Haus der Lügen - 8
Stimme, und selbst noch in all der schläfrigen Benebeltheit zuckte zumindest ein Teil von Shylairs Verstand beim Fehlen des kirchlichen Titels zusammen, »ich verhafte Sie wegen Hochverrats und Verschwörung.«
.III.
Kaiserlicher Palast, Stadt Tellesberg, Altes Königreich Charis
»Also ist es gut gelaufen, ja?«, erkundigte sich Sir Rayjhis Yowance.
»Ja, Mein Lord, sehr gut sogar«, erwiderte Merlin Athrawes lächelnd.
Graf Gray Harbor und er saßen im Büro des Grafen im Palast von Tellesberg. Trotz des Lächelns auf seinen Lippen bedauerte Merlin, dass er es nicht wagen konnte, Gray Harbor die ganze Wahrheit zu sagen. Er wusste, dass es Cayleb und Sharleyan ähnlich ging. Sie hätten neben Gray Harbor auch gern Baron Green Mountain eingeweiht. Doch ausgerechnet bei ihren wichtigsten Ratgebern durften sie es nicht. Dadurch entgingen ihnen die Ratschläge zweier höchst fähiger Männer. Schlimmer noch: Sie alle, Cayleb, Sharleyan, Merlin, hatten das Gefühl, enge Freunde zu hintergehen, Vertraute. Green Mountain war für Sharleyan beinahe so etwas wie ein zweiter Vater.
Merlin war froh, dass wenigstens Gray Harbor über Seijin Merlins ›Visionen‹ Bescheid wusste. Der Graf hatte sich auch mit der Vorstellung arrangieren können, es solle noch weitere Seijins auf Safehold geben. Er akzeptierte sogar Merlins Erklärung – die bis zu einem gewissen Grade tatsächlich der Wahrheit entsprach –, all diese anderen Seijins , und auch Merlin selbst, seien Teil einer Organisation. Diese habe sich viele Jahre lang verborgen gehalten, bis ihre Mitglieder endlich der Ansicht gewesen seien, es bestehe eine Gelegenheit, etwas gegen die Korruption der Kirche zu unternehmen. (Merlin war der Ansicht, bei neunhundert Jahren von ›vielen‹ zu sprechen, sei angemessen; vor dem Hintergrund, wie viele Persönlichkeiten er selbst nach und nach entwickelte, erschien es ihm auch nicht allzu vermessen, Owl und sich selbst gemeinsam als ›Organisation‹ zu bezeichnen.) Natürlich gab es besagte Seijins nicht im Übermaß. Doch da Gray Harbor ihr Vorhandensein akzeptiert hatte, nahm er gelassen Kleinigkeiten hin wie den unerwartet vernünftigen Ton, den König Gorjah plötzlich in ihrer geheimen Korrespondenz anschlug.
Zugleich erleichterte es dem Grafen auch zu akzeptieren, dass Merlins ... Gefährten in Corisande in der Lage waren, Anvil Rock und Vizekönig-General Chermyn wissen zu lassen, wann der richtige Zeitpunkt für den Schlag gegen die Nord-Verschwörung gekommen wäre. Es bereitete ihm auch keinerlei Probleme, Merlins ›Visionen‹ Glauben zu schenken, wie gut die Razzia verlaufen war.
Darüber bin ich wirklich froh , dachte Merlin voller Zuneigung und lächelte den Ersten Ratgeber des Reiches an. Und das nicht nur, weil wir uns damit weiterhin auf seinen Scharfsinn verlassen können, was Corisande und Tarot betrifft. Ich mag Rayjhis einfach! Deswegen fühlt sich das hier richtig gut an.
»Also haben sie jetzt Storm Keep und Shylair erwischt«, fasste Gray Harbor zusammen und lehnte sich, ebenfalls mit einem Lächeln auf den Lippen, in seinem Sessel zurück. Er rieb sich sogar erfreut die Hände. Merlin lachte stillvergnügt in sich hinein.
»Gahrvai und seine Leute haben beide in Gewahrsam genommen«, bestätigte er. »Ich denke, Hauwyl und er haben gut daran getan, die eigentlichen Festnahmen durch die corisandianische Garde vornehmen zu lassen, zumindest bei den ... bekannteren Verdächtigen. Damit hatte der Rest von Storm Keeps Anhängern deutlich weniger Gelegenheit und auch Anlass, neuerlichen Widerstand gegen die ›charisianischen Unterdrücker‹ auf die Beine zu stellen, bevor die Verstärkung an Land gehen konnte. Natürlich war es auch hilfreich, dass den Männern eine Liste sämtlicher wichtigeren Anhänger dieser Verschwörung in Telitha vorlag.« Sein Lächeln verwandelte sich in ein nachgerade gehässiges Grinsen. »Und die meisten davon haben sie auch gleich beim ersten Zugriff erwischt.«
»Und die Waffen?«
»Major Portyr hat die Lagerhäuser eingenommen, ohne einen einzigen Schuss abgeben zu müssen. Die Gewehre befanden sich immer noch in den zebediahanischen Frachtkisten ... auch wenn sie mit ›Metallwaren‹ beschriftet waren. Ist schon komisch, dass sowohl die Frachtabfertigung und der Zoll sowohl von Telitha als auch von Zebediah diesen kleinen Fehler nicht bemerkt haben.«
»Ja, wirklich, ein äußerst bedauerliches Versehen!«, bestätigte Gray Harbor, und sein Grinsen stand
Weitere Kostenlose Bücher