Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus aus Erde

Haus aus Erde

Titel: Haus aus Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woody Guthriie
Vom Netzwerk:
Sie zurück.«
    »Eins sag ich euch hier und jetzt«, wandte sich Tike an alle drei. »Wenn das kalte Wetter vorbei is, pflügen ich und der kleine Grashüpfer da n Stück Wurzelboden, dann formen wir n paar große fette Lehmziegel und bauen uns n Haus aus Erde. Und das wird so dicke Mauern haben, dass kein Wind nich rein kann, dass keine Schädlinge reinkriechen können, dass kein Wetter nich rein kann und dass ganz bestimmt keine verdammten alten Keime reinplatzen und auf mich draufhüpfen und mich von meiner Frau und meinem kleinen Grashüpfer da abhalten können. Das kann ich euch sagen, euch allen!« Und er wedelte mit den Fäusten im Zimmer.
    Ella Mays Bauch schwappte auf und ab, so sehr musste sie lachen.
    Blanche fand, dass Tike in dieser Phase seiner Show etwas zu viel Lärm machte, und auf der Suche nach etwas, was sie ihm zu tun geben könnte, ließ sie den Blick durchs Zimmer wandern. Es musste etwas sein, das ihn wenigstens ein paar Minuten lang ablenkte, damit sie Zeit hatte, das Baby neben Ella May aufs Kopfkissen zu legen. Warte. Was war es noch gleich? Ach ja. »Tike.«
    »Bei Gott und allen Hakenwürmern, ich werd Mauern haben, so dick wie die Waschbank da. Oder noch dicker. Mein Haus wird so dick sein, dass nix es jemals einreißen könnt. Und die verdammten armseligen kleinen Keime werden kein einziges Löchlein zum Reinschlüpfen finden!«
    »Tike. Würden Sie bitte aufhören, dauernd auf und ab zu gehen, bitte? Das ganze Bett wackelt.«
    »Mein Haus wird nich wackeln. Nächstes Jahr um diese Zeit wird kein Bett nich wackeln. Wirst schon sehen, brauchst nur herkommen und den Kopf zur Tür reinstecken. Kannst springen, gegen die Wand dotzen, gegen die Decke prallen, kannst machen, was du willst, und das Haus da langt bloß nach unten, grapscht sich n Klumpen Erde und sagt: Teufel noch eins, mein Boden wackelt nich, da kannste noch so fest auftreten. Verstehste? Ich mein’s ernst. Dem alten Woodridge werd ich den Morgen Land am Caprock abkaufen und ihm seinen Preis zahlen. Ich krieg das Geld schon. Das Geld kann ich kriegen. Keine Bange. Nur keine Bange.« Und er trat so fest auf, dass das Bett noch mehr wackelte.
    »Nehmen Sie Ihre Schaufel und vergraben Sie die Nachgeburt. Ich gebe Ihnen eine Arbeit draußen im Hof. Da können Sie rumlaufen, wenn Sie unbedingt rumlaufen müssen.« Blanche machte sich am Bett zu schaffen. Sie richtete dies, glättete das. Legte etwas an seinen Platz. »Beeilen Sie sich. Sonst stinkt noch das ganze Haus.«
    »Du glaubst mir nich, oder? Ich mein das mit dem Haus aus Erde. Wie? Du glaubst nich, dass n abgerissener alter Naturalpächter wie ich aus ner beschissenen alten Bruchbude wie der hier n schönes Erdhaus mit großen, dicken Mauern machen kann, oder?«
    »Ich weiß es nicht, Tike.« Blanche hatte das Gefühl, dass er seine Worte an die falsche Person richtete. Aber sie hatte sich schon daran gewöhnt, dass ihre Klienten mit all ihren Sorgen und Hoffnungen zu ihr kamen, nur weil sie ihre Hände dazu ausgebildet hatte, ein Baby aus dem Bauch einer Frau zu holen. »Woher soll ich das wissen? Ich glaube nicht, dass jemand, der wirklich Mut hat, so tief sinken würde, dass er auch nur eine Minute länger in einer dreckigen alten Mausefalle wie dieser hier wohnen bleibt. Aber was Ihr Traumhaus angeht, Ihr sogenanntes Haus aus Erde, nun, wo es stehen soll, weiß ich nicht. Ich scheine gerade nicht richtig sehen zu können. Warten Sie einen Moment, bis ich das Baby zu seiner Mutter gelegt und es gut zugedeckt habe, so, und wenn Sie jetzt rausgehen, öffnen und schließen Sie die Tür sehr, sehr schnell, damit nicht zu viel Zugluft entsteht. Beeilen Sie sich. Und mummeln Sie sich gut ein. Und, Tike, wenn Sie zurückkommen, vergessen Sie nicht, mir zu sagen wie kalt es draußen ist. Da ist die Gummiunterlage, da bei der Tür. Tragen Sie sie zusammengerollt, verschütten Sie nicht den Inhalt im Hof. Und Vorsicht an der Tür.« Sie beugte sich über das Baby und Ella May, um sie vor dem kalten Luftzug zu schützen, der eine Sekunde lang durchs Haus schoss, als Tike hinausging.
    »Wie gefällt er Ihnen?« Blanche hob den Jungen in Ellas Blickfeld.
    »Er wirkt jetzt schon zäh wie Leder, oder?« Ella Mays Stimme klang bereits tiefer. »Außer, dass seine Haut ganz runzlig ist. Stimmt was nicht mit ihm? Siehst du? Da an den Knien und am Hals und überall. Mit seiner vertrockneten und runzligen Haut sieht er eher wie eine Echse vom Caprock aus als wie mein Sohn.«
    Blanche

Weitere Kostenlose Bücher