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Haus der Erinnerungen

Haus der Erinnerungen

Titel: Haus der Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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vielleicht lediglich die schweren Decken waren, die den Alptraum heraufbeschworen.
    Doch je länger ich so lag, desto wacher und aufmerksamer wurde ich, und mit der wachsenden Wachheit wuchs auch die Angst. Das war kein bloßer Traum. Es befand sich wirklich eine unsichtbare Kraft im Raum, die meinen Körper in die Matratze drückte und mir die Brust einengte, so daß jeder Atemzug zur Qual wurde. Aber ich wollte der Angst nicht nachgeben. Ich versuchte, sie zu beherrschen und mich zur Ruhe zu zwingen. Ich atmete so langsam ich konnte und füllte bei jedem schmerzhaften Atemzug meine Lunge mit der eiskalten Luft und merkte nach einer Weile, daß ich den furchtbaren Druck aushaken konnte, wenn ich ganz still lag.
    Plötzlich nahm ich eine Veränderung wahr. Obwohl nicht der geringste Lichtschimmer die schwarze Finsternis durchdrang, die mich einhüllte, wußte ich, daß ich nicht mehr allein im Zimmer war. Ich wollte schreien, aber ich konnte nicht. Wo im Raum das geisterhafte Wesen sich befand, konnte ich nicht feststellen; es schien sich von allen Seiten zu nähern. Es durchdrang die Luft und sickerte durch die Wände und stieg durch die Bodendielen auf. Es umgab mich, schwebte über mir, erfüllte den ganzen Raum mit Grabeskälte.
    Rechts von mir hörte ich ein Geräusch.
    Ich hatte Angst hinzusehen und ich hatte Angst, nicht hinzusehen. Unendlich langsam drehte ich den Kopf zur Seite und sah zu meinem Entsetzen die Schlafzimmertür weit offenstehen. Wieder versuchte ich zu schreien, aber es wurde nur ein jämmerliches, atemloses Wimmern.
    Die Tür stand weit offen. Und aus einer unsichtbaren Quelle, vielleicht aus dem Flur, strömte geisterhaftes Licht ins Zimmer. Plötzlich sah ich Victor Townsend an meinem Bett stehen. Da konnte ich endlich schreien.
    »Andrea! Andrea!« Meine Großmutter trommelte mit schwachen Fäusten an die Tür.
    Blind griff ich zur Wand und fand wie durch ein Wunder sogleich den Lichtschalter.
    Ich setzte mich kerzengerade auf. »Andrea, was ist?« rief meine Großmutter besorgt. Die Tür war geschlossen, und die Polsterrolle lag fest vor der Ritze.
    Ich schlotterte an allen Gliedern.
    »Andrea?« Großmutter stieß die Tür auf und streckte den Kopf herein. »Was ist denn los?« Sie starrte mich erschrocken an. »Ach, du lieber Gott!« rief sie. »Was ist dir denn passiert?« Mit gekrümmtem Rücken humpelte sie auf ihren Stock gestützt durch das Zimmer.
    Ihr dünnes Haar stand wirr von ihrem Kopf ab.
    »Du bist ja weiß wie die Wand! Was ist denn passiert?« Die Arme fest um den Oberkörper geschlungen, saß ich da. Meine Zähne schlugen aufeinander. Sagen konnte ich nichts. »Du bist ja klatschnaß!« Sie drückte mir die Hand auf die Stirn. »Du hast Fieber. Das muß ja ein schrecklicher Alptraum gewesen
    »G-g -«, stammelte ich, aber ich konnte nicht sprechen.
    »Und wie du zitterst. Komm, Kind, du gehörst ans Feuer. Hier oben bleibst du mir nicht. Ich mach dir unten das Sofa zurecht -«
    »Großmutter!« stieß ich hervor.
    »Was denn, Kind?«
    »Ich hab ihn gesehen.« Meine Stimme klang wie ein erstickter Schrei.
    »Wen? Wovon redest du?«
    »Er war es wirklich. Ich hab es nicht geträumt. Meine Zimmertür stand weit offen, und er stand genau da, wo du jetzt stehst.«
    Großmutter runzelte die Stirn. Sie zog die Steppdecke vom Bett und wickelte sie fest um meinen Körper. »Komm jetzt. Du hast einen bösen Traum gehabt, weiter nichts. Du brauchst jetzt erst mal einen Schluck warmen Kirschlikör, und dann legst du dich unten hin, wo es warm ist.«
    Ich war zu verwirrt, um Widerstand zu leisten. Brav folgte ich ihr in den Flur hinaus und zum Wohnzimmer hinunter. Dort drückte sie mich in den Sessel, packte mich fest in die Decke und murmelte dabei: »Ich würde es mir nie verzeihen, wenn du hier krank wirst. Ich bin schuld. Ich hätte dich nicht in dem eiskalten Zimmer schlafen lassen sollen. Von jetzt an schläfst du hier unten. Da ist es so warm, wie du es gewöhnt bist.« Sie ging in die Küche, und ich lehnte den Kopf zurück und starrte zur Decke hinauf. Ich war am ganzen Körper schweißnaß, aber mein Mund war wie ausgetrocknet, und ich zitterte heftiger denn je.
    Was war das gewesen? Was hatte ich dort oben wahrgenommen, das selbst jetzt noch an mir hing? Es war nicht nur die Erscheinung Victor Townsends gewesen. Nein, es war noch etwas anderes gewesen - ein ganz besonderes Grauen, das den ganzen Raum erfüllt und mich wie eine todbringende Wolke umhüllt hat. Der Geist

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