weil mir ist der Po eingeschlafen und so. Und Markus so: ›Schaun wir doch mal ins Wohnzimmer.‹ Gute Idee, weil da waren wir noch gar nicht gewesen und Durst hatten wir auch und da war ja die Küche in der Nähe, ne. Also Markus und ich so aufgestanden und echt so volle Kanne ins Wohnzimmer. Und da waren sie am Tanzen, echt so volles Rohr, wie in ›Spongebobs Hausparty‹, und wir dann auch so gleich eingestiegen und ich so nicht aufgepasst und merke noch so auf einmal alles nass und denke mir ›Häää?‹ und dann steht da Janina da, so bisschen wie ›Meerjungfrau am Haken‹, aber in wütend und so, und total nass, aber nur Mineralwasser, ne. Jedenfalls ich so ›Du, echt, tschuldigung‹, und Markus so ›Komm, halb so wild, ich hol dir ein Neues‹ und …«
Komisch, irgendwie wird der Raum immer leerer. Gut, Kurt ist nicht der Mann, der die Menge zu fesseln weiß, klar, aber die können doch nicht einfach alle massenhaft abhauen. Hallo? Die Rede des Trauzeugen! Erstens ist das unhöflich, zweitens kommt doch jetzt endlich der spannende Teil. Irgendwas stimmt hier nicht. Mal sehen. Füllkrug und Otti sind im Raum. Mit denen kann es nichts zu tun haben. Hat Sinja irgendwas ausgefressen? Vielleicht prügeln sich auch Wiesenhöfer und Proschitzki vor der Tür, und alle rangeln sich um die besten Plätze? Aber was auch immer es ist, solange Janina und Markus nichts davon mitkriegen, ist alles gut.
Ha! Jil ist zurückgekommen. So schnell. Teufelsmädchen. Sie hält die Daumen hoch. Operation Banane, Teil zwei kann beginnen. Ich atme durch und widme mich wieder dem tiefenentspannten Redefluss von Kurt.
»… und dann wir so auf dem Heimweg. Und Markus so kein Wort gesagt, und ich dann irgendwann so ›Ey, wasn los?‹ und er so gar nichts mehr gehört und ich so dreimal nachgefragt und er dann schließlich so ›Hm, was?‹, ich so ›Ey!‹, er so ›Ach so. Okay, Kurt, hör zu, ich bin bis über beide Ohren verliebt‹. Und ich so ›Ey nee, oder?‹ und er so ›Doch, voll‹ und ich so ›Nee oder?‹ und er so ›Doch, voll‹ und da war es stockfinster, weil mitten in der Nacht im Park, und ich sowieso total zugedröhnt, aber ich schwöre, ich hab ein Strahlen in seinen Augen sehen können, echt, es war richtig hell um uns herum. Und da hab ich auf einmal erkannt: Ey … der Markus ist total verliebt! Und dann haben wir uns ins Gras gelegt. Ganz still war es, nur die Vögel und so. Und dann hatten wir auf einmal voll den Liegeflash und sind da bis zur Morgendämmerung einfach so liegen geblieben. Und Markus hat die ganze Zeit in den Himmel zu den Sternen geschaut. Und, das habe ich noch nie jemandem erzählt und das könnt ihr jetzt mir glauben oder nicht, er hat die ganze Nacht leise ›Ain’t no Sunshine when she’s gone‹ gesungen. Sonst singt der nie, aber in der Nacht, in der er Janina kennengelernt hat, Alter! Immer wieder und immer wieder. Und, na ja, heute kann ich es dir ja sagen Markus, ne. Seitdem kann ich diesen Song nicht mehr hören. Ist aber echt okay. Also, auf euch. Ihr seid noch wunderbarer als Eliza Doolittle und Professor Higgins in ›My Fair Lady‹, echt jetzt. Prost!«
Kurt hat sich ein Weinglas geschnappt und ölt sich die strapazierte Kehle. Für einen ganz kurzen Moment ist Stille. Ich sehe Janinas feuchte Augen und dass sie sich fest an Markus’ Arm schmiegt. Und Markus, der einen knallroten Kopf bekommen hat und tapfer in die Runde lächelt. Ich bin baff. Diese Geschichte ist schon so oft erzählt worden, aber noch nie mit dem richtigen Schluss. »Ain’t no Sunshine when she’s gone« . Die wenigen, die noch da sind, klatschen, und einige wischen sich ergriffen die Tränen von der Backe.
Ich ziehe meinen Stirnbandschlips fest und fühle meinen Brustkorb. Autsch! Schlimme Rippenprellung. Aber so hat Captain Timmi wenigstens den Bananentanz verhindert. Und irgendwie kriegt Captain Timmi langsam Lust, auch mal etwas richtig, richtig Böses zu tun.
»Los jetzt! Operation Banane!«
Bevölkerungsschwund
Damit Operation Banane ein Erfolg wird, ist vor allem eines wichtig: Alle Gäste müssen mitmachen. Deswegen sind wir fünf nun in sämtliche Winkel des
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