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Haus der bösen Lust (German Edition)

Haus der bösen Lust (German Edition)

Titel: Haus der bösen Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Pete Beach, Florida. Die Karte war unübersehbar neu. Collier zwängte die Finger tief in den nächsten Schlitz ...
    Da ist etwas ...
    Mit Feingefühl und etwas Mühe gelang es ihm mit Zeige- und Mittelfinger, etwas zu ergreifen und herauszuziehen.
    Ein Packen sehr alter, gräulicher Papierbögen, länglich, etwa achtzehn mal acht Zentimeter. Dieselben, die er den Mann in dem Traum in eben diesen Schreibtisch hatte stecken sehen.
    Flipp jetzt bloß nicht aus, mahnte sich Collier. An sich schien es unmöglich zu sein, doch durch blanken Zufall ließ es sich durchaus erklären. Ich habe sie bemerkt, als ich den Tisch zum ersten Mal gesehen habe, nur habe ich sie nicht bewusst wahrgenommen ...
    Zumindest hoffte er das ...
    Es schien sich um etwa sechzig Blatt zu handeln, von denen einige weiß statt gräulich waren. Ein solches Exemplar hatte er bereits zuvor in einer von Mrs. Butlers Vitrinen gesehen. Es handelte sich um Lohnschecks aus der damaligen Zeit, und er vermutete, dass sie für einen Sammler einen gewissen Wert haben mochten. Collier las den ersten.
    Zahlbar an: Mr. R. J. Myers, Mitarbeiter der East Tennessee & Georgia Railroad Company, fünfzig Dollar.
    Das Datum: 30. April 1862. Unten befand sich die Unterschrift: Windom Fecory .
    Windom Fecory, überlegte Collier. Der Mann, nach dem die Bank benannt ist. Der Mann mit der Goldnase ...
    Collier zog einige der Schecks von dem Stapel und steckte sie in die Tasche. Vielleicht weiß Mr. Sute genau, was diese Dinger sind . Den verbleibenden Stapel schob er zurück in den Schlitz.
    Aber was war mit dem Rest des Albtraums?
    Morris, der Freier im Bordell, dachte er. Habe ich seinen Namen nicht auf irgendetwas in den Vitrinen gelesen? Zweifellos handelte es sich um einen von Harwood Gasts Bahnarbeitern. Auch das ließ sich immer noch durch unterbewusste Erinnerung erklären; und sogar die dumpfen, aber unbestreitbaren Schmerzen in seiner linken Brustwarze konnte man erklären. Unweigerlich überlegte Collier, ob er mittlerweile regelrecht nach einem Beweis für etwas Übernatürliches suchte. Ich frage mich, was ein Therapeut sagen würde. »Tja, Doktor, letzte Nacht habe ich geträumt, ich sei eine Frau und würde von einem groben Bahnarbeiter in den Arsch gefickt. Oh, und außerdem habe ich mich davor mit ein paar Schwulen betrunken.«
    Warum sollte er sich die Mühe machen, darüber nachzugrübeln?
    Die Morgenluft draußen erfrischte ihn. In kürzerer Zeit als vermutet kam er bei der Kirche an. Während er auf Dominique wartete, schienen ihn einige vor der Kirchentür stehende Leute zu mustern, deshalb schlenderte er davon, langsam, um es nicht abrupt wirken zu lassen.
    »Was machst du denn hier drüben?«, fragte Dominique, als sie um die Ecke bog. Collier verschlug es die Sprache. Sie trug ein kamelbraunes Wickelkleid mit einem schicken Gürtel. Ihre Augen funkelten im morgendlichen Licht.
    »Oh, ich ...«
    »Ich vergesse andauernd, dass der Bierfürst nicht erkannt werden will«, meinte sie kichernd.
    »Genau. Vor allem nicht in der Kirche.«
    Es überraschte Collier, als sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen drückte. Wie üblich betörten ihn ihre Seife und ihr Shampoo gewaltig; sogar ihr Mundwasser und ihre Zahnpasta hatten verführerische Wirkung auf ihn.
    »Du ... hast mir gefehlt«, stammelte er und fühlte sich gleich darauf albern.
    »Gut«, erwiderte sie und ergriff seine Hand. Die versammelten, plappernden Kirchgänger – vorwiegend Paare mittleren und höheren Alters – strömten in das Gotteshaus, als die Turmglocke zu läuten begann.
    Putzmunter schlug sie vor: »Lass uns reingehen und Gott bitten, uns unsere Sünden zu vergeben.«
    »Klar«, sagte Collier. Dann sollte es in meinem Fall besser ein verflucht langer Gottesdienst werden ...
    II
    »Na schön, Schlampe. Du willst’s hart, also kriegst’s auch hart.«
    »Ja, ja!«, hatte J. G. Sute hervorgestoßen.
    So hatte es angefangen, aber wie es geendet hatte, war eine andere Geschichte ...
    Nackt auf dem Bett erinnerte der um die hundertfünfzig Kilo schwere Kerl an eine fette Zeichentrickfigur. Sute bot alles andere als einen erhebenden Anblick. Schlimmer noch waren die Traumfragmente, die Jiff seit seinem Albtraum der vergangenen Nacht heimsuchten. Manchmal hatte er solche Träume, was er nie verstand. Träume aus dem Bürgerkrieg, dazu grauenhafte Bilder, und die vergangene Nacht war die schlimmste überhaupt gewesen. Er hatte Wagen voller Menschen gesehen, so dürr, dass sie wie

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