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Haus der Erinnerungen

Haus der Erinnerungen

Titel: Haus der Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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einen Haufen Leute kennenzulernen, die mich nicht interessierten, wie ich mit ihnen schwatzen und essen und so tun sollte, als amüsiere ich mich blendend.
    »Ach, übrigens, Mama, ich hab dir ein paar Sachen mitgebracht. Ein schönes Stück Fisch, Kartoffeln und einen Kopf Kohl. Damit du was im Haus hast. - Hm, sonst noch was ?
    Ach, du lieber Gott, beinahe hätte ich's vergessen!« rief Elsie und schlug sich mit der Hand auf die Stirn. »Ruth hat heute morgen angerufen.« Ich drehte mich herum. »Meine Mutter?«
    »Ja. Ganz überraschend. Es war in aller Herrgottsfrühe. Ihr Fuß verheilt gut, und sie möchte wissen, wie es Andrea geht und —«
    »Und?« fragte Großmutter.
    »Na ja, sie wollte wissen, wann Andrea wieder nach Hause kommt.«
    »Nach Hause?« wiederholte ich schwach.
    »Aber so was!« rief meine Großmutter. »Sie hat ja noch nicht mal die ganze Familie kennengelernt. Und ihr Großvater hat auch kaum was von ihr mitbekommen. Und jetzt geht's ihr gerade gar nicht gut.« Sie wandte sich mir zu. »Was meinst du denn, Kind?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann noch nicht abreisen, Großmutter. «
    »Natürlich nicht«, stimmte sie liebevoll zu. »Da bist du über den ganzen Ozean geflogen und sollst schon nach einer Woche wieder heim? Unsinn. Das wäre ja gar kein richtiger Besuch. Du hast ja noch nicht mal das Haus gesehen, wo du nach deiner Geburt gewohnt und die ersten zwei Jahre deines Lebens verbracht hast. Und deinen Großvater hast du auch noch gar nicht richtig kennengelernt, hm? Nein, du mußt schon noch ein Weilchen bleiben, Kind.«
    Es wurde plötzlich sehr heiß im Zimmer, und ich hatte Mühe zu atmen. Auf dem Flug von Los Angeles hierher hatte ich kaum an etwas anderes gedacht als an meine baldige Heimkehr in die Staaten. Und in den ersten Tagen meines Aufenthalts in dem entsetzlich kalten Haus hatte ich beinahe unablässig den Tag herbeigesehnt, an dem ich nach Los Angeles zurückkehren würde. Aber jetzt... jetzt war alles anders. Ich wollte nicht weg. Ich konnte nicht weg.
    »Was hast du meiner Mutter gesagt ?« fragte ich Elsie. »Ich hab ihr erzählt, daß wir morgen zu Albert fahren wollen, damit du alle kennenlernen kannst. Das fand sie natürlich schön. Und dann hab ich ihr Vaters Zustand beschrieben, und daß er dich immer mit deiner Mutter verwechselt. Aber die Schwester hat gesagt, daß er bald wieder zu Bewußtsein kommen wird. Er wacht schon jetzt oft auf, aber meistens erst spät am Abend. Und wenn er wieder ganz da ist, dann kannst du richtig mit ihm reden. Ach, ich weiß noch, wie er dich immer auf seinem Knie hat reiten lassen, Andrea, aber daran kannst du dich natürlich nicht mehr erinnern ...«
    Meine Gedanken schweiften ab, und ich war froh, als Ed aufstand und sagte: »Ich glaube, wir sollten jetzt fahren, Elsie. Aus dem Besuch im Krankenhaus wird heute leider nichts werden. Der Regen und der Sturm würden uns in unserem kleinen Auto von der Straße fegen. Wir können wahrscheinlich froh sein, wenn wir gut nach Hause kommen.«
    »Recht hast du. Ich hab deine Mutter von dir gegrüßt, Andrea, und ihr gesagt, daß es dir gutgeht.« Elsie schlüpfte in ihre Gummistiefel und packte sich in ihre warmen Sachen.
    »Bleib sitzen, Mama. Andrea kann hinter uns absperren.« Ich brachte Elsie und Ed hinaus. An der Tür warf Elsie einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, daß Großmutter sie nicht hören konnte, und sagte mit gesenkter Stimme: »Es ist dieses verdammte Haus, nicht?«

    »Was?« sagte ich erschrocken.
    »Es ist so widerlich kalt. Der läppische kleine Gasofen reicht dir doch bestimmt nicht, hm ? Du kannst nachts wahrscheinlich vor Kälte nicht schlafen. Man braucht dich ja nur anzusehen. Du bist weiß wie die Wand. Willst du nicht für den Rest deines Besuchs zu uns ziehen?«
    Ich wich unwillkürlich einen Schritt zurück. »Nein! Nein, Elsie, ich kann Großmutter doch nicht einfach allein lassen. Sie hat ja keinen Menschen.« Wie verlogen ich war! Vor ein paar Tagen noch hätte ich das Angebot ohne Überlegung angenommen. Zentralheizung, Farbfernsehen, helle Lichter und überall dicke Teppiche. Jetzt entsetzte mich der Gedanke, das Haus verlassen zu müssen. Aber nicht meiner Großmutter wegen. »Andrea hat recht«, pflichtete Ed mir bei. »Deine Mutter fühlt sich einsam ohne ihren Mann. Andrea tut ihr gut.«
    »Ja, sicher, aber schau dir das Kind doch an. Ihr tut es hier offensichtlich gar nicht gut.«
    »Vielen Dank, Elsie, aber ich möchte

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