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Haus aus Erde

Haus aus Erde

Titel: Haus aus Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woody Guthriie
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was ich von dir höre, seit du hier bist. Keime. Kein Keim nich hält mich davon ab, mein eignes Kind hochzunehmen. Keime. Keime.« Er trat zurück. »He. Ella. Lady. He. Wie fühlst du dich? Lady?«
    Ella May blickte durch die Wimpern ihrer halb geschlossenen Augen. Von dem Chloroform wirkte sie noch immer leicht benommen. »Ist es. Ein Junge. Oder. Ein Mädchen?«
    »Ein richtig hübscher großer Junge.« Blanche legte das Baby zwischen die Füße seiner Mutter und rieb seine Haut mit Öl ein. »Ein großer Rabauke.«
    »Halt still, Grashüpfer!«, rief Tike. Er stand einen halben Meter vom Bett entfernt und beugte sich so weit vor, wie Blanche es zuließ.
    Ellas Lippen waren heiß, feucht von dem Schweiß, der ihrem ganzen Körper ein gesundes Rosa verlieh. »Ein Junge? Wer hat gesagt, ein Grashüpfer?«
    Blanche schwieg und trug weiter Öl auf. Als sie seine Gliedmaßen einrieb und liebkoste, gurrte und lächelte das Baby vor Zufriedenheit.
    »Ich hab ihn n kleinen Grashüpfer genannt. Ein Junge, Lady. Der hübscheste Kerl, den ich je gesehn hab. Hör nur, wie er gurrt. Guck mal, wie der streitlustige kleine Gauner lächelt, wenn Blanche, wenn n hübsches Mädel ihm den Bauch reibt. Ja. Ha. n Junge! Jawohl. n richtiger Junge und n ganzer Kerl. Gott, du solltest ihn sehn, Lady.« Tike hatte eine Art Tanz erfunden, einen Tanz, wie ihn einer der frühen Stämme, die jetzt im Schiefer des Caprock begraben waren, getanzt haben musste, vielleicht den schlichtesten Tanz der Welt und einen der anmutigsten. Einen Tanz, bei dem man ganz still steht. Tikes Füße bewegten sich nicht, doch alles andere an ihm tanzte auf dem Boden, in der Tür und an Flussmündungen. Das Zimmer tanzte mit ihm, und als er Ella May betrachtete, die dort auf ihrem Bett atmete und sich leise bewegte, sah er, dass ihr Gesicht, ihre Augen, ihre Gedanken zur Hütte hinaustanzten. Tike musste stehen bleiben. Er wollte nicht noch weiter weg, und Blanche würde ihm nicht erlauben, seine Keime näher ans Bett zu schleppen, und so stand er wie angewurzelt da und wiegte sich auf jede erdenkliche Weise.
    »Aber. Es kann kein Grashüpfer sein«, flüsterte Ella May. »Das geht doch gar nicht.«
    »Hören Sie auf, sich Sorgen zu machen.« Blanche wickelte das Baby in eine weiße Flanelldecke und legte es auf die Bettdecke. »Helfen Sie mir, die Gummiunterlage unter ihr herauszuziehen.«
    Stück für Stück, Zentimeter für Zentimeter zogen die beiden die Gummiunterlage unter Ella Mays Hüften, Rücken, Schultern, Beinen und Füßen hervor. Sie hoben, stützten, hielten Ella May, damit die schwachen Muskeln ihres Körpers kein Gewicht tragen mussten.
    Sobald Blanche die Gummiunterlage zu einem Bündel zusammengerollt hatte, trug sie sie zur Tür. Während sie ihm den Rücken zuwandte, schlich Tike näher ans Bett und fuchtelte mit den Händen ganz närrisch vor dem Kind und vor Ella May herum. Er ahmte die Geräusche nach, die ihm beim ersten Schrei des Babys in den Ohren geklungen hatten: »Oggle ma google dee boogle ma stoofge. Iggle dee wiggle ma jiggle dum bittle. Unky de dunk. Unku de dunk. Blamm. Whammm. Singo blingo blango. Clunkity clink. Blinkety blink. Ha. He! Seht her! Ich bin Vater! Heja! Du verdammter Schneesturm da draußen, guck, jetzt is dir der Stachel gezogen. Juhu!« Er trommelte sich mit den Fäusten auf die Brust, bis sein Unterhemd fast in Fetzen an ihm hing, und brüllte: »Juhu! Verdammt, ich bin Papa! Daddy. Vaaater! He, Lady, ich bin Vaaater!«
    Ella May lächelte nur zu ihm auf, dann auf den Jungen in seiner Decke herab. Sie lächelte ihre beiden Jungen auf die gleiche Art an. Ihr Gesichtsausdruck war derselbe für Tike und für den Grashüpfer. Sie fühlte sich freier, lockerer, leichter, seit das vier Kilo schwere Baby samt allem Drum und Dran aus ihrem Bauch verschwunden war. Das Chloroform trieb noch immer wilde Schneeverwehungen und sommerliche Wirbelwinde durch ihren Kopf. Ein bisschen hatte sie das Gefühl, als ob sich Tike die Geburt zu sehr als sein eigenes Verdienst anrechnete, aber sie freute sich so sehr für ihn, dass sie ihm erlaubte, ihr die Show zu stehlen. Sein Tun erfrischte sie, und sie atmete tiefer durch, begann Füße und Beine zu bewegen und spürte die angenehme Hitze ihrer Haut auf dem grauen Baumwolllaken. Die Gummiunterlage war kalt gewesen. Tike wollte gleichzeitig mit dem Baby spielen und Ella May zudecken, doch Blanche legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: »Nehmen Sie Ihre Keime und bleiben

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