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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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vorsichtig weiter ermitteln, richtig?«, fasste Trynair zusammen. »Wenn wir einen Beweis finden – einen echten Beweis oder zumindest unmissverständliche Hinweise –, dann können wir immer noch versuchen, ihn in Gewahrsam zu nehmen. Und wenn er uns damit überrascht, tatsächlich von sich aus die Seiten zu wechseln, oder wenn er zu Cayleb überläuft, nachdem wir ihm einen ›Vorwand‹ geliefert haben, wird uns das ohnehin nicht sonderlich schaden – weder militärisch noch wirtschaftlich gesehen.«
    »Das ist mehr oder weniger richtig.« Duchairn zuckte mit den Schultern. »Das ist Ihr Fachgebiet – Zhaspahrs und Ihres, wenn es um die politischen Implikationen geht, während die militärischen Aspekte in Allayns Zuständigkeit fallen. Ich versuche lediglich, die Situation von allen Seiten zu beleuchten. Immerhin sind wir«, setzte er trocken hinzu, »durchaus schon in Schwierigkeiten geraten, weil wir übereilt gehandelt haben.«
    Angesichts dieser direkten Anspielung auf Clyntahns ›Endlösung‹ der Charis-Frage schoss dem Großinquisitor das Blut ins Gesicht. Doch er ging nicht weiter auf die Bemerkung ein. Sein Gesicht wirkte mit einem Mal noch viel nachdenklicher. Mehrere Sekunden lang saß er reglos da. Dann nickte er, ganz offenkundig nur für sich selbst, und konzentrierte sich wieder auf die drei Männer, die zusammen mit ihm am Konferenztisch saßen.
    »Ich weiß nicht, ob es die richtige Vorgehensweise ist, vorerst die Finger von Tarot zu lassen. Andererseits bin ich mir auch nicht sicher, dass das Gegenteil richtig wäre.« Er zuckte die Achseln. »Unter den gegebenen Umständen wird eine abwartende Haltung aber wahrscheinlich nicht gerade katastrophale Auswirkungen zeitigen. Gleichzeitig aber sollten wir darüber nachdenken, wie wir unsere eigene Position ... absichern können. Nur für den Fall, dass Tarot tatsächlich die Seiten wechselt.«
    »An was hatten Sie gedacht?« Trynair klang ein wenig skeptisch, und Clyntahn lächelte.
    »Ich habe nicht daran gedacht, übereifrig zu werden, Zahmsyn! Ich habe nur darüber nachgedacht, was Allayn über die strategische Bedeutung von Tarot gesagt hat. Dass es den Charisianer einen Flottenstützpunkt zwischen unseren Geschwadern im Norden und Desnairia bieten würde.«
    »Und?«
    »Mir ist da ein Gedanke gekommen. Wir könnten verhindern, dass sich das zu einem Problem auswächst, indem wir unsere Einheiten gleich jetzt im Golf von Mathyas konzentrieren – bevor Gorjah seinen Plan in die Tat umsetzt ... wie auch immer sein Plan nun aussehen mag.«
    »Bitte?« Trynair blinzelte ihn erstaunt an.
    »Schauen Sie, wir haben schon September«, erklärte Clyntahn und deutete mit dem Kinn zum Fenster des Ratszimmers hinüber. Eisiger Regen strömte an der Scheibe herab, fast blattlose Äste wiegten sich im Wind. »Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Hsing-Wu-Passage wieder zufriert. Wenn das geschieht, dann sitzen unsere Geschwader im Norden fest – die, die wir hier in den Tempel-Landen gebaut haben, und auch all die Schiffe, die aus den nördlichen Werften von Harchong kommen. Wenn wir sie jetzt verlegen, bevor das Eis kommt, und sie allesamt nach Desnairia schicken, bilden vierundsiebzig desnairianische Galeonen und dazu jeweils mindestens fünfzig oder sechzig aus Harchong und den Tempel-Landen eine einzige gewaltige Streitmacht – wir reden hier von rund zweihundert Galeonen! Und die stehen dann alle weniger als zweitausend Meilen vor Tarot. Bis nach Charis sind es auch kaum dreitausend Meilen. Wenn wir diese Schiffe dorthin bringen, bevor Gorjah die Seiten wechselt, könnte ihn das auf den Gedanken bringen, der Verrat, der ihm vorschwebt, sei vielleicht doch keine so gute Idee. Und selbst wenn sie erst nach Gorjahs Überlaufen eintreffen sollten, oder wenn er einfach weitermacht und trotz unserer Schiffe dort die Seiten wechselt, hätten wir immer noch eine ernst zu nehmende Streitmacht vor Ort, die sowohl Tarot als auch Charis bedrohen kann. Wir würden Cayleb dazu zwingen, angesichts dieser Bedrohung Einheiten zu verlegen. Nach dem, was Thirsk im Golf von Dohlar vollbracht hat, würde Charis diese Bedrohung doch wohl ernst nehmen, meinen Sie nicht?«
    Überrascht blickten Trynair und Duchairn den Großinquisitor an. Im Allgemeinen befasste sich Clyntahn nicht sonderlich mit Truppenbewegungen. Zum Teil lag das daran – in diese Richtung jedenfalls gingen Duchairns Überlegungen –, dass die unbeschwerte Zuversicht des Großinquisitors in Bezug

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