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Haus aus Erde

Haus aus Erde

Titel: Haus aus Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woody Guthriie
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mit den Händen auf die Schenkel und blieb lange Zeit lachend stehen.
    »Wenn ich Ihre Frau wäre und ein Baby bekäme, und Sie würden ein solches Bild von ihm auf die Fensterscheibe zeichnen, glauben Sie mir, ich würde einen Besen holen und Sie tüchtig verkloppen.« Und Blanche machte einen kurzen Gang durchs Zimmer, um sich zu vergewissern, dass alles bereit lag, was in der Nacht benötigt wurde. Sie benannte jeden Gegenstand: »Seife. Wasser. Tücher. Handtücher. Waschlappen. Gummiunterlagen. Handschuhe. Chloroform. Watte. Papier. Zange und Schere.« Dann deutete sie auf ihren schwarzen Koffer und nickte dem Inhalt zu.
    »He, Blanche«, sagte Tike, als sie in die Nähe seines Fensters kam. »Wenn du das Baby siehst, wirst du genauso eins haben wollen, wetten, dass? Wart’s nur ab.«
    »Heißes Wasser. Besen. Scheuerlappen. Oh. Was? Das glaube ich gern. Ich weiß, ich werde ganz versessen darauf sein, eins zu haben. Das haben mir schon viele stolze Papas gesagt. Aber bisher haben sich alle geirrt. Streichhölzer. Alkohol.«
    »Du wirst schon sehen. Wart’s nur ab.«
    »Sie wollen sich über mich lustig machen. Aber ich würde wirklich gern ein Baby haben. Ich geb’s ja zu.« Sie blickte hinaus nach Norden.
    »Ich mach dir n günstiges Angebot.«
    »Was?«
    »Wenn du kommst und mir hilfst, mein Erdhaus zu bauen, schenk ich dir das hübscheste Baby der nördlichen und südlichen Plains.«
    »Kommt Ihr Gehirn eigentlich bei keinem anderen Thema in Gang, außer wie man Babys macht?« Blanche behauchte ebenfalls das Fensterglas und malte Kreise mit Punkten als Augen, Nase und Mund.
    Tike berührte die Scheibe mit den Fingerspitzen, fügte Blanches Gesichtern Teufelshörner aus Halbmonden hinzu und sagte: »Nee. Sonst nix. Nur Babys. Und Erdhäuser, um sie drin aufzuziehen.«
    Blanche zeichnete kahle Bäume, Grashalme, Wildkräuter, alles in der Ecke der Fensterscheibe. Um in dieser Situation die Oberhand zu behalten, schüttelte sie langsam, ernst den Kopf, schürzte die Lippen und sagte: »Ich weiß, dass Sie mich nur zum Narren halten, Tike. Ich meine, Mister Hamlin. Aber ich möchte wirklich ein Baby. Und nicht nur ein Baby, sondern mehrere hübsche Jungen und mehrere hübsche Mädchen. Und natürlich möchte ich liebend gern ein schönes, großes, wetterfestes Haus, vorzugsweise das aus Erde, von dem Sie dauernd reden. Und weil ich natürlich einen Mann haben muss, bevor ich meine Babys und mein Haus haben kann, werde ich mich an Sie erinnern und einen so bedeutenden Erfinder, ahhh, Hersteller von, ahhh, Hamlin-Traktoren im Sinn behalten. Aber dieses Land ist ein freies Land, und ich finde, Sie sollten mir die volle Freiheit gestatten, möglicherweise einen, vielleicht auch zwei oder drei andere Männer für diese Aufgabe in Erwägung zu ziehen. Stimmen Sie mir zu?«
    »Gewiss. Gewiss. Du meinst, du würdest vielleicht? Du würdest mich vielleicht nehmen?« Tikes Gesicht in der Fensterscheibe wirkte ernst. »Hab ich ne Changse, eh?«
    »Eine Chance?«, verspottete ihn Blanche. »Natürlich haben Sie eine Chance. Eine Chance und mehr als nur eine Chance.«
    Als Tike ihre Worte wiederholte, schüttelte er den Kopf, bis sein Hals ermüdete. »Mehr als nur ne Changse? Mehr als nur ne Changse? Boh. Hey. Ha.«
    »Schließlich sind Sie ein Mann, und ich bin eine Frau. Und die Kraft, die Mann und Frau zueinander zieht, ist größer und stärker als die Kräfte, die kleine Traktoren beim Pflügen oder Ernten antreiben oder kleine blaue nördliche Schneestürme auf die Häuser der Menschen bläst.«
    Tike machte Augen, groß wie Untertassen, und sein Mund war eine Höhle voller Fledermäuse. »Uh-uh. Ja. Gott.«
    »Ein Mann und eine Frau müssen sich zusammentun. In den Stürmen des Lebens müssen sie zueinanderfinden. Sie müssen sich aneinanderklammern und einander festhalten und zusammenkommen. Das müssen sie. Das müssen sie einfach.«
    »Genau.«
    »Immerhin bin ich ein hübsches Mädchen, wenn man mich ausgezogen hat. Meine Beine sind ziemlich in Ordnung, und meine Taille wird nicht viel dicker werden. Ich habe rosige Wangen und volle Brüste. Ich betrachte mich im Spiegel und denke, wie dringend ich einen Mann und all die kleinen Babys brauche, von denen Sie dauernd reden. Und Sie, jung, dreiunddreißig, kräftig, ziemlich schlank, nicht allzu klug, aber feurig und vom Wind gegerbt, meinen Sie nicht, dass Sie mehr als nur eine Chance haben?«
    Tike hatte lange und heftig den Kopf geschüttelt und konnte gar

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