Haus der Angst
auf eine gesicherte Website. Vielleicht möchten Sie sie sich einmal ansehen.“
Jack griff hastig nach der Karte und ließ sie in seine Jackentasche fallen. „Zum Teufel, Mowery, wenn Sie Bilder von meinem Sohn in das verdammte Internet gestellt haben …“
„Entspannen Sie sich, Senator. So einfach ist es nicht. Nichts ist jemals einfach, verstehen Sie.“
„Die Leute stellen bereits Fragen wegen Ihres Besuches neulich in meinem Büro. Das ist nicht gerade förderlich.“
Das Bier wurde gebracht. Darren nahm einen Schluck und zuckte mit den Schultern. „Finden Sie?“
„Was wollen Sie von mir?“
Er trank mehr von seinem Bier. „Schauen Sie sich die Website an. Dann reden wir weiter.“
Lucy pflückte die verwelkten Blüten der Lilien und Malven ab, die vor der Garage wuchsen. Eine ganz normale Tätigkeit, aber sie machte ihr Spaß. Nach dem Erlebnis mit der toten Fledermaus hatte sie alle mit Arbeit überhäuft. J. T. und Georgie rupften Unkraut, Madison putzte die Kanus und Kajaks und säuberte die Schwimmwesten. Sie hatte ihre Kinder gebeten, heute in der Nähe des Hauses zu bleiben. Sie überlegte immer noch, ob sie sich am Abend mit ihnen zusammensetzen und ihnen den Grund dafür erzählen sollte. Aber sie wollte nichts überstürzen und ihnen keine unnötige Angst einjagen.
Ein Schatten fiel über ihr Gesicht. Sie blickte hoch und sah Sebastian. „Meine Güte, du scheinst ja immer aus dem Nichts aufzutauchen.“
Er berührte sie am Ellbogen. „Ich bin durch den Seitengarten gekommen. Ich glaube nicht, dass mich jemand gesehen hat, Lucy. Ich muss mit dir reden.“
„Komm hier herein.“
Sie gingen in die Garage, deren hinterer Teil im Schatten lag. Von hier aus konnte man sie nicht sehen. Es roch nach vermodertem Holz und altem Öl. Alles war noch genauso, wie Daisy es zurückgelassen hatte. Lucy hatte nichts angerührt, weder die Schubkarre, die älter als ein halbes Jahrhundert war, noch die gereinigten und geölten Werkzeuge, die von den Dachbalken herabhingen oder säuberlich sortiert in den Regalen lagen.
Sebastian schienen all die Einzelheiten seiner Umgebung vollkommen vertraut zu sein. Schließlich ist er hier aufgewachsen, sagte Lucy im Stillen zu sich. Er kannte diesen Ort und seine Geschichte besser als sie. Sie spürte seine Verbundenheit mit der Umgebung. Er fand sich sofort zurecht, ohne viele Fragen stellen zu müssen. Seine Anwesenheit wirkte so unmittelbar und überwältigend auf sie; ein Gefühl, gegen das sie sich nicht zur Wehr setzen konnte.
„Was gibt’s?“ fragte sie. „Ist irgendwas passiert?“
„Hast du Madison alleine in den Wald gehen lassen?“
Lucy war verblüfft. „
Wie bitte?
Nein! Sie und J. T. arbeiten heute im Haus. Sie reinigt die Kanus und Kajaks hinter der Scheune.“
„Das glaubst du aber auch nur. Sie hat sich davongemacht. Ich habe sie eben im Wald gesehen.“
Lucy ballte die Hände zu Fäusten. „Dieses kleine Miststück.“
„Das Mädchen ist eben unternehmungslustig“, meinte Sebastian.
„Sie hat mir nichts davon gesagt. Ich hatte keine Ahnung.“
„Ich wollte ihr erst folgen.“ Sein Blick taxierte sie, aber auf sehr zurückhaltende Weise. „Doch dann habe ich mir gedacht, dass ich dich erst fragen sollte. Ich möchte mich nämlich nicht in Angelegenheiten zwischen Eltern und Kindern einmischen.“
„Sie hat einen Anruf von einer Freundin bekommen. Ich habe ihr gesagt, sie solle erst zurückrufen, wenn sie hier fertig ist …“ Lucy war wütend auf ihre Tochter. „Wo ist sie jetzt?“
„Wieder auf dem Rückweg. Ich bin vor ihr her gegangen.“
„Du wolltest dich wohl davon überzeugen, dass ich sie und J. T. nicht allein herumlaufen lasse, wenn ein irrer Fledermaus-Killer es auf mich abgesehen hat.“ Der Zorn wuchs in ihr, und gleichzeitig fühlte sie sich frustriert. Sie rieb mit dem Fuß über einen Ölfleck auf dem Zementboden. „Ich hätte besser aufpassen müssen.“
Sebastian blieb ruhig. „Ich kann ein Überwachungsteam kommen lassen; morgen früh wären die Männer hier. Plato kann ein paar Leute abstellen. Die würden auf jeden Fall herausfinden, wer dir nachspioniert. Und warum.“
„Ach, hör auf.“
„Lucy, wer immer diese Fledermaus in dein Bett gelegt hat, wusste, dass du nicht zu Hause warst. Und das bedeutet, dass man dich beobachtet.“
Sie verschränkte die Arme und klopfte nervös mit dem Fuß auf den Boden.
Heute trug sie ein luftiges Sommerkleid, Sandalen und winzige Ohrringe. Ihr Haar
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