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Haus der bösen Lust (German Edition)

Haus der bösen Lust (German Edition)

Titel: Haus der bösen Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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lebendige Skelette aussahen. Die meisten waren nackt, und die wenigen noch Bekleideten wurden von Sklaven ausgezogen. Mehrere Indianer standen mit Messern an den Gürteln umher, die Blicke aufmerksam und geduldig. An dem Ort war es so heiß . Als Nächstes wusste Jiff noch, dass er Kohle in einen gewaltigen Hochofen geschaufelt hatte und darin Menschen verglühen sehen konnte ...
    Jiff biss sich auf die Lippe, bis die Bilder verschwanden.
    Nackt stand er vor seinem liegenden, sich windenden Kunden. Die nächste Stunde lang ertönten Geräusche wie: »Ich liebe dich, ich liebe dich!«, gefolgt von einem heftigen Klatschen und »Bitte! Ich verdiene es! Ich verdiene die Schmerzen, weil ich deiner Liebe nicht würdig bin.« Dann ein noch härterer Schlag. »Jiff, Liebster. Du musst mir wehtun, ich brauche es ...«
    So lief es ab.
    Allerdings blitzten während des gesamten Programms Erinnerungsfetzen von Jiffs Albtraum durch seinen Hinterkopf: Frauen, alte Männer und Kinder, kahl und ausgemergelt in einer Schlange, aber ...
    Einer Schlange wofür?
    Herrgott noch mal ...
    Wofür genau Jiff den Gummihandschuh benutzte, bedarf keiner Erwähnung, ebenso wenig muss erläutert werden, an welchen und wie vielen Stellen von J. G. Sutes korpulentem Leib er die »Klammern für unartige Mädchen« verwendete. Sein Kunde hatte diesmal Schmerzen gewollt, und die bekam er auch, bis er nur noch eine schluchzende, schniefende, zitternde Masse darstellte.
    Auch Erniedrigung stand auf dem Einhundert-Dollar-Plan dieses Vormittags; daher auch der Weinkelch. Mit welcher anderen Flüssigkeit, die nicht Wein war, Jiff ihn füllte, die er Sute anschließend zu trinken zwang, soll unerwähnt bleiben.
    »Ich bin deiner so unwürdig – ich bin Abschaum! Scheiß auf mich, wenn du willst!«
    Selbst für einhundert Dollar war Jiff dazu nicht bereit. Stattdessen schlug er seinen Kunden zum »großen Finale« noch ein paar Mal und spritzte anschließend kräftig in dessen Gesicht ab. Aber selbst während dieser letzten Handlungen hätte er schwören können, immer noch die sengenden Flammen aus dem Hochofen in seinem Traum zu sehen, immer noch die Schreie zu hören ...
    Nachdem er seine Dienste ordnungsgemäß ausgeführt hatte, schluchzte J. G. Sute Freudentränen, während sein elefantengleicher Körper bibberte.
    »Liebster, jetzt könnte ich sterben ...«
    Die Freakshow is’ vorbei. Jiff ging zum Waschbecken im Badezimmer, um sich frisch zu machen. Ich halt’ die Scheiße einfach nich’ mehr aus. Als er ins Schlafzimmer zurückkehrte, stellte er erleichtert fest, dass sich Sute das Gesicht abgewischt und seinen Morgenrock angezogen hatte. Nun, da seine geisteskranken Bedürfnisse befriedigt worden waren, wies der Mann einen verklärten Blick auf. »Das war herrlich«, meinte er seufzend.
    »Ja, ja.« Jiff trat lustlos zum Spirituosenschrank. Er würde dem Mann nicht sagen, dass dies seine letzte Nummer mit ihm gewesen war. »Was dagegen, wenn ich mir ’n Schluck nehm’?«
    »Was mir gehört, gehört auch dir, Liebster.«
    Großer Gott. Jiffs Blick wanderte über die Fächer des Schranks: Asombroso-Tequila, dreißig Jahre alter Macallan-Scotch, Johnnie Walker Green . Scheiße, hat der kein’ Black Velvet? Er schenkte sich einen Fingerbreit von etwas ein und setzte sich mit nacktem Hintern auf einen Ohrensessel.
    Da seine perversen Pflichten nunmehr erfüllt waren, kehrte der Albtraum umso deutlicher in seinen Kopf zurück.
    »Jiff, du siehst bedrückt aus.«
    Der Alkohol brannte seine Kehle hinunter. »Was?«
    »Du scheinst über etwas besorgt zu sein ...«
    »Schlecht geträumt, das is’ alles. Passiert mir manchmal – keine Ahnung, warum.« Die grässlichen Bilder fühlten sich wie blaue Flecken in seinem Gehirn an. »Hab geträumt, ich wär’ ’n Kohlenschaufler in der Zeit des Kriegs.«
    »Heizer«, berichtigte ihn Sute. »So lautete damals die offizielle Berufsbezeichnung. Sie haben sechzehn Stunden am Tag für etwa vierzehn Dollar im Monat geschaufelt.« Sutes »Nachglühen« ließ ihn entspannt wirken, oder vielleicht lag es auch an Jiffs Gegenwart. Es war eine gewöhnliche Unterhaltung, kein perverses Rollenspiel. »Zu dem Umstand, dass die CSA letztlich kapitulierten, hat durchaus beigetragen, dass sie nicht in der Lage waren, Kohle so effektiv abzubauen wie der Norden. Ich nehme an, du warst ein Heizer der Konföderierten, richtig?«
    Jiffs nackte Brustmuskeln spannten sich, als er sich die Stirn rieb. »Ne, und mir hat auch

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