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Haus der bösen Lust (German Edition)

Haus der bösen Lust (German Edition)

Titel: Haus der bösen Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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’s Gesicht is’ ’n wenig zerklüftet, aber die Figur is’ nich’ zu verachten, was?« Und wieder stupste er Collier mit dem Ellbogen in die Seite.
    Collier fiel keine wirklich passende Erwiderung ein, deshalb meinte er nur: »Ihre Mutter ist sehr nett und für ihr Alter tatsächlich ausgesprochen attraktiv.«
    »Ja, is’ sie, und wollen Sie wissen, woher ich weiß, dass sie auf Sie steht? Hä?«
    »Äh ... sicher.«
    »Also, es is’ nich’ so, dass sie’s mir gesagt hätt’, aber immer, wenn wer eincheckt, auf den sie ’n Aug’ geworfen hat, gibt sie ihm Zimmer drei. Das Zimmer, das Sie haben.«
    Colliers Gehirn arbeitete durch seinen Schwips träge. Was soll denn das bedeuten? Was könnte mein Zimmer damit zu tun haben, dass ... »Oh, Sie meinen, weil es besser ist als die anderen Zimmer?«
    »Ne, ne.« Jiff winkte ab. Er stupste Collier erneut mit dem Ellbogen und flüsterte: »Wegen der Aussicht. Ich wett’, das hat Sie Ihnen sogar gesagt, was? Dass Zimmer drei die beste Aussicht hat?«
    »Das hat sie wirklich, aber ...« Diese ohnehin schon lächerliche Unterhaltung wurde noch lächerlicher. Ich denke, man kann schon sagen, dass mein Balkon eine schöne Aussicht bietet, aber etwas so Besonderes ist sie auch wieder nicht. »Die Aussicht auf den Berg? Oder den Garten?«
    »Ne, ne.« Jiff schnaubte vor Belustigung. Er schlug sich auf die Knie. »Ich will Ihnen die Spannung nich’ nehmen, Mr. Collier.« Er warf einen Blick auf die Uhr hinter der Bar. »Ich schaff jetzt besser mein’ Hintern zurück zum Haus, weil ich hab noch Arbeit zu erledigen.«
    »Oh, dann fahre ich Sie zurück.«
    Wieder winkte Jiff ab. »Ne, ne, kommt nich’ infrage. Sie bleiben schön hier und plaudern mit Dominique. Is’ bloß ’n Spaziergang von zehn Minuten, und um die Wahrheit zu sagen, ich kann ’n bisschen frische Luft vertragen, weil ich bin voll wie zehn Strandhaubitzen.« Jiff schwankte, als er seinen Hocker zurückschob. »Aber danke für die Einladung, Mr. Collier. Sie sin’ echt ’n klasse Typ.« Er zwinkerte. »Und es würd’ mich freuen, wenn Sie mit meiner Ma zusammenkämen.«
    Das glaub ich jetzt nicht. Der Kerl versucht allen Ernstes, mich mit seiner MUTTER zu verkuppeln . »Äh, ja, Jiff, danke fürs Mitkommen.« Zurückhaltend schüttelte er Jiff die Hand und wünschte ihm eine gute Nacht.
    Ja, ein verdammt seltsamer Tag . Die Uhr hinter der Bar verriet ihm, dass es erst 21:00 Uhr war. Und einer, der noch nicht mal vorbei ist .
    Er drehte sich auf dem Hocker um und beobachtete die Leute. Dabei fiel ihm auf, dass Jiff die Straße in der falschen Richtung entlanglief. Die Pension ist auf der anderen Seite ... Doch was spielte es für eine Rolle? Wahrscheinlich war es stinklangweilig für ihn, Dominique und mir bei unserem Gequatsche über Bier zuzuhören . Und dennoch ...
    Collier stand auf und ging zum vorderen Fenster. Jiff wankte mit ungleichmäßigen Schritten auf die Ecke zu und betrat eine Tür unter einem Neonschild. Eine andere Bar, wurde Collier klar. Die, von der Jiff zuvor gesprochen hatte, in der auch dieser J. G. Sute verkehrte? Und wieder fiel Collier kein Grund ein, weshalb es ihn interessieren sollte. Jiff war ein hart arbeitender Landbursche aus dem Süden, der zweifellos gern ausgiebig trank; nicht der Typ, der sich lange in einem Touristenlokal wie Cusher’s aufhielt. Collier spähte mit zusammengekniffenen Augen durch das Glas. Er glaubte, den Namen auf dem Neonschild ausmachen zu können: Der Eisenbahnnagel .
    Das ist der dämlichste Name für eine Bar, den ich je gehört habe . In der Hoffnung, Dominique würde bald wiederkommen, bahnte er sich den Weg zurück zu seinem Hocker. Ich kann’s kaum erwarten, mich weiter mit ihr zu unterhalten ... Collier begegnete in seinem Gewerbe selten Frauen, mit denen er über Berufliches sprechen konnte. Und obendrein ist sie verdammt süß . Dann jedoch fühlte er sich, als hätte ihm jemand eine Torte ins Gesicht geklatscht, als er Lottie auf dem Hocker vorfand, den Jiff soeben verlassen hatte.
    Ich dachte, sie müsste sich um die Wäsche kümmern!
    Er setzte eine möglichst freundliche Miene auf. »Hallo, Lottie.«
    Sie bedachte ihn mit einem breiten Lächeln und winkte.
    »Schon fertig mit der Arbeit, wie ich sehe.«
    Lottie nickte eifrig. Sie hatte sich das Haar zurückgesteckt und ein schockierend enges, durchscheinend-schwarzes Kleid angezogen. Großer Gott, dachte Collier. Sie sieht aus wie eine Zockerbraut in einem mondänen

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