Hauptsache Hochzeit
Angestellten entlassen und die Agentur an die Lathams übergeben müssen. Max war noch rechtzeitig dahintergekommen, aber dieses Vorkommnis hatte er nie vergessen: das niederträchtige Komplott und die Verlogenheit sämtlicher Beteiligten. Dass Hugh zu Scene It überwechselte und etliche Kunden mitnahm, verbesserte das Verhältnis auch nicht gerade – im Gegenteil: Das hatte in Max’ Wahrnehmung vermutlich das Fass zum Überlaufen gebracht.
»Ich meine, jedenfalls nichts, was dich interessieren könnte«, fügte ich hinzu.
»Ach, ich gehe jede Wette ein, dass dem nicht so ist«, sagte Hugh, trat näher zu mir und setzte ein kleines Lächeln auf. »Bei euch tobt doch bestimmt das Leben. Ich hab zum Beispiel von eurem Projekt Handtasche gehört. Klingt eindrucksvoll. Das ist deine erste große Kampagne, oder?«
»Ja«, sagte ich. »Ich hab den Pitch gewonnen, und du weißt ja …«
»Dann kriegst du auch die Kampagne, schon klar«, sagte Hugh mit herzlichem Lächeln. »Sehr schlau, Jess. Ich wusste, dass du’s draufhast.«
»Im Ernst?« Ich betrachtete ihn prüfend.
»Ich hab das Max ständig gesagt. Anthony wahrscheinlich auch, aber der war damals nur daran interessiert, wen er als Nächstes flachlegen konnte, deshalb war das ziemlich sinnlos …« Er grinste ein wenig verlegen. »Ich meine, ich dachte mir damals, das sei sinnlos. Ich konnte ja nicht wissen, dass ihr beide dann … na ja …« Er blickte zu Helen hinüber und wieder zu mir. »Will mir keiner hier aus dem Fettnäpfchen raushelfen, in das ich grade reingetrampelt bin?«
Ich musste wider Willen lachen. »Ich glaube, du steckst schon zu tief drin«, erwiderte ich, »aber danke für die Bemühung. Ich nehme an, du hast wenigstens versucht , mir was Nettes zu sagen, oder?«
»Ja, stimmt«, antwortete Hugh sichtlich erleichtert.
»War jedenfalls nett, dich wiederzusehen, Jess.« Er schaute mich so direkt an, dass ich den Blick abwandte. Als ich ihn erneut ansah, spielte wieder das lässige Lächeln um seine Lippen.
»Geht mir auch so«, sagte ich munter. »Aber wir müssen los. Stimmt’s, Hel?«
»Stimmt«, sagte Helen. »Hast recht. Tschüss, Sam. Tschüss, Hugh.« Sie pustete Sam einen Kuss zu und bedachte Hugh mit einem langen Blick. Dann folgte sie mir nach draußen.
»Was war denn da los?«, fragte sie, sobald wir außer Hörweite waren.
»Das war Hugh Barter«, antwortete ich.
»Na, das weiß ich doch«, erwiderte Helen ungeduldig. »Ich möchte wissen, warum er dich so angeschmachtet hat.«
»Angeschmachtet?«, sagte ich und lief rot an. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Na ja«, sagte Helen achselzuckend, »wenn man furchtbar verliebt ist, merkt man wahrscheinlich nicht, wenn man von anderen Männern abgecheckt wird. Muss nett sein. Mich hat er jedenfalls nicht mal wahrgenommen.«
Während Helen sprach, wurde mir bewusst, dass ich unterdessen Max’ sonderbares Benehmen und die Frau am Telefon komplett vergessen hatte.
»Stimmt«, sagte ich, nicht ganz aufrichtig. »Wenn man so verliebt ist wie ich, fällt einem das wirklich nicht auf. Und, bleibt’s beim Curry?«
Kapitel 3
Nach dem Treffen mit Helen kam ich erst spät nach Hause und deshalb auch nicht dazu, mit Max über den Anruf oder die Begegnung mit Hugh zu sprechen. Er wartete schon auf mich und nahm mich sofort in die Arme, was zu weiteren Aktivitäten führte, und danach gingen wir schlafen. Als wir aufwachten, war ich dann so gut gelaunt, dass ich die Stimmung nicht verderben wollte, indem ich komische Fragen stellte und mich wie eine eifersüchtige Irre aufführte. Ich versuchte also, den Anruf der Frau zu verdrängen, und während unseres zauberhaften gemeinsamen Sonntags (Brunch, dann – mein Vorschlag – ein Streifzug durch die Shoppingmall Camden Markets und – Max’ Vorschlag – ein Spaziergang am Themse-Ufer, danach Essen bei einem Italiener) bemühte ich mich, nicht jedes Mal argwöhnisch auf Max’ Handy zu starren, wenn es sich meldete.
Aber es gelang mir nicht wirklich, den Anruf zu vergessen. Ich hatte ihn zwar erfolgreich in den hintersten Winkel meines Kopfes geschoben – hinter Projekt Handtasche ; hinter meinen Versuch, eine Strumpfhose ohne modische Löcher zu finden; hinter die Betrachtung meiner Haare und die Erwägung, ob sie tatsächlich unbedingt einen Einsatz von Pedro nötig hatten; hinter die gemeinsame Suche nach Max’ Autoschlüsseln vor dem gemeinsamen Dinner; hinter einen neuerlichen Ausflug
ins Badezimmer, weil mir in
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