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Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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ich unter Wasser die Luft anhalten kann. Und wenn Schnitzki und Wiese hinter mir her sind, kann ich ziemlich lange die Luft anhalten, merke ich gerade. Auch das kalte Wasser macht mir überhaupt nichts aus. Am liebsten würde ich sogar für die nächsten Stunden einfach hier drin bleiben. Aber auftauchen muss schon sein, da brauche ich gar nicht erst anfangen, mit meinem Körper zu diskutieren. Vielleicht kann ich Schnitzki und Wiese ja vertreiben, indem ich sie mit einer Wasserfontäne anspucke? Oder ich kriege noch eine andere tolle Idee, während ich Luft hole, weil frischer Sauerstoff ins Gehirn und so. Jedenfalls muss ich, so bedauerlich das auch ist, jetzt hoch. Luft!
    HHHHH! AAAAH! HHHHH! AAAAH! HHHHH!
    Die ersten Momente wären schon mal unbeschadet überstanden. Jetzt die blöde Augenklappe weg, Wasser aus den Augen reiben und umgucken. Zu schön, um wahr zu sein. Von den beiden ist nichts mehr zu sehen. Auch nach dem zweiten und dritten Sicherheitsrundumscan nicht. Ich höre mich »Jo is denn heit scho Weihnachten?« murmeln, während ich aus der Tonne klettere, und komme mir ebenso albern wie elend vor. Aber wollen wir mal nicht so sein. Vor zwei Minuten standen die Chancen, dass ich in zwei Minuten unbeschadet aus einer Regentonne klettern kann, noch sehr schlecht.
    Überflüssig zu erwähnen, dass ich patschnass bin. Lustig nur, dass jetzt, wo ich patschnass bin, auf einmal der Regen aufgehört hat, der in der letzten Stunde konstant als Wand heruntergefallen ist. Doch, wie gesagt, ich sollte nicht meckern.
    Die Schlosstür steht einen Spaltbreit auf. In dem Spalt stapeln sich die neugierigen Köpfe von Jil, Bülent, Patrick und Henriette übereinander. Auch sie scheinen recht froh darüber, dass mir außer der Patschnässe nichts zugestoßen ist. Ich schaue mich ein letztes Mal um, aber ich sehe immer noch nichts, außer dem aus­ladenden französischen Ziergarten vor dem Schloss. Die beiden Kampfmaschinen bleiben weiter wie vom Erdboden verschluckt. Und man hört auch keine Kampfgeräusche. Schon irgendwie seltsam. Aber Hauptsache, sie sind weg. Ich schlüpfe zurück ins Foyer, und Bülent dreht den praktischen Sicherheitsriegel, mit dem man die Tür von innen verschließen kann, bis zum Anschlag ins Schloss. Alle atmen auf.
    »Großartig, Tim! Die sind tatsächlich weg von der Bildfläche.«
    »Sieht so aus. Oh, das Licht geht ja wieder.«
    »Tja, so ein Hauptschalter im Sicherungskasten ist sehr praktisch. Vor allem, wenn jemand ihn genau im richtigen Moment umlegt.«
    Henriette strahlt Jil an, Jil wird rot.
    »Tja, Mensch, also, danke, Jil.«
    »Keine Ursache, Tim. Du warst ja auf deine Art auch genau im richtigen Moment zur Stelle.«
    Stimmt. Frau Löwenzahn und ich haben Schnitzki und Wiese besiegt. Endlich wieder ein Team. Ich will sie spontan umarmen, aber sie weicht zurück. Kein Wunder. Ich merke erst jetzt, wie fies sich die kalten, nassen Lappen auf meiner Haut anfühlen.
    »Tja, dann gehe ich jetzt wohl auch mal schnell in den Keller. Vielleicht haben sie ja einen Taucheranzug für mich im Kostümfundus.«
    »Mach das, Tim. Wir versuchen derweil, ob noch was mit der Musik zu retten ist.«
    Ich tapere die Kellertreppe hinunter. Hinter der dritten Tür rechts finde ich eine Kleiderstange mit ein paar leeren Bügeln und einem Indianerkostüm und einem Putzmann-Overall als letztem verbliebenen Rest. Davor steht Kurt. In Unterwäsche.
    »Hey, nichts dabei für dich, Kurt?«
    »Boa, Tim, das war aber echt kein guter Scherz gerade.«
    »Scherz?«
    »Na ich hier so im Keller, und dann macht ihr auf einmal das Licht aus. Echt genau wie in ›Die Kerkerbestie zwei‹.«
    »Oh, tut mir leid, aber das musste sein. Ich erklär es dir später. Nimmst du den Indianer oder den Putzmann?«
    »Am liebsten den Putzmann, der Indianer ist mir irgendwie zu pseudo.«
    Wo er recht hat, hat er recht. Überall rote Fransen dran, auf dem Rücken ein Pfeilköcher festgenäht und, total lächerlich, über der Hose noch ein Lendenschurz. Mit Leopardenfellmuster. Würde man damit in einen echten Indianerstamm geraten, käme man sofort an den Marterpfahl. Und völlig zu Recht.
    »Ausknobeln?«

Stille
    Gegen Kurt im Knobeln verloren! Heute ist wirklich nicht mein Tag. Ich steige maulig hinter ihm die Treppe hoch und übe in Gedanken schon mal den Satz »Ich will nichts hören!«, den ich und mein doofes Indianerkostüm in den kommenden Minuten sicher sehr oft brauchen werden. Kurt hat es auch nicht viel besser erwischt,

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