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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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    Waimyn bemerkte, dass er schon wieder mit den Zähnen knirschte. Er zwang sich zur Ruhe. Leicht fiel es ihm nicht. Während dieses Fünftages, den seine Inhaftierung nun schon andauerte, hatte er es sich angewöhnt, auf diese Weise seine Anspannung abzubauen. Er verzog die Lippen zu einem freudlosen Grinsen, als ihm durch den Kopf ging, dass er sich wenigstens über dieses Problem nicht mehr allzu lange würde Sorgen machen müssen.
    Er wandte sich vom Fenster ab und ging langsam in seiner Zelle auf und ab. Wahrscheinlich war diese Zelle noch besser als die meisten anderen. Aber es war immer noch eine Zelle, die für einen gewöhnlichen Kriminellen gedacht war. Zehn Fuß lang, zehn Fuß breit, mit einer schmalen Pritsche, einem Tisch, einem Stuhl, einem Wasserkrug, einer Waschschüssel, einem zerbeulten Becher und einem Nachttopf. Das war alles, von einer Ausgabe der Heiligen Schrift abgesehen, die man ihm ach-so-gütigerweise zugestanden hatte. Die Kargheit der Zelle war nur eine weitere wohlbemessene Beleidigung, eine Möglichkeit, Verachtung für einen Mann zu zeigen, der in Wahrheit Mutter Kirches Auserwählter Wahrer Krieger war.
    Letztendlich jedoch hatten seine Feinde nicht den Mut – oder die Unverfrorenheit – aufgebracht, das in die Tat umzusetzen, was sie zuvor so lautstark verkündet hatten. Aidryn Waimyn wusste nur zu gut, welche Strafen das Buch Schueler für diejenigen vorsah, die man der Dinge schuldig befand, für die diese Ketzer Waimyn verurteilt hatten. Ja, was dem Verräter Hahskans widerfahren war, kam den eigentlich vorgesehenen Strafen noch nicht einmal nahe! Aber mehr hatte man in der Zeit, die ihnen geblieben war, und mit den Geräten, die ihnen zur Verfügung gestanden hatten, nun einmal nicht tun können.
    Waimyn war Schuelerit. Er kannte die Strafen genau, jawohl! Ja, richtig, er war, ob er wollte oder nicht, zutiefst dankbar dafür, dass diese Ketzer zu feige gewesen waren, ihn der peinlichen Befragung zu unterziehen oder die Strafen zu verhängen, die Schueler vorsah. Zu Recht fürchtete ein jeder aufs Rad geflochten zu werden. Jedem jagte der Gedanke an die Streckbank und die weiß glühenden Eisen Furcht ein, an die Entmannung und das Blenden, daran, dass der Bauch aufgeschlitzt und einem bei lebendigem Leibe die Eingeweide herausgerissen wurden, bis schließlich das Feuer kam. Schueler hatte nicht nur strafen wollen, sondern auch Straftaten verhindern. Doch hätten ›Erzbischof‹ Klairmant und seine Schoßhündchen, dieser so genannte Regentschaftsrat, wahrhaft den Mut besessen, zu ihren Überzeugungen zu stehen, dann hätten sie angeordnet, an Waimyn für seine angeblichen Verbrechen die gesamte Strafe Schuelers zu vollziehen. Sie hätten sich nicht dafür entschieden, ihn einfach nur zu hängen.
    Verächtlich schürzte Waimyn die Lippen, als er an das zurückdachte, was bei der ›Kirche von Charis‹ eine ›Vernehmung‹ genannt wurde. Sie weigerten sich, selbst die harmlosesten Techniken der Inquisition anzuwenden. Schlafentzug, gewiss, und zahllose Verhörführer, die nacheinander kamen und Fragen stellten, Fragen stellten und Fragen stellten. Waimyn musste zugeben, dass sie ihm mehr entlockt hatten, als er selbst erwartet hatte. Das lag aber vor allem daran, dass sie so viel bereits gewusst hatten. Es war ihm viel schwerer gefallen, als er je gedacht hätte, ihre Fragen nicht zu beantworten. Schließlich hatten sie bereits deutlich gezeigt, dass sie zwei Drittel aller Antworten schon kannten, bevor sie die zugehörigen Fragen stellten. Und als die Müdigkeit immer weiter zugenommen hatte, war es Waimyn schwerer und schwerer gefallen, das eine oder andere nicht doch auszuplappern.
    Aber das große Geständnis haben sie mir nicht abringen können , dachte er grimmig. Sie sind dem näher gekommen, als sie ahnen, und das mehr als einmal. Aber sie haben es mir nie abgerungen! Wenigstens das Geheimnis bleibt gewahrt. Sie haben gewusst, wer diesen Befehl erteilt hat – oder sie haben es bei Shan-wei vermutet. Aber ganz offensichtlich haben sie keinen einzigen Beweis dafür, und wenigstens Cahmmyng muss ihnen entkommen sein. Dieser Mistkerl hätte mich augenblicklich verraten, wenn man ihm ein entsprechend verlockendes Angebot gemacht hätte. Aber mich haben sie nicht dazu gebracht, es auszuplaudern. In seinen Augen flackerte grimmiger, hasserfüllter Triumph – und Verachtung für seine Feinde. Diese Narren! Mit der richtigen Befragungsart kann jeder zum Geständnis gebracht

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