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Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Schlosses ausgeschwärmt, in denen sich Leute herumtreiben könnten. Natürlich stehen wir unter enormem Zeitdruck. Die beiden Humorgiganten Füllkrug und Tante Otti könnten jederzeit den nächsten Bananentanz-Angriff wagen. Allerdings sind beide gerade nicht da. Das ist einerseits ganz gut, weil es uns Zeit verschafft. Andererseits komisch, denn nicht nur die beiden sind wie vom Erdboden verschluckt, sondern mit ihnen glatt die komplette Hälfte der Gäste-Bagage. Mit Kurts Rede fing das Verschwinden an. Seitdem ist hier viel zu viel Platz. Die Russen, Turbo-Erich, Onkel Rigobert, Schnitzki, Wiese, Großtante Gerlinde, alle sind irgendwie weg.
    Vielleicht schon nach Hause gegangen? Ein zu schöner Gedanke, aber bestimmt nicht wahr. Immerhin gibt es in ein paar Minuten Essen. Ich meine, hallo? Warum geht man noch mal auf Hochzeiten? Ich trabe auf die Terrasse und spähe in den Park. Nein, auch dort kein Mensch. Es ist zwar schon recht dämmerig, aber um die Leere zu erkennen, reicht das Licht dicke. Die Einzigen, die noch in voller Zahl durch den Salon und den Grünen Saal tollen, sind die Kinder. Obwohl Frau von Weckenpitz und Regula Richter die Horde geschickt von zwei Seiten eingekesselt haben und mit strengen Ermahnungen befeuern, ist der Haufen kaum zu bändigen. Kennt man ja, Kinder kriegen abends immer noch mal die zweite Luft. Ich kann die Damen ein bisschen verstehen, dass sie da gegensteuern. Schließlich wird im Grünen Saal eingedeckt, und so eine Slapsticknummer mit stürzendem Kellner und Filetspitzen in Damenfrisuren brauchen wir jetzt echt nicht. Höchste Zeit, dass Kurt jetzt mal mit der Kinderfilmbespaßung beginnt. Am Ende farzt Frau von Weckenpitz noch Karl-Eosander, Jorinde-Alexandra oder Kasimir-Mehmet-Achim an und Regula Richter kriegt das in den falschen Hals. Was dann passiert, will ich mir lieber gar nicht erst ausmalen. Großtante Gerlinde hat mir vorhin erzählt, dass Regula schon mal einer anderen Mutter auf dem Spielplatz eine Plastikschaufel an den Kopf geworfen hat, nur weil sie in Hörweite von Jorinde-Alexandra »Hundescheiße« gesagt hatte. Irgendwas stimmt nicht mit ihrem Stoffwechsel, meine Theorie.
    Zum Glück gehört Kurt zu den wenigen, die noch nicht dem geheimnisvollen Gästeschwund zum Opfer gefallen sind. Ich nehme ihn beiseite und schildere mein Anliegen. Er ist begeistert. Anscheinend freut er sich schon den ganzen Tag auf diesen Moment. Filmfreaks halt. Müssen mindestens zwei Streifen pro Tag gucken, sonst fühlen sie sich leer. Können auch Kinderfilme sein, da sind sie offen für alles. Und Kurt stellt auch noch großzügig sein Trauzeugenschlafzimmer als Kinderkino zur Verfügung. Was will man mehr. Er geht voran und schmeißt schon in Gedanken seinen Laptop mit dem Riesenbildschirm an. Wenige Augenblicke später sind Salon und Grüner Saal nur noch von Leuten über 1 Meter 50 bevölkert, die nicht rennen und kreischen. Wobei, »bevölkert« ist, wie gesagt, stark übertrieben. Aber was solls. Solange das Brautpaar sich amüsiert, ist alles gut. Und das tun Markus und Janina ohne Zweifel. Sie haben es sich in der größten Sitzgruppe des Salons gemütlich gemacht und sind von so vielen Leuten umgeben, dass sie gar nicht mitbekommen, wie sehr sich die Reihen dahinter gelichtet haben.
    Bülent gesellt sich zu mir.
    »Kommt es dir auch so vor …«
    »… als ob es auf einmal viel weniger Leute sind? Das kommt mir nicht nur so vor, das ist so. Wo sind die alle hinverschwunden?«
    »Verschwunden ist nicht ganz richtig, Tim.«
    »Wieso?«
    »Keiner bleibt auf Dauer weg, es ist mehr so ein Kommen und Gehen, wenn man genau hinschaut.«
    Stimmt, jetzt wo er es sagt … Sven Wiesenhöfer ist zum Beispiel wieder da. Tante Otti auch. Und Schützengraben-Rigo textet Herrn Unzicker mit Kriegsgeschichten zu, die der anscheinend gar nicht so uninteressant findet. Dafür ist Regula Richter verschwunden, seit Kurt mit den Kindern ins Obergeschoss abgezogen ist.
    »Komm, wir gehen zu den anderen. Wir müssen unsere Listen vergleichen, ob wir jetzt alle Leute für Operation Banane im Boot haben.«
    Henriette, Jil und Patrick haben sich bereits in der anderen Ecke des Salons versammelt. Wir studieren unsere Zettel. Das Ergebnis ist phantastisch. Obwohl hier ständig große Teile der Leute verschwunden waren, haben wir mit vereinten Kräften doch fast alle für Ope­ration Banane vorbereiten können. Teamwork halt. Jetzt können Füllkrug und Otti gerne kommen, wir sind

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