Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus der bösen Lust (German Edition)

Haus der bösen Lust (German Edition)

Titel: Haus der bösen Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
Vom Netzwerk:
könn’ wir noch zwei bestellen?«
    »Oh ja, sicher.« Collier öffnete das Blatt Papier. »Wie ich schon sagte, ich habe im Netz recherchiert ...«
    Jiffs Miene zog sich zusammen. »Im Netz? Was für ’n Netz meinen Sie? Ich hab gedacht, Sie beschäftigen sich mit Bier.«
    Wie sollte Collier darauf reagieren? »Nun ja, Jiff, ich meine das Internet ...«
    »Ach so, dieses Computerzeugs. Datenautobahn und so«, erwiderte Jiff.
    »Genau.« Collier wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Der Ausdruck stammte aus dem Lokalführerabschnitt einer unbekannten Tourismus-Website für den Süden. Der von ihm gekennzeichnete Absatz lautete:
    ... einige der umfassendsten Sammlungen von authentischen Bürgerkriegsrelikten im Süden, ganz zu schweigen von Cusher’s , dem einzigen Restaurant im Süden, das echte Bürgerkriegsküche bietet und auf Grundlage von echten, ins Jahr 1860 zurückreichenden Rezepturen diverse Biersorten braut.
    Die Adresse des Lokals stand unten auf der Seite, ebenso der Name des Verfassers des Artikels: J. G. Sute, Autor von fünf Büchern und Experte für Regionalgeschichte .
    »Sehen Sie, hier.« Collier deutete auf den unteren Rand. »Dieser Mann, J. G. Sute: Hier steht, dass er Historiker ist. Haben Sie schon mal von ihm gehört?«
    Aus unerfindlichem Grund erstarrte Jiff. Dann blinzelte er und antwortete: »Oh, klar. Wir nennen ihn den alten J. G. Er is’ ’n Einheimischer.«
    »Klingt, als sei er ein erfolgreicher Autor.«
    Erneut ein merkwürdiges Zögern. »Sicher, Mr. Collier. Er hat ’n paar Bücher geschrieben.«
    »Zufällig über Brauereien aus der Gegend?«
    Jiff wirkte immer noch neben der Spur, versuchte jedoch, es sich nicht anmerken zu lassen. »Ne, Sir, nich’, dass ich wüsst’. Er schreibt Geschichtsbücher, hauptsächlich über diese Gegend.«
    »Bücher über Gast?«
    »Ja, genau, und darüber, wie die Stadt in den Krieg verwickelt worden is’. Außerdem Lokalgeschichte und so ’n Zeug.«
    Verdammt . Collier hatte auf einen Kenner der regionalen Gastronomie gehofft, der ihm Tipps für ähnliche Brauereien geben könnte. »Ich würde wirklich gern mit ihm reden, aber er steht nicht im Telefonbuch. Wo kann ich ihn finden?«
    Was ist bloß plötzlich mit dem Burschen los?, fragte sich Collier, nachdem er die Frage gestellt hatte. Bildete er sich das ein, oder war es Jiff unangenehm, über diesen Sute zu sprechen?
    »Na ja, normalerweise isst er täglich hier zu Mittag, und manchmal treibt er sich abends in der Bar unten am Eck rum.« Jiff wischte sich die Stirn mit einer Serviette ab. »Äh, und er verbringt untertags viel Zeit im Buchladen, wo er seine Bücher anpreist. Den Besitzer stört’s nich’, weil J. G. ’n redseliger Kerl is’ und die Touristen dazu bringt, Zeug zu kaufen.«
    Collier musste einfach fragen. »Jiff, es scheint sie zu beunruhigen, dass ich mich nach diesem Mann erkundigt habe.«
    Sein jüngeres Gegenüber seufzte eindeutig unbehaglich. »Ach ne, es is’ nur ...«
    »Ist er ein Klatschmaul? Wollen Sie nicht, dass er schlecht über den Ort redet?«
    »Ne, ne ...«
    »Oder wollen Sie vielleicht nicht schlecht über ihn reden? Ist er vielleicht so etwas wie der Dorftrottel? Ein alter Stammtischhocker, der nur Blödsinn schwafelt?«
    Wenigstens lächelte Jiff nun. »Er is’ zwar ’n recht netter Kerl, aber ja, so ziemlich alles, was Sie grad gesagt haben, trifft auf ihn zu. Noch nich’ so alt – Ende fuffzig, Anfang sechzig, schätz’ ich. Fährt in seinem brandneuen Cadillac rum und verzapft Blödsinn. Aber schöne Karre. Einer dieser schicken SUV. Enchilada heißt ’s Modell.«
    Enchil... Oh, der Bauerntrampel meint Escalade . »Also ist er mit seinen Büchern erfolgreich. Für ein brandneues Auto dieses Modells blättert man locker fünfzigtausend hin.«
    Jiff zuckte mit den Schultern und nickte ansatzweise.
    »Kennen Sie ihn gut? Sind Sie miteinander befreundet?«
    Jiff warf Collier einen Blick zu, der beinah verängstigt wirkte. »Äh, ne. Also, ich mein’ klar, ich kenn’ ihn, aber ...« Er schluckte. »Aber nur weil ich Gelegenheitsarbeiten für ihn mach’, Handwerkerkram. Ich arbeit’ viel nebenher, stutz’ Hecken, reparier’ Türen und Fenster und so.«
    Allerdings klang es wie ein Vorwand. Wahrscheinlich schuldet Jiff dem Typen Geld und will nicht, dass ich mit ihm rede und es herausfinde. Collier ließ auch dieses merkwürdig heikle Thema schließlich fallen, indem er sagte: »Ich werde versuchen, ihn im Buchladen zu

Weitere Kostenlose Bücher