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Haus aus Erde

Haus aus Erde

Titel: Haus aus Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woody Guthriie
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Wieder ein anderer ein tüchtiger Arbeiter, der aber leichten Mädchen nachjagte. Und andere waren eine ganz eigene Mischung aus Gut und Böse, den anderen so gut bekannt wie die Zeiten fürs Pflügen und fürs Pflanzen, fürs Mähen und fürs Ernten. Es gab Leute, die kämpften, tranken, spielten, hurten, trödelten, logen und betrogen, dabei aber so offen und ehrlich vorgingen, dass Tike und Ella May ihnen ihre letzte Münze geliehen, ihnen zu essen und ein Bett gegeben hätten, weil sie früher zurückgezahlt hätten als viele von denen, die so heilig taten.
    Und so verging das Jahr. Das Rad der Zeit rollte die Straße der Sorgen hinab. Tag für Tag schlugen sie sich mit denselben Dingen herum. Bei Sonnenuntergang muhten die Kühe, weil sie gemolken werden wollten, und bei Sonnenaufgang muhten sie wieder.
    Dasselbe Gegacker der Hennen und dasselbe Gekrähe der Hähne, und selbst wenn die Hühner starben oder geschlachtet werden sollten, konnte Tike in ihrem Gegacker und Gekrähe keinen großen Unterschied ausmachen. Jedes Grunzen seiner Sau und seines Ebers kannte er so so gut wie das eines Blutsverwandten. Jedes kleine Schniefen und jedes kleine Quieksen der Ferkel kannte Ella May so gut wie die Kinder in ihrem Kindergarten. Auch das Piepsen und Schreien der kleinen Truthahnküken kannte sie, denn jedes von ihnen hatte sie ins Haus getragen und mit ihm geredet, es in einen Karton mit Lumpen gesetzt, um es genauer in Augenschein zu nehmen, um zu sehen, ob es unversehrt war, um etwas Gesellschaft zu haben. Dasselbe mit den neuen Hunden, den Welpen, den älteren, die Reißaus nahmen, den Hündinnen, die, wenn sie läufig waren, den Schwanz hoben und, von sämtlichen Rüden gejagt, davonrannten. Dasselbe mit den Fohlen, Kälbern und Kaninchen, den Gruben voll junger Schlangen, den Ameisen, den Nestern mit nackten neugeborenen kleinen Mäusen und betrunken wirkenden Jungvögeln, die unter einem Busch aus dem Ei geschlüpft waren, und dasselbe mit den Familien kratzender Katzen und Kätzchen, die Geräusche machten wie eine mit Wasser vollgesogene Orgel. Jeden Tag zur selben Zeit dieselbe Arbeit. Steine geschleppt und in Schlammlöcher geschleudert. Drahtzäune geflickt und ausgebessert. Windschutz für die Tiere. Zäune zum Schutz vor Kletten und Zäune zum Schutz des Viehs vor Schnee. Das Kommen. Das Gehen. Die nackten Stunden in der Sonne. Nackte Nächte windgeschützt im Bett. Gelächter. Tränen. Spaß. Sorge. Elend. Gesellschaft. Einsamkeit. Das Kreisen des Mondes und der Sterne, die Drehung der Planeten, das Heulen der tapferen Kojoten und Wölfe und die Fährten des Pumas, des Löwen und des Panters im Kuhpferch. Die Hände voller Blasen. Voller Schwielen. Krummer Rücken. Schmerzender Rücken. Schmerzende Muskeln. Schweiß. Zahnweh. Kopfweh. Stiche. Dinge, die wehtun, und Dinge, die sich gut anfühlen. So verging das Jahr. So ging es dahin. Diese Dinge machen das Jahr aus, und nicht die Uhr an der Wand.
    Ella May spülte das Geschirr und schüttete das Spülwasser durch die Westtür in die Dunkelheit. Sie spürte die beißende Kälte des Windes auf ihren nassen Händen. »Weißt du, Mister Tike, ich freue mich immer, wenn die erste Kälte des Winters kommt. Dann sterben alle meine bösen Beißfliegen. Die meisten sind schon weg, ich meine die draußen, aber ein paar Klugscheißer gibt’s immer noch, die leben hier drinnen am Kamin und halten bis zum ersten Frost durch.« Sie rubbelte ihre Hände an einem Handtuch warm und fragte ihn: »Brauchste ne gute Helferin, die dir hilft, die Risse in der Wand zu überkleben?« Sie lächelte und trat zum Tisch. »Sag schon.«
    Tike brummte eine Antwort. Im Geist hatte er neun Mal die Welt durchwandert. »Hmm? Oh. Ahhh. Helferin? Nee. Lady, du setzt dich da aufs Bett oder sonst wohin und ruhst dich aus. Setz dich hin, bevor du umfällst.« Dann trat er zurück und betrachtete die frisch geklebten Seiten, mit denen er die Risse verdeckt hatte. »Gott verdamme meine Seele zur Hölle und binde die Schwänze von vierzig Katern zusammen. Ich hab genug Mehl und Wasser an die Wände gekleistert, um sechs Zicklein aufzuziehen, zu füttern und schlachtreif zu mästen!«
    »Die einzige Methode auf Erden, um Staub und Wind abzuhalten, wenigstens die einzige, die ich kenne.« Sie wollte ihm helfen.
    »Ich hab gesagt, du sollst dich hinsetzen, bevor du umfällst!«
    »Aber ich kann dir doch helfen.«
    »Lady, von dem Baby in deinem Bauch bist du so groß und rund und dick, dass du

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