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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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hatte, vielleicht aus Mitleid mit dem Intendanten, bestätigten nur, was Waimyns Häscher ihm schon hämisch an den Kopf geworfen hatten. Waimyn war gescheitert – voll und ganz.
    Und nun würde man ihn also hängen. Sein großes Werk im Namen Gottes würde ausgelöscht – nur wegen der törichten Leichtgläubigkeit und schwärmerischen Sentimentalität dieser ignoranten, ungewaschenen Schwachköpfe! Denn ein Schwachkopf war, wer sich wegen eines einzigen Provinz-Pfarrers aufregte, den das angemessene Schicksal ereilt hatte, das Gott und die eigenen Gelübde ihm beschert hatten.
    Aidryn Waimyn schloss wieder die Augen, ging auf und ab, hin und her. Dabei brannte er vor Hass, entzündet durch einen Lavastrom aus Verzweiflung ob des eigenen Scheiterns.
    »Es ist bestätigt, Eure Eminenz«, erklärte Wahlys Hillkeeper, seine Zeichens Graf Craggy Hill, mit grimmiger Miene. »Gerade ist ein Läufer von der Semaphorenstation eingetroffen. Heute Morgen haben sie ihn gehängt.«
    »Mögen Gott und die Erzengel ihn als einen der ihren willkommen heißen«, murmelte Bischof-Vollstrecker Thomys Shylair und schlug das Zeichen von Langhornes Zepter.
    Einen Moment lang senkte sich völlige Stille über das prachtvoll eingerichtete Gemach. Es war so leise, dass man das Stimmengewirr und die Geräusche der Stadt Vahlainah selbst durch die dicken Mauern der gräflichen Residenz hören konnte. Der allgemein Klippenhaus genannte Palast war mehr Herrensitz als Festung, auch wenn er von einer zwanzig Fuß hohen Mauer umgeben war. Zugleich war das Gebäude groß genug und verfügte über genügend ... unauffällige Ein- und Ausgänge, dass sich Shylair hier sicher fühlte. Gut, das Klippenhaus war nicht so abgelegen und auch nicht so sicher wie das winzige Kloster außerhalb von Serabor. Dort war Shylair zu Gast bei Amilain Gahrnaht gewesen, dem rechtmäßigen Bischof von Larchros. Dennoch fühlte er sich hier sicher, vor allem, seit Craggy Hill, Storm Keep und Larchros heimlich die Truppenstärke ihrer Leibwache aufgestockt hatten.
    Und um ganz ehrlich zu sein , dachte Shylair jetzt, ich fühle mich hier sogar deutlich sicherer als seinerzeit in Sardor.
    Der Bischof-Vollstrecker war gut darin ausgebildet, sich Gefühlsregungen keinesfalls anmerken zu lassen. Niemand hätte gemerkt, wie sehr er sich beherrschen musste, nicht das Gesicht zu verziehen. Zusammen mit Mahrak Hahlynd, seinem Sekretär und Gehilfen, war er fast einen Monat lang Gast von Mailvyn Nohrcross gewesen, dem Bischof von Barcor. Nohrcross war einer der ranghöheren Kirchenmänner, die der ›Kirche von Charis‹ die Treue geschworen hatten, um ihren Bischofsstuhl behalten zu dürfen. Er hatte Shylair nach seiner Flucht aus Manchyr einen vielversprechenden Zufluchtsort angeboten. Doch dabei hatte sich herausgestellt, dass Nohrcross’ Palast in Sardor, der Hauptstadt der Baronie Barcor, längst nicht so geeignet für seine Zwecke war, wie Shylair sich das erhofft hatte.
    Nohrcross’ Treueschwur auf die neue Kirche hatte weder ihm noch Shylair sonderlich Kopfzerbrechen bereitet. Denn niemand konnte einen bindenden Eid auf jemanden ablegen, den Mutter Kirche offiziell exkommuniziert hatte. Nohrcross’ Entrüstung und sein Zorn über die Ketzerei der ›Kirche von Charis‹ war Shylair aufrichtig erschienen – selbst wenn ein Bischof, der offiziell eben jener Kirche die Treue geschworen hatte, sehr genau aufpassen musste, was er in der Öffentlichkeit sagte und tat. Außerdem war der Bischof von Barcor jetzt schon viel zu sehr in die ganze Sache verstrickt, um sich einfach zurückziehen zu können. Doch das hatte Shylair auch nicht glücklicher darüber gemacht, dass er, was seine Sicherheit betraf, auf den Baron Barcor angewiesen war.
    Shylair war zu dem Schluss gekommen, Sir Zher Sumyrs, der derzeit den Titel des Barons führte, wäre deutlich besser darin, Prahlereien und große Versprechungen hervorzubringen, als diese auch in die Tat umzusetzen. Das Ausmaß, in dem er seine persönliche Leibgarde aufgestockt hatte, war geradezu armselig im Vergleich zu den Ergebnissen, die Craggy Hill und Baron Larchros vorzuweisen hatten. Und so sehr Barcor auch im Gespräch unter vier Augen weitschweifig Garantien für die Sicherheit seiner Gäste abgab, wollte er offenkundig das Risiko nicht eingehen, diesen Garantien entsprechend auch zu handeln. Er hätte ja, oh je!, die Aufmerksamkeit des verhassten Sir Koryn Gahrvai und des restlichen so genannten Regentschaftsrats auf sich

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