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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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die beste Möglichkeit, stets auf dem neuesten Stand über alle Entwicklungen zu sein. Drittens vertraute der Bischof-Vollstrecker nur ungern Menschen, mit denen er nicht persönlich in Kontakt stand. Er wollte sie sehen, wollte ihnen in die Augen blicken können, wollte hören, wie fest und entschlossen sie klangen. Seines Erachtens war es sicherer, wenn ein Mann – also er – und sein persönlicher Privatsekretär diskret umherreisten, als wenn alle anderen zu ihm kämen.
    Viertens – auch wenn Shylair nicht bereit war, darüber mit auch nur einem einzigen seiner weltlichen Verbündeten zu sprechen – war er nicht davon überzeugt, Craggy Hill verfolge ausschließlich selbstlose Ziele. Um ehrlich zu sein: Er bezweifelte bei jedem seiner Verbündeten Altruismus als einziges Motiv für ihr Handeln. Das hieß, er hatte nicht die Absicht, Dauergast bei nur einem von ihnen zu sein. Schließlich befände er sich damit (natürlich rein zufällig!) auch immer in dessen Gewalt.
    Die Argumente, die Bischof-Vollstrecker Shylair vorbrachte, wurden zwar nicht allgemein akzeptiert, aber viel dagegen tun konnte sein Gastgeber nicht. Das war wohl auch seinen Mitverschwörern bewusst. Denn sie hatten einen Zeitplan aufgestellt, wann Shylair wen ›besuchen‹ sollte. Das erschien ihnen wohl der gangbarste Kompromiss. Shylair konnte damit gut leben. Es störte ihn nicht, ein wenig ›durch die Gegend geschoben‹ zu werden, solange er nur nicht dauerhaft eingekerkert bliebe.
    Von allen Stadtvillen und Landsitzen, in denen er bislang zu Gast gewesen war, seit er aus Manchyr hatte fliehen müssen, gefiel ihm Storm House am besten. Es war das neueste, modernste aller Gebäude. Die Gemächer, die man ihm zugewiesen hatte, boten einen herrlichen Blick auf den Strand, und das Klima hier sagte dem Bischof-Vollstrecker auch zu. Beim beruhigenden Rauschen der Brandung konnte Shylair besonders gut schlafen. Genau das tat er auch jetzt, tief, fest und friedlich, während Sir Koryn Gahrvais Gardisten die Torwachen in einen noch tieferen Schlaf versetzten.
    Weniger als drei Minuten später jedoch wurde die Nachtruhe des Bischof-Vollstreckers unsanft gestört.
    Sahlahmn Traigair, seines Zeichens Graf Storm Keep, schlief tief und fest. Er lag neben seiner Gemahlin im Bett und schnarchte, als sein Schlaf gestört wurde.
    Bedauerlicherweise (für den Grafen) war Storm House zwar keine Festung, hatte aber dicke Mauern. Man hatte so dafür gesorgt, dass die Geräusche der nahe gelegenen Stadtstraßen die Bewohner nicht störten. Ganz besonders galt das für die persönlichen Räumlichkeiten und auch das Schlafgemach des Grafen selbst. Genau diese Schalldämmung sorgte dafür, dass die gedämpften Geräusche vor dem Haus den Grafen kaum erreichten. Er verschlief den Sturm seiner Villa. Sein Gehirn rührte sich zwar kurz und versuchte die Ursache für die ungewöhnlichen Geräusche zu ermitteln. Doch noch bevor das Bewusstsein aus dem Schlaf emporsteigen konnte wie ein auftauchender Fisch, schlug lautstark die Tür des Schlafgemaches auf.
    Ruckartig setzte sich Storm Keep auf; seine Frau schrie und umklammerte mit beiden Händen die Bettdecke.
    »Was zur H ...?!«, brüllte er los.
    »Graf Storm Keep«, fiel ihm eine ruhige, eisige Stimme ins Wort, »ich verhafte Sie wegen Hochverrats und Verschwörung gegen die Krone.«
    Storm Keep erstarrte. Sein Mund stand immer noch offen. Der Graf kannte diese eisige Stimme. Ein Adrenalinstoß sorgte dafür, dass er schlagartig wach war. Sein Verstand allerdings hatte den Schrecken noch nicht ganz überwunden. Er geriet ins Schlittern, als müsse er über eine vereiste Fläche laufen. Storm Keep blinzelte in das Licht dreier Blendlaternen hinein. Hinter Sir Koryn Gahrvai sah er ein halbes Dutzend von Gahrvais Gardisten ... und den Widerschein des Lampenlichts auf den rasiermesserscharfen Klingen ihrer Bajonette.
    Bischof-Vollstrecker Thomys befand sich gerade mitten in einem herrlichen Traum: Zweifellos inspiriert vom Rauschen der Brandung, das sein Gehirn selbst noch im Schlaf verarbeitete, verlebte er einen sonnigen Tag an einem der Strände außerhalb von Manchyr. Da wurde die Tür zu seinem Schlafgemach aufgerissen. Der Bischof-Vollstrecker neigte zu einem deutlich tieferen Schlaf als Graf Storm Keep. Nur träge richtete Thomys sich auf, blinzelte in das grelle Licht hinein, war jedoch noch viel zu schlaftrunken, um ernstlich beunruhigt zu sein.
    »Wa ...?«, setzte er an.
    »Thomys Shylair«, sagte eine

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