Haus der bösen Lust (German Edition)
Woche, geht hin in Frieden und dient dem Herrn!«
Ein kollektives »Amen« ertönte vermischt mit weiterem Lachen, dann setzte fröhliches Orgelspiel ein, um das Ende der Messe zu verkünden.
»Wow«, flüsterte Collier. »Die Kirche hat sich verändert.«
»Wann warst du denn das letzte Mal?«
»Ach, dass du das fragen musst. Ich schäme mich richtig, darauf zu antworten. Wann hat Oliver North noch mal Dokumente für Reagan vernichtet?«
Dominique kicherte. »Dass du hier bist, ist doch ein Anfang, oder? Und ja, Pater Grumby wird manchmal ein wenig übereifrig, aber er ist ein großartiger Pfarrer.«
Colliers Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an, als er zwei junge Mädchen in weißen Kleidern bemerkte, die hinter ihren Eltern die Kirche verließen. Das können sie nicht sein, dachte er. Tatsächlich war er immer noch nicht sicher, ob er die Mädchen wirklich gesehen oder ob es sich um eine alkoholschwangere Fantasie gehandelt hatte.
Dann krampfte sich sein Magen zusammen, als er sich an die andere Fantasie erinnerte – an die vier kleinen Hände, die mit ihm gespielt hatten ... und an den Hund ...
»Lass mich dir eine Frage stellen«, sagte er. »Gibt es irgendwelche Nachkommen von Harwood Gast?«
»Nein.« Sie lächelte ihn an. »Warum fragst du?«
»Ich habe von Mr. Sute ein paar Bücher gekauft, sie aber noch nicht gelesen. Ist es nicht irgendwie merkwürdig, dass die Gasts nie Kinder hatten?«
»Oh, sie hatten Kinder, zwei sogar. Zwei Mädchen.«
Collier verspürte einen Stich. »Aber du hast doch gerade gesagt, dass es keine Nachkommen ...«
»Keine Nachkommen, nein, das stimmt.« Sie schien bei einem Gedanken zu zögern. »Seine zwei Töchter starben im Teenageralter während ... während des Kriegs.«
Collier schaute den beiden Mädchen nach. Eines war schmutzig-blond, das andere brünett. Genau wie ...
Bevor sie das Kirchenschiff verließen, drehten sie sich einen Moment lang um und winkten einigen anderen Kindern zu. Collier sah, dass sie es eindeutig nicht waren.
»Hatten ... Gasts Töchter einen Hund? «
»Justin, woher soll ich das wissen?«
»Na ja, du weißt eine Menge über die Legende. Wie genau sind die beiden Mädchen gestorben?«
Sie stupste ihn. »Ich glaube kaum, dass die Kirche der richtige Ort ist, um sich über Tennessees Version von Iwan dem Schrecklichen zu unterhalten. Wenn du dich unbedingt weiter in das Thema hineinsteigern willst, dann geh und frag deinen Freund J. G. Sute. Er kann dir alle Fakten und allen Unsinn erzählen, den du hören willst. Wenn jemand noch besessener von diesem Zeug ist als du, dann er.«
Unvermittelt fühlte sich Collier albern, doch ihre Worte stachelten ihn an. Vielleicht mache ich das heute – ich rufe Sute an . Er verspürte den plötzlichen Drang, etwas über Gasts beide Kinder zu erfahren.
Collier folgte Dominique hinaus. Unterwegs unterhielt sich Dominique kurz mit Bekannten. Draußen meinte er: »Wenn ich das richtig verstanden habe, bist du heute Morgen beschäftigt.«
»Ja. Wie der Pfarrer sagte, das mache ich an Sonntagen vor der Arbeit.«
»Das ist eine ziemlich noble Geste.«
»Nein, ist es nicht – es ist keine große Sache. Ich nehme alle Beilagen, die vom Samstag übrig geblieben sind, und bereite dann ein Fleischgericht aus Überschussware oder Tagesgerichten zu, die sich nicht gut verkauft haben. Tatsächlich macht es Spaß. Einmal habe ich Chimichurri-Schweinefilet mit Bananen-Paprika-Soße und Wasabi-Kartoffelbrei für hundert Obdachlose gekocht.«
»Ich möchte wetten, das hat ihnen den Tag versüßt«, sagte Collier.
»Sie waren hin und weg davon. Ein anderes Mal wollte mein Lieferant eine Ladung Jakobsmuscheln loswerden. Ich habe einige davon mit Mengenrabatt gekauft und habe sie mit Penne und getrüffelter Pomodoro-Rahm-Soße zubereitet. Es wurde ein Festschmaus. Der einzige wirkliche Aufwand ist die Fahrt nach Chattanooga und zurück.«
Collier verspürte einen Anflug von Pflichtgefühl. »Lass mich dir helfen. Ich habe heute nichts Großartiges vor.«
»Nein, das ist etwas, das ich alleine tun muss. Du hast Pfarrer Grumby gehört – du musst deinen eigenen Weg finden, etwas Gutes zu tun.« Sie grinste. »Dir wird schon etwas einfallen.«
Collier fühlte sich samt seiner Falschheit erleichtert. Das Letzte, was er wirklich tun wollte, war, für Obdachlose zu kochen, die mehrere Stunden entfernt lebten. Aber wenigstens kam er sich nicht wie ein Arschloch vor, weil er es zumindest angeboten hatte.
Er zog
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