Haus der bösen Lust (German Edition)
finden. Ich will mich bei ihm nur über Biere aus der Umgebung erkundigen.«
Dann zuckte Collier zusammen, als die Bardame ihm beim Servieren des Burgers ihren tiefen Ausschnitt präsentierte. Muss mich denn wirklich jede Frau aufgeilen, der ich begegne?, schalt er sich, bevor er mühsam seinen Blick von ihr löste.
Der Burger schmeckte gut, doch er konnte nicht aufhören, von dem Bier zu schwärmen. Als er sein zweites Glas geleert hatte, sah Jiff ihn verlegen an. »Wär’s in Ordnung, wenn ich ...«
»Jiff, bestellen Sie, so viel Sie wollen. Ich habe Ihnen ja gesagt, heute Abend sind Sie eingeladen.«
»Danke, Mr. Collier.«
Collier versuchte, den jüngeren Mann aufzumuntern. »Und ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie mich hierhergebracht haben.« Collier zeigte auf sein Glas. »Ich bin sicher, das ist genau das Bier, das ich brauche, um mein Buch fertigzustellen und den Abgabetermin einzuhalten.«
Als allmählich Trunkenheit einsetzte, wurde Jiff wieder lockerer. Colliers Regel bestand normalerweise darin, nie mehr als drei Bier pro Tag zu trinken, damit er mit klarem Kopf über seine Eindrücke schreiben konnte. Als er jedoch das dritte Glas geleert hatte, bestellte er ein weiteres und dachte sich: Ach, was soll’s, immerhin bin ich im Urlaub.
»Vorsicht, Mr. Collier«, warnte ihn Jiff. »Dieses Gebräu is’ tückisch.«
Und das willst DU mir erklären? »Fünf Prozent Alkohol, würde ich schätzen.«
»Fünf Komma drei«, meldete sich eine forsche, aber weibliche Stimme zu Wort.
Es war nicht die Barbedienung, sondern eine Frau, die Collier für die Köchin hielt, weil sie eine schlichte Ganzkörperschürze trug.
»Spezifisches Gewicht oder Volumen?«, hakte Collier pedantisch nach.
»Volumen«, antwortete sie.
»Wow, das ist stark. Dabei schmeckt es gar nicht so.«
»Das liegt am sechsrippigen böhmischen Hopfen, der Anfang der 1840er von tschechischen Einwanderern hier eingeführt wurde.«
Die genaue Auskunft durchdrang Colliers zunehmenden Schwips. Die versteht was von Bier . Dann betrachtete er sie eingehender. Pechschwarzes Haar reichte ihr ein wenig über die Schultern. Sie wirkte zierlich, doch etwas in ihren Augen verriet ihm ausgeprägtes Selbstvertrauen. Colliers Sextrieb ließ seinen Blick über ihren Busen wandern, aber die weite Schürze ließ dessen Größe nicht erahnen. Dicht über dem Halsansatz funkelte ein Silberkreuz.
Als er versuchte, etwas zu sagen, ertappte er sie dabei, wie sie ihn anstarrte.
»Ich glaub’s ja nicht. Justin Collier ist in meinem Lokal.«
»Verdammt richtig!«, bestätigte Jiff etwas zu laut. »Ein waschechter Fernsehstar!«
Collier zuckte zusammen.
»He, Jiff.« Die Frau beugte sich näher und flüsterte ihm zu: »Mr. Collier will wahrscheinlich keine große Aufmerksamkeit.«
»Nein, will ich wirklich nicht«, pflichtete Collier ihr erleichtert bei.
»Oh, klar, klar.« Jiff begriff es. »Wie wär’s mit noch ’ner Runde?«
Die Frau schenkte zwei weitere Gläser ein und stellte sie vor den beiden Männern ab. Dann streckte sie Collier eine kleine, etwas raue Hand entgegen. Wahrscheinlich vom Geschirrspülen, vermutete er.
»Ich bin Dominique Cusher, Mr. Collier«, stellte sie sich vor. »Ist eine echte Freude, Sie hier zu haben. Um ehrlich zu sein, ist Ihre Sendung so ziemlich das Einzige, was ich mir im Fernsehen noch anschaue. Ich liebe sie regelrecht.«
»Danke«, gab Collier zurück. »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
Sie hob einen Finger. »Aber ich kann mich erinnern, dass Sie vor ein paar Folgen für dieses neue Rauchbier aus Oregon geworben haben. Puh! Mögen Sie diese Brühe wirklich? Die strecken ihre Gerste mit Mais, und ich könnte schwören, dass ich Flüssigrauch darin geschmeckt habe.«
Collier lachte über die überraschende, verwegene Bemerkung. Auch er mochte das Produkt nicht wirklich, doch ihn beschäftigte die Frage: Wie um alles in der Welt kommt eine Geschirrabwäscherin dazu, ein kaum bekanntes Rauchbier zu trinken? »Na ja, das Geschäft hat seine eigenen Gesetze. Gelegentlich muss ich ein Bier abnicken, das eigentlich nicht besonders toll ist.«
Mittlerweile lächelte sie. »Oh, ich verstehe. Werbekunden.«
»Volltreffer.«
»Ich muss dasselbe tun. Es bringt mich förmlich um, eine Budweiser Happy Hour zu veranstalten ... aber wenn wir die Aktion machen, bekommen wir einen Rabatt. Keine Ahnung, wie die Leute das Zeug trinken können.«
»Aber die Leute trinken mehr davon als von irgendetwas anderem«, gab
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