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Haus aus Erde

Haus aus Erde

Titel: Haus aus Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woody Guthriie
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Lied:
    Well, they don’t grow no more cane along the river!
    No, the cutting plow don’t run here any more!
    But this dirt had oughta be mighty rich, boys,
    There’s a man dead in the middle of each row!
    Sie hatte ihn das Lied schon hundert Mal singen hören, und er hatte ihr erzählt, dass ein schwarzer Koch aus Louisiana es ihm auf einem Verpflegungswagen vorgesungen und fünfen oder sechsen von den Cowboys beigebracht hatte. Er sang mit säuerlicher Stimme, gedehnt und klagend, und er sang durch die Nase. Er sang, weil die beiden Frauen glauben sollten, dass es ihm egal sei, worüber sie sich so gedämpft unterhielten. Doch er log sich etwas vor, denn gleichzeitig hätte er seinen letzten Dollar dafür gegeben, ihre Worte zu verstehen.
    Einige Tage zuvor, als Blanche ihren vierten Tag bei den Hamlins verbrachte, hatte Ella May ihr von Tikes sehnlichem Wunsch erzählt, aus dem alten Holzhaus auszuziehen und ein Haus aus Erde zu bauen. Davon, wie sie selbst immer wieder die Seiten des kleinen Buches vom Landwirtschaftsministerium studiert und wie er es in seinen Hosentaschen dünn gescheuert hatte. Seit das Buch eingetroffen war, hatte Tike es kein Mal, kein einziges Mal aus den Augen gelassen, außer um es in ihre Hände zu legen. Von seinen Händen, seinen Hosentaschen war das kleine Buch stets warm gewesen, durchtränkt und verschmiert von seinem Schweiß und ihrem.
    Während ihres letzten Jahres bei den Eltern hatte ihr Daddy ihr dafür, dass sie seine Ländereien und seine Bücher in Ordnung hielt, einen Dollar am Tag gezahlt. Ein paar Monate vor ihrer Hochzeit mit Tike hatte er ihr einen Scheck über »Dreihundertfünfundsechzig Dollar und 0/100« überreicht. Etliche Male hätte Tike sie fast erwischt – schien sie doch Geld aus dem Nichts zu zaubern, ein paar Dollar für die Benzinrechnung bei der Genossenschaftstankstelle an der Route 66. Etliche Male war er sehr ärgerlich geworden und hatte sie beschuldigt, sich von ihrem Daddy Geld zu leihen, doch jedes Mal hatte sie ihm mit Papier und Bleistift vorgerechnet, dass sie bloß einen Penny hier, einen Nickel da, einen Dollar hier, einen anderen dort gespart und das Geld versteckt hatte, bis es sich »zusammengeläppert« hätte. Auf diese Weise hatte sie rund einhundertsechzig Dollar ausgegeben, bei der Citizen’s State Bank lagen also zweihundertein, -zwei oder -drei Dollar, sie wusste es nicht genau. Aber Tike hatte es nie herausgefunden. Hätte sie ihm die Sache am Tag der Hochzeit erklärt, er hätte gelächelt und wäre mit einem Scherz darüber hinweggangen, doch sie hatte ihn später einmal damit überraschen wollen, ein Fehler, und jetzt würde er ihr nicht glauben. Mindestens eine Woche oder zehn Tage lang würde er wie ein wild gewordener Handfeger herumrennen. Er würde sie fragen: »Wenn du’s dir auf ehrliche Weise bei deinem alten Daddy verdient hast, wieso hast du’s dann die ganze Zeit über versteckt?«
    Um ihn vor solchen Anfällen zu beschützen, hatte sie die Sache nur noch schlimmer gemacht und ihr Bankkonto streng geheim gehalten.
    Im vergangenen Jahr hatte sie sich drei oder vier Mal zu Woodridges Büro aufgemacht, um einen Morgen Land zu kaufen. Sie hatte sich für den Morgen nördlich vom Haus entschieden, dann könnten sie weiter in der Holzhütte wohnen und gleichzeitig das Haus aus Erde bauen. Auf dem Weg von und zur Arbeit würden sie Zeit sparen, es gäbe Wasser, Tee, Kaffee zu trinken, und die Mahlzeiten könnten auf dem Ölofen gekocht werden. Die Farmarbeiten mussten getan werden, und das Haus aus Erde sollte möglichst in der Nähe sein. Drei oder vier Mal hatte sie Woodridges Büro betreten und nachfragen wollen. Sie wollte herausfinden, wie viel er verlangte, eine Anzahlung leisten und mit der Besitzurkunde nach Hause kommen. Tike würde sich freuen, weil sie schwanger war und die Geburt näher rückte. Aber sie war nicht zu Woodridge gegangen. Jedes Mal, wenn sie in der Stadt gewesen war, hatten ihre Füße sich erst in Bewegung gesetzt, dann angehalten und eine andere Richtung eingeschlagen.
    In den letzten drei oder vier Wochen hatte sie Angst davor gehabt, in die Stadt zu fahren. Und jetzt mochte jeden Augenblick das Baby kommen. Tike hätte es niemals zugelassen, dass sie in die Stadt fuhr. Eher hätte er sich den Kopf abhacken lassen. Deshalb hatte sie Blanche gebeten, zu Woodridge zu gehen. Und heute Abend hatte Blanche ihr erzählt, was er gesagt hatte: »Ich teile mein Land nicht auf. Sie reden wie eine

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