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Haus der bösen Lust (German Edition)

Haus der bösen Lust (German Edition)

Titel: Haus der bösen Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Großvater der Kinder oder so. Wäre ja nichts dabei, oder?«
    »Nein.«
    »Gegen eins sind alle weg, und ich räume den Rest auf, sollte nicht länger als eine Stunde dauern. Ich will nur noch raus, weil ich müde bin. Mrs. Butler kreuzt auf und erkundigt sich, ob ich Hilfe brauche, und ich frage sie, wie viele Gäste an diesem Wochenende in der Pension wohnen. Sagt sie: gar keine.«
    »Oh«, stieß Collier hervor.
    »Genau, oh. Sie meint, sie will jetzt ins Bett, und ich soll abschließen, wenn ich fertig bin. Falls ich was brauche, sagt sie, soll ich einfach nach Jiff rufen, weil er noch munter ist und die Böden wischt.«
    Collier berührte sie wie versehentlich an der Schulter. »Bitte sagen Sie, dass Sie nach oben gegangen sind, um sich umzusehen.«
    »Natürlich hab ich das gemacht. Aber ich muss zugeben, mittlerweile war mir schon ein wenig unheimlich zumute. Die meisten Lichter waren ausgeschaltet, und es war echt still. Ich bin sicher, dass niemand die Treppe runterkam, weil man von der Vorhalle aus beide Treppenhäuser einsehen kann. Ich gehe also rauf ...«
    Collier wurde zunehmend neugieriger. »Und?«
    »Oben ist es dunkel. Kaum habe ich die oberste Stufe erreicht, bereue ich es schon. Aber ich sehe trotzdem nach. Alle Türen stehen offen, um die Zimmer zu lüften ... außer einer. Die ist verschlossen.«
    »Zimmer zwei?«, fragte Collier.
    Dominique wirkte überrascht. »Genau.«
    »Das ist das Zimmer neben dem, in dem ich wohne. Es ist außerdem das Zimmer, in dem Penelope Gast und ihr Hausmädchen ermordet wurden.«
    Dominiques überraschte Miene verfinsterte sich. »Das wusste ich nicht. Woher ...«
    »Na ja, zumindest hat mir das Mr. Sute erzählt«, ergänzte Collier.
    »Wow«, meinte sie nachdenklich.
    »Also weiter – was haben Sie oben gesehen.«
    »Nichts«, antwortete sie.
    Collier fühlte sich betrogen. »Nichts?«
    » Noch nichts. Ich sah den Kerl nirgends, und als ich aus den Fenstern schaute, konnte ich auch die Mädchen nirgendwo sehen, aber – und das ist der beunruhigende Teil – ich roch etwas.«
    Unwillkürlich kroch Collier ein kalter Schauder über den Rücken. Bitte sag nicht, dass du ...
    »Ich roch Urin. Meine Güte, das werde ich nie vergessen. Abgestandener Urin, als ginge man unter einer Autobahnbrücke durch, wo Obdachlose hinpinkeln. Der Gestank schien von jenem Zimmer auszugehen – von Zimmer zwei. Ich habe mich sogar hingehockt, um durchs Schlüsselloch zu spähen, und das war die Bestätigung – der Geruch drang genau dort heraus, aus dem Schlüsselloch.«
    Collier wusste nicht, was er sagen oder hinzufügen sollte, um ihre Eindrücke zu untermauern.
    »Aber das Merkwürdigste ist ... eine Minute später war er wieder verschwunden.«
    »Der Gestank, meinen Sie?«
    »Richtig. Im einen Moment stank es im Flur, und der Geruch, der aus dem Schlüsselloch kam, war durchdringend wie Dampf . Im nächsten Moment ...«
    »Verschwunden, als wäre er nie da gewesen.«
    Sie nickte langsam.
    Collier schwieg eine Weile; dann setzte sie eine verschmitzte Miene auf.
    »Entweder haben Sie einen Frosch verschluckt ... oder irgendetwas beunruhigt Sie plötzlich.«
    Collier beschloss, nicht weiter zu überlegen. »Ich habe schon mehrmals dasselbe gerochen.«
    »Ich hab’s geahnt!« Dann jedoch verpuffte ihre Begeisterung. »Aber wissen Sie, wahrscheinlich liegt es bloß an einem verrotteten Teppich oder etwas Ähnlichem. Schimmel.«
    »Ja, vielleicht. Jedenfalls wäre das eine wesentlich vernünftigere Erklärung dafür, dass Mrs. Butler das Zimmer nie vermietet. Es ist bloß unbewohnbar, kein Spuk«, sagte er, dachte aber weiter: Spuk ... durch Urin?
    »Genau. Oder vielleicht war es etwas anderes. Vielleicht bin ich beeinflussbarer, als ich glaube, und habe lediglich gedacht , dass ich es roch.«
    Collier wischte sich die Haare zurück. »Mit anderen Worten, Ihr Verstand hat es erfunden? «
    »Ja.«
    »Dominique, welchen Grund könnte Ihr Unterbewusstsein haben, Sie glauben zu lassen ... das zu riechen?«
    »Wegen der Geschichte!«, rief sie, als wäre es offensichtlich. »Sie wissen schon, wegen der Sache mit ›Mrs. Pinkel‹. Ich bin sicher, J. G. Sute hat Ihnen davon erzählt, oder?«
    »Nein, aber Bürgermeister Snodden hat es getan. Ich nahm an, es ginge um einen ausgefallenen ›Natursektfetisch‹.«
    »Nein, nein, das ist es nicht.«
    »Was dann?«, bohrte Collier nach. »Warum haben die Leute sie hinter ihrem Rücken Mrs. Pinkel genannt?«
    Dominique errötete leicht. »Aus

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