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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Neggers
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wenn er diese Reaktion nicht von dir bekommt, könnten die Ereignisse noch schlimmer werden.“
    „Verdammt.“ Sie sank in die Couch zurück und stellte die Beine nebeneinander. „Ich habe keine Ahnung, wie die ‚gewünschte Reaktion‘ aussehen soll. Zum Beispiel hierherzukommen? Prima, dann haben die Mistkerle gesiegt und können aus meinem Leben verschwinden. Oder soll ich mitten in der Nacht schreiend aus dem Haus laufen? Vergiss es.“ Sie sprang auf. „Ich werde wegen niemandem den Verstand verlieren.“
    „Was sagt dir denn dein Gefühl?“ Seine Stimme klang ruhig und besänftigend. Plato wusste genau, wie man sich um jemanden zu kümmern hatte.
    „Ich weiß es nicht.“ Lucy lief auf dem weichen dunklen Teppich hin und her. „Plato, ich bin keine normale Person. Ich bin die verwitwete Schwiegertochter eines amerikanischen Senators. Du weißt ganz genau, dass Jack den Sicherheitsdienst vom Capitol zu mir schicken wird.“
    „Lucy …“
    „Ich muss mich um mein Geschäft kümmern. Ich muss meine Kinder erziehen. Verdammt noch mal, ich bin alles, was Madison und J. T. haben. Ich will mich nicht in Gefahr begeben, aber ich werde auch nicht … Plato, wenn ich es irgendwie vermeiden kann, dann möchte ich nicht, dass Jack und ein Haufen von FBI-Leuten in meinem Leben herumschnüffeln.“
    Plato legte seinen Arm um Lucys Schultern. „Schon gut. Ich kann dich verstehen. Hör zu, ich muss nächste Woche nach Frankfurt …“
    „Ich wollte damit jetzt nicht sagen, dass du alles stehen und liegen lassen sollst, um mich zu retten. Ich wollte nur die Meinung eines Fachmanns hören.“ Sie lächelte leicht. „Aber es hat gut getan, es jemandem zu erzählen.“
    Er erwiderte ihr Lächeln. Doch er schüttelte auch den Kopf und verstärkte den Druck auf ihren Oberarm. „Du bist nicht gekommen, um
meine
Meinung zu hören.“
    „Aber ich hätte es getan, wenn ich gewusst hätte, dass du hier bist. Ehrlich gesagt spreche ich lieber mit dir als mit Sebastian über meine Probleme.“
    Er lachte. „Wer würde das nicht tun?“
    „Gut. Dann wäre das ja erledigt. Ich werde einfach meinem Instinkt vertrauen. Ich fliege nach Hause und hoffe, dass nichts mehr passiert …“
    „Nein, Lucy, du wirst mit Sebastian reden und ihm alles erzählen.“
    „Fliegt er denn nicht mit nach Frankfurt?“
    „Auf keinen Fall. Er …“ Plato runzelte die Stirn und geleitete sie zur Tür. Er schien nach den passenden Worten zu suchen. „Er gönnt sich ein Forschungssemester.“
    „Forschungssemester? Ich bitte dich, Plato. Er ist doch kein Professor. Wie kann er …“
    „Du musst zu seiner Hütte fahren“, unterbrach Plato sie. „Es ist nicht weit entfernt. Ich zeige dir den Weg.“
    Lucy befreite sich aus seiner Umarmung und blieb stocksteif mitten in der Empfangshalle stehen. Plato ging weiter, und sie schaute ihm nach. Dabei blinzelte sie ein paar Mal, als ob sie auf diese Weise ihre Gedanken ordnen könnte.
    „Ich will Sebastian nicht sehen“, sagte sie.
    Plato drehte sich zu ihr um. „Er kann dir helfen, Lucy. Ich kann es nicht.“
    „Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich nicht deswegen hergekommen bin.“
    „Ich weiß, warum du gekommen bist.“ Seine sehr schwarzen Augen schienen sich an ihren festzusaugen. „Weil du es Colin versprochen hast.“
    Sie spürte einen Kloß im Hals. „Plato …“
    „Es war richtig von Colin, dich zu Sebastian zu schicken, Lucy. Ich habe schwierige Rettungseinsätze gemacht, und jetzt versuche ich, seine Firma vor Schwierigkeiten zu bewahren. Sebastian ist in vieler Hinsicht ein Hundesohn – aber er ist immer noch der beste.“
    Lucy blieb hartnäckig. „Und wenn ich wegfahre, ohne mit ihm zu reden?“
    „Dann muss ich ihm erzählen, was du mir gesagt hast.“
    Sie sah ihn scharf an. „Ich habe das Gefühl, dass das noch schlimmer wäre.“
    Er grinste. „Sehr viel schlimmer.“
    Es war einfach, der Wegbeschreibung zu folgen. Plato brachte sie bis zu einem unbefestigten Weg und sagte ihr, sie solle so lange fahren, bis es nicht mehr weiterginge. Sie würde schon merken, wenn sie bei Sebastian angekommen wäre.
    Lucy war nicht sehr optimistisch. Aber es war vermutlich törichter, auf halber Strecke aufzugeben, als die Angelegenheit, von der sie sich dummerweise hatte hierherführen lassen, zu Ende zu bringen. Plato würde vermutlich übertreiben, wenn er Sebastian ihre Geschichte erzählte. Wenn Sebastian dann nach Vermont käme, steckte sie wirklich in Schwierigkeiten.

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