Haus der bösen Lust (German Edition)
demselben Grund, warum sie ›Penelope Piss‹ genannt wurde. Das wissen Sie nicht?«
»Nein! Also sagen Sie’s schon!«
Mittlerweile wirkte sie auf unbehagliche Weise geziert. »Na ja, es lag an dem, was sie ihre Liebhaber immer tun ließ. Sie wissen schon ... Haben Sie noch nie von Hinterwäldler-Geburtenkontrolle gehört?«
»Was?«
»Die Südstaaten-Dusche? Herrgott. Ich schätze, ich muss wohl alles erklären ... so eklig es sein mag. Also, nachdem ihre Liebhaber ... fertig waren ...«
Endlich fügte Collier die Teile zusammen . Sie haben in ihr uriniert, nachdem sie gekommen waren, um das Sperma auszuspülen. Verfluchte Scheiße noch eins! »Schon gut, ich hab’s kapiert.«
»Und Gerüchten zufolge hat sie es mit ihren Liebhabern immer im selben Zimmer getrieben – dem Raum, der jetzt Zimmer zwei ist –, und deshalb stank es dort immer nach Urin.«
»Wie reizend«, murmelte Collier. Du meine Fresse ... eine Südstaaten-Dusche ...
»Natürlich hat es nicht immer funktioniert«, fügte Dominique hinzu. »Penelope hatte mehrere Abtreibungen.«
»Sute war so freundlich, mich darauf hinzuweisen.«
Das Gespräch kam zum Erliegen, während sie weiterspazierten. Collier nahm an, dass ihre Geschichte beendet sei. »Oh, sehen Sie nur«, sagte sie plötzlich und stellte sich auf die Zehenspitzen.
Unvermittelt regte sich Colliers Beinfetisch. Ihre wohlgeformten Waden spannten sich an, als sich die nackten Fersen in den Sandalen hoben. Er stellte sich vor, wie sie genau so vor ihm stand, nur nackt und vornübergebeugt ...
Perverser . Das Wort rappelte in seinem Kopf wie zwei Steine, die gegeneinander geschlagen werden. Perverser, Perverser, Perverser .. .
»Der Mond«, sagte sie. »Wenn das nicht unheimlich ist ...«
Inzwischen hatten sie das Ende der Nebenstraße erreicht. An dieser Stelle gab es keine Laternen. In schrägem Winkel verlief über die Straße ein weiterer Abschnitt der in das Kopfsteinpflaster eingelassenen Schienen. Die Gleise ließen die Straße hinter sich und schienen sich in mit Gestrüpp bewachsenes Grasland hinein fortzusetzen. Collier ging mit Dominique weiter hinaus und stellte fest, dass die Schienen tatsächlich noch an anderthalb Jahrhunderte alten Eisenbahnschwellen befestigt waren. Der Mond leuchtete milchig-weiß und gespenstisch am nächtlichen Himmel.
In einem seltsamen Anflug von Schwindel – wie Fetzen eines Albtraums – sah Collier plötzlich das Gesicht einer Frau die lasziv-boshaft grinste und skelettartige Hände zum Mond emporstreckte.
Das Gesicht der Erscheinung gehörte Penelope Gast ...
»Kann ich bestätigen«, meinte er schließlich. »Das perfekte Umfeld für Ihre Geistergeschichte.«
»Und gleich da draußen ist das Land. Gott weiß wie viele Morgen, die für nichts mehr verwendet werden.«
Auf einmal wurde Collier bewusst, dass sie Händchen hielten.
In ihm regte sich etwas, das sich beinahe wie verborgene Angst anfühlte. Wer hat das gemacht? Ich? Sie? Er wusste es nicht ...
»Und das wird es auch nie werden«, fuhr sie fort und blickte weiter hinaus. »Die Menschen glauben wirklich, dass dieses Land wegen der Dinge, die Gast dort getan hat, verhext ist.«
Er hat die Köpfe von Sklaven auf Pfähle spießen und ihre Leichen in die Erde harken lassen, erinnerte er sich. Das war ungeheuerlich, aber ...
Collier interessierte die Geschichte der Stadt im Augenblick nicht mehr besonders. Mein Gott, diese Frau ... Sein Blut fühlte sich nur durch die Berührung ihrer Hand wie Öl an, das auf einem Ofen erhitzt wird.
»Und obwohl all das Gestrüpp da draußen an sich ziemlich hässlich ist ... hat es in gewisser Weise auch etwas Schönes.«
»Ja, stimmt«, pflichtete Collier ihr bei, ohne zu verstehen, was sie meinte.
Das Licht des tief stehenden Mondes auf ihrem Gesicht ließ ihre Züge surreal wirken, ließ Linien und Flecken schwarz und hob den Rest hervor. Ihre Augen vermittelten den Eindruck bodenloser Tiefe, die Wölbung ihrer Brust und der Mondschein auf ihren Beinen bildeten eine Schwelle zu etwas, das die Realität seiner Lust überstieg. Collier hatte in seinem Leben noch kein himmlischeres Gesicht gesehen.
Wer drehte sich dann wem zu? Collier wusste es nicht. Jedenfalls blieb sie auf Zehenspitzen, als er sich plötzlich dabei ertappte, sie zu küssen. Ihr Griff um seine Hand verstärkte sich und wurde heißer; ihre Zungenspitzen berührten sich. Ihre andere Hand wanderte auf seinen Rücken und zog ihn näher, und als sich sein Mund von ihren
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