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Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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fast in Linda, die gerade vom stillen Örtchen kommt.
    »Boa, Tim, ich sag nur, der Wodka. Aber jetzt geht es mir wieder einigermaßen. Sehe ich okay aus?«
    Viel zu okay. Trotzdem ist es besser, sie huscht jetzt schnell wieder rein. Vor ihren Augen werden Wiese und Schnitzki sich wohl kaum prügeln. Oder liege ich da ganz falsch?
    »Ehrlich gesagt, den Sven finde ich ja total süß.«
    »Na ja, schon. Aber, auch ehrlich gesagt, ich finde, da gibt es noch viel Süßere.«
    Aber wen?
    »Und er hat eine kleine Speditionsfirma.«
    »›Selbstständiger Lastwagenfahrer‹ könnte man auch sagen.«
    Wen? Wen?
    »Und in der Uniform sieht er echt schnieke aus.«
    »Der Kurt! Schau dir doch lieber den Kurt an. Du weißt schon, der Trauzeuge, der diese romantische Rede gehalten hat. Der sieht auch richtig schnieke aus, finde ich.«
    »Die Rede war echt schön. Ich hab fast geweint. Aber irgendwie …«
    »Ich stelle ihn dir gleich mal vor.«
    Einen Versuch ist es wert. Und was auch immer Schnitzki und Wiese noch anrichten werden, Janina ist erst einmal oben im Hochzeitszimmer und in Sicherheit. Das ist so wunderbar beruhigend. Ich wüsste nur gerne, wo Jil ist. Sobald ich Markus nach oben geschickt habe, werde ich nach ihr suchen. Sie weiß wahrscheinlich noch gar nicht, dass die Weckenpitz jetzt eine neue Beschäftigung gefunden hat.
    Wir sind da. Bülent hat »Love Shack« aufgelegt, und wie es der Zufall will, kommt uns als Erster Kurt entgegengetaumelt.
    »Kurt, ich möchte dir gerne jemand vorstellen. Das ist Lin… Oh!«
    »Ihhh!«
    Ist natürlich blöd, dass Kurt ausgerechnet jetzt, als ich ihn Linda vorstellen will, von oben bis unten mit Torte eingesaut ist. Regula Richter hat aber auch wirklich keine Gefangenen gemacht. Sie steht in ihrem Revuetänzerinnenkleid hinter ihm und lacht sich kaputt. Zwischendrin prustet sie immer wieder irgendwas von »Die Rückkehr der Todestorte«. Ich versuche die Situation zu retten.
    »Jetzt stell dich nicht so an, Linda. Wo gibt es schon Männer, von denen man Sahnetorte ablecken kann?« Dazu stippe ich meinen Finger genüsslich in einen besonders großen Brocken auf Kurts Brust.
    »Hast recht, so habe ich es noch gar nicht betrachtet, Tim, hihi.«
    »Ah, da bist du ja wieder, Mäuschen. Tuts dir jetzt besser gehn?«
    Mist.
    »Viel besser, mein General. Trinken wir noch einen?«
    Und schon lässt Linda den wunderbaren Tortenmann stehen und verschwindet mit Wiese um die Ecke.
    »Tim, ich …«
    »Du brauchst neue Klamotten, Kurt. Aber erst einmal solltest du dir auch einen genehmigen.«
    Ich führe ihn zum Brauttisch. Dort sorgt er kaum für Aufsehen, denn Füllkrug steht immer noch im Mittelpunkt des Interesses. Er zeigt der interessierten Öffentlichkeit sein Weinkellersexvideo in Endlosschleife und kippt sich dazu selbstgefällig einen Wodka nach dem anderen in den Rachen. Sogar Vladimir hat inzwischen Respekt vor ihm. Kurt bekommt ein Glas gereicht und gesellt sich zu den Filmguckern. Ich werde in der Zwischenzeit von Janinas Mutter, Henriette, Patrick und Markus umringt, die alle große Fragezeichen in die Gesichter gemalt tragen. Ich erzähle scheinheilig, dass ­Janina wohlauf ist, aber dass sie sich mal kurz zurückziehen musste. Und dass sie auf Markus wartet. Markus will sich sofort auf den Weg machen, aber kaum, dass er den ersten Schritt getan hat, erstarrt er. Genau wie alle anderen, die zufällig in diesem Augenblick in Richtung der Eingangstür gucken. Kein Wunder, denn: Frau von Weckenpitz und Herr Unzicker sind zurück. Und ­jeder der beiden trägt eine Weinflasche mit abgeschlagenem Hals in der Hand. Dieser blöde Amateurfilmer Füllkrug hat doch tatsächlich vergessen, die Kellertür wieder abzuschließen!
    Bülent gelingt es gerade noch, »Hells Bells« aufzulegen, bevor er ebenfalls erstarrt. Frau von Weckenpitz’ Blicke schneiden durch die Luft wie Angus Youngs ­Gitarrenriffs. Sie sieht zerzaust aus. Was kein Wunder ist, wenn man das Video gesehen hat. Aus ihren Augen strahlt etwas, was schwer zu deuten ist, aber so, wie wir sie kennen, kann es nur Angriffslust sein. Sie öffnet den Mund. Und sie schreit. So laut, dass sie sogar die Hells Bells übertönt.
    »JETZT ZEIGEN WIR DIESEN KOSAKEN MAL, WIE MAN EINE RICHTIGE KOSAKENPARTY FEIERT! LOS, HERR UNZICKER!«
    Beide kippen sich einen großen Schwall Wein in den Schlund, werfen die Flaschen gegen die Wand und stürzen sich in die Menge, die sofort wieder johlend zu tanzen anfängt.

Für die Tonne
    Keine

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