Haus der bösen Lust (German Edition)
so!, widersprach Collier seinem Gewissen hitzig. Das ist etwas völlig anderes.
Er rollte sich im Bett herum und krallte die Fäuste in die Laken.
Schuldgefühle überschwemmten ihn wie ein stinkender Nebel. In sexueller Hinsicht glichen alle Menschen den Tieren, behaupteten manche, aber es gab immer auch die andere Seite.
Tiere, gezähmt von aufgeklärtem Moralempfinden.
Man entscheidet sich, entweder gut oder böse zu sein . Dann jedoch bedauerte er diesen Umstand, als er über einige seiner Gedanken an diesem Tag nachgrübelte. Ja, die Augen seiner Lust hatten Mrs. Butlers Körper mehrmals benutzt, um sich aufzugeilen, und noch schlimmer war seine Verhaltensweise im Auto gewesen. Und was die Frau aus Wisconsin anging ...
Das war echt knapp .
Jede Stunde, die er an diesem Ort verbrachte, schien sein sexuelles Verlangen zu verdoppeln.
Schlaf jetzt einfach ...
Er dachte an Dominiques anmutige Züge, ihre von Gerstenschrot verfärbten Hände und hoffte, das Bild würde ihn in den Schlaf lullen. Das Kreuz an ihrem Hals schimmerte wie das Pendel eines Hypnotiseurs.
Schlaf ... einfach ... ein ...
Ein Geräusch drängte sich in die einsetzende REM-Phase. Verstört setzte er sich auf.
Habe ich gerade wirklich etwas gehört?
Dann erklang es erneut.
Wasser.
Kein aus einem Hahn laufendes Wasser, sondern ... ein träges Platschen.
Als schüttet jemand Wasser aus einem Eimer ...
Dann entdeckte er den Punkt.
Was, zum Teufel, ist das?
An der Wand prangte ein Punkt wie ein Lichtfleck oder ...
Ein Loch?
Mit zusammengekniffenen Augen starrte er hin.
Sag bloß, das ist ein Loch in der Wand ...
Als er aufstand, stellte er fest, dass dem tatsächlich so war.
Im Nebenzimmer brennt Licht, und in der Wand ist ein Loch, erkannte er. Das Loch befand sich zwischen dem Schrank auf der einen und einer hüfthohen Vasenvitrine mit Marmorplatte auf der anderen Seite. Als Collier auf die Knie sank, musste er an den vergangenen Nachmittag denken. Da hatte er sich ähnlich hingekniet, um durch das Schlüsselloch zu spähen.
Der Nebenraum ist dieses Badezimmer, vermeinte er, sich zu erinnern. Und genau das sah Collier, als er ein Auge zum Loch bewegte.
Sanftes, gelbliches Lampenlicht erhellte polierte Holzlattenwände. Unmittelbar in Colliers Sichtfeld befand sich etwas, das er zunächst für einen Sitz hielt, weil eine hohe, gekrümmte Rückenlehne nach unten zu einer Kante mit halbkreisförmigen Ausschnitten verlief. Dann fiel ihm durch seinen Bierschwips ein, was Mrs. Butler beim Einchecken über dieses Zimmer gesagt hatte.
Das ist eine Wanne für ein Sitzbad.
Er zuckte zusammen, als erneut das Geräusch von schwappendem Wasser ertönte.
Ich hatte recht!
Durch das Loch sah er zwei Hände, die einen Eimer hielten. Der Eimer wurde in die Wanne gekippt und wieder zurückgezogen. Aber ...
Wer leerte den Eimer?
Er erhaschte nur einen flüchtigen Blick, dann ...
Stille.
Als Nächstes vernahm er ein leises Klatschen, Schritte. Dann sah er eine Silhouette ... Da ist sie ...
Es war Mrs. Butler, zumindest glaubte er das. Ihr Gesicht konnte er natürlich nicht erkennen – das Guckloch bot schließlich nur einen begrenzten Sichtbereich. Jedenfalls stand nun eine Frau mit dem Hintern in Colliers Richtung vor der Wanne. Ein gekrepptes, lavendelfarbenes Kleid bauschte sich, als es von Händen über das Taillenband nach unten geschoben wurde. Ja, es handelte sich eindeutig um Mrs. Butler. Diesen hammergeilen alten Hintern würde ich überall erkennen ... Colliers Herz setzte bei der Erkenntnis, was gleich passieren würde, einen Schlag aus.
Sie zieht sich aus und nimmt ein Sitzbad ... und ich kann dabei zusehen.
Den ganzen Tag lang hatte er sich an ihrem außergewöhnlichen Körper aufgegeilt – nun kam der Augenblick der Wahrheit.
Er betrachtete eine weiße Baumwollunterhose, gefüllt von ihrem überragenden Hinterteil. Das Sichtfeld reichte über ihren Rücken zu den Schultern hinauf, wo es endete. Auch die BH-Träger konnte Collier erkennen. In seinem Schritt rührte sich bereits etwas.
Mach dir keine Hoffnungen, mahnte er sich . Sie ist eine alte Frau. Dass ihr Körper das Kleid bestechend ausfüllt, bedeutet nicht, dass er keine runzlige Katastrophe ist, sobald sie sich entblößt hat ...
Die Unterhose wurde abgestreift, der Büstenhalter entfernt ...
Und Mrs. Butlers Körper entpuppte sich als alles andere als eine runzlige Katastrophe.
Mama mia ...
Das Guckloch umschrieb eine sanduhrförmige Figur drallen,
Weitere Kostenlose Bücher