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Haus der Erinnerungen

Haus der Erinnerungen

Titel: Haus der Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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näherrückten, um mich einzuhüllen, gewahrte ich hinter der Schranktür etwas Weißes, dann fiel die Finsternis wie ein schwarzer Sack über meine Augen.
    Als ich zu mir kam, lag ich im Vorderzimmer auf dem Boden. Am Kopf hatte ich eine schmerzende Beule. Benommen öffnete ich die Augen und sah, daß die Lampe im Flur brannte. Sie verströmte genug Licht, um das Zimmer aus dem Dunkel zu heben. Seitlich von mir stand groß und massig der alte Kleiderschrank. Eine Tür war offen. Ich konnte meine Jeans und T-Shirts erkennen, die auf den Bügeln hingen. Der Teppich unter mir war alt und fadenscheinig und roch muffig.
    Ich wußte nicht, wie lange ich hier gelegen hatte, aber als ich mich aufrichtete, merkte ich, daß meine Glieder völlig steif waren. Mit schmerzendem Kopf und schmerzendem Rücken schleppte ich mich aus dem Zimmer in den Flur. An der Treppe blieb ich stehen und lauschte. Aus Großmutters Zimmer kam kein Laut. Ich war froh, daß ich sie nicht geweckt hatte. Ich ließ das obere Licht brennen und kroch langsam die Treppe hinunter. Mit großer Erleichterung rettete ich mich in die helle Vertrautheit des Wohnzimmers.
    Ich wußte, wo im Büffet Großmutter ihre Kopfschmerztabletten aufbewahrte, und holte mir drei heraus. In der Küche ließ ich mir ein Glas Wasser einlaufen, nahm die Tabletten und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Ich sperrte die Küchentür wieder ab, schob die Polsterrolle vor die Ritze und setzte mich auf die Couch. Der Uhr zufolge hatte mein nächtliches Abenteuer drei Stunden gedauert. Das hieß, daß ich mindestens zwei davon bewußtlos gewesen war.
    Und was war eigentlich geschehen ? Ich versuchte, mich des Dialogs zu erinnern, wenn man es als solchen bezeichnen konnte, den ich im Vorderzimmer gehört hatte. Einer der Männer der Townsend-Familie hatte Harriet auf brutale Weise terrorisiert. Und warum? Weil sie einen Mann liebte, der der Familie nicht paßte ?
    Ich neigte mich vornüber und legte meinen Kopf in meine Hände. Wie grausam, einen Menschen zu lieben, dessen Liebe einem für immer verwehrt bleiben mußte! Sie tat mir entsetzlich leid. Sachte wiegte ich mich hin und her, während draußen der Regen gegen die Scheiben trommelte, und beklagte Harriets Schicksal. So ein unschuldiges Ding, dachte ich, so kindlich und naiv. Was würde aus ihr werden ? Was wartete noch an Schmerz und Unglück auf sie ? Erst Victor und jetzt Harriet. War es möglich, daß in der Tat Schreckliches sich in diesem Haus zugetragen hatte, daß Großmutter recht hatte ? War dies vielleicht der Beginn des Schreckens, ein Vorgeschmack gewissermaßen auf das, was noch kommen würde ?
    Ich streckte mich vorsichtig auf dem Sofa aus, den Kopf auf die Seite gelagert und starrte in die Dunkelheit. Es war genau wie in der vergangenen Nacht: Gedankenströme stürzten auf mich ein, und Schlaf blieb mir verwehrt. Das Haus in der George Street hatte mich in seiner Gewalt und würde mich erst loslassen, wenn es mit mir fertig war. Ihm hilflos ausgeliefert, lag ich auf dem Sofa in qualvoller Erwartung der nächsten Erscheinung aus der Vergangenheit.
    Irgendwann mußte ich dennoch eingeschlafen sein. Am Morgen weckte mich meine Großmutter, die ins Zimmer kam, die Vorhänge aufzog und sich laut über den strömenden Regen aufregte. Wie am vergangenen Morgen war ich im Nachthemd, und meine Sachen lagen ordentlich gefaltet auf einem Stuhl. »Du scheinst sehr gut geschlafen zu haben, Kind«, bemerkte Großmutter mit müder Stimme. »Ich hab jedenfalls die ganze Nacht keinen Mucks von dir gehört, obwohl ich vor Schmerzen kaum ein Auge zugetan hab. Bei diesem verflixten Regen setzt mir die Arthritis immer teuflisch zu.«
    Ich setzte mich langsam auf. Die Beule an meinem Hinterkopf pochte schmerzhaft.
    »Sind deine Beine ein bißchen besser ?« Großmutter ging im Zimmer umher, als wollte sie es für den Tag wecken. Sie zog die Vorhänge auf, öffnete die Küchentür, legte die Sets auf den kleinen Eßtisch und sah schließlich nach dem Heizofen. »Er ist ja schon wieder aus!« rief sie entrüstet. »Was ist denn nur
    los mit dem verdammten Ding ? Ich muß den Gasmann holen, der soll sich den Ofen mal ansehen. Das ist noch nie passiert, daß er immer wieder ausgeht.«
    Ohne etwas zu sagen, nahm ich meine Sachen und ging zur Tür. Als ich sie aufzog, um hinauszugehen, hörte ich meine Großmutter sagen: »Der Besuch im Krankenhaus fällt heute aus. Der Regen spült einen ja von der Straße.«
    Zu benommen, um etwas zu

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