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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sie noch viel übler zu erwischen, bevor sie sich vom Schreck erholen könnten.
    »Captain Baikyr, wir wenden«, entschied er und deutete zu einem mattroten Lichtschein: Feuerschein erhellte Marssegel im Nordwesten. »Diese Herren versuchen in Formation zu gehen, um uns zu begrüßen«, fuhr er fort. »Es wäre unhöflich, sie warten zu lassen.«
    Kornylys Harpahr stand auf dem Poopdeck der Schwert Gottes und versuchte ungerührt zu wirken.
    Leicht fiel ihm das nicht.
    Sein Flaggschiff führte die mittlere von ursprünglich fünf Kolonnen an. Jetzt waren es nur noch vier. Die Sankt Ithmyn und ihre Begleitschiffe waren zu weit entfernt gewesen, als dass der Bischof Details hätte ausmachen können. Das Tempo und die wilde Entschlossenheit, mit der man sie kampfunfähig geschossen hatte, war ihm indes nicht entgangen.
    Harpahr hätte auch nichts dagegen tun können. Die Charisianer hatten fast genau mit dem Wind angegriffen, und das Massaker, das sie angerichtet hatten, war schon lange vorbei, ehe auch nur eine einzige von Harpahrs anderen Galeonen hätte beidrehen und ihnen zu Hilfe kommen können.
    Beinahe hätte er es trotzdem versucht – beinahe hätte er das Signal aufgezogen, das zur ›Großen Hetzjagd‹ aufrief, in der Hoffnung, wenigstens einige seiner Schiffe würden es sehen und es dann fertigbringen, ins Gefecht mit den Charisianern zu gehen. Doch er hatte es nicht getan. Auf keinen Fall durfte er zulassen, dass die Charisianer ihn zu Panikaktionen verleiteten. Er durfte nicht handeln, ohne zuvor zu überlegen, und so hatte er sich in den eisigen Panzer unerschütterlicher Selbstbeherrschung gehüllt. Er hatte sich gezwungen, an Deck zu bleiben und zu beobachten, was geschah. Er fühlte die Zerstörung eines jeden Schiffes, als wären sie eine Verlängerung seines eigenen Körpers ... und er weigerte sich, blindlings zurückzuschlagen.
    Stattdessen versuchte er, ebenfalls eine Kiellinie bilden zu lassen. Sie würde gewiss nicht perfekt ausfallen. Das wäre unter derartigen Bedingungen unmöglich. Aber sie wäre wenigstens da , sie wäre einsatzbereit. Mit gefletschten Zähnen blickte er zu den Feinden hinüber.
    Seiner Schätzung nach griffen die Charisianer mit fünfzehn bis dreißig Galeonen an. Das ließ vermuten, dass sich weitere ganz in der Nähe hielten. Wäre er der Kommandeur der Charisianer gewesen, so hätte er versucht, zunächst die Harchongesen zu erwischen. Wahrscheinlich also würden sich die noch fehlenden Charisianer darum kümmern.
    Gleichzeitig , rief er sich ins Gedächtnis zurück, sollte man sich hüten, dem Feind übermenschliche Kräfte zuzusprechen . Während seines Dienstes bei der Garde hatte er festgestellt, dass die meisten kompetenten Offiziere ihres eigenen Glückes Schmied waren. Doch selbst wenn man das berücksichtigte, hatten die Charisianer schlichtweg unfassbares Glück gehabt, in einem fast perfekten Abfangkurs zu seiner äußersten Kolonne aufgekommen zu sein. Dieses Glück hatten sie gnadenlos ausgenutzt, und die lodernden, gebrochenen Wracks, die achtern zurückblieben, waren ein schlagender Beweis dafür, wie effektiv und brutal sie dabei vorgegangen waren.
    Aber von jetzt an wussten sie das Überraschungsmoment nicht mehr auf ihrer Seite. Und falls nicht Shan-wei-wie-viele sich noch hier in der Dunkelheit herumdrückten, war Harpahr den Charisianern immer noch in einem Verhältnis von mehr als zwei zu eins überlegen.
    Macht schon! , bellte er dem charisianischen Kommandeur in Gedanken entgegen. Macht schon, stürzt euch auf uns! Wir sind hier und warten auf euch!
    »Also gut, es ist so weit«, sagte Lock Island.
    Er stand zwar gerade vor Captain Baikyr, doch eigentlich sprach er mit Domynyk Staynair.
    »Wir haben sie ein wenig geschwächt«, fuhr er fort, »aber der Rest bleibt dicht beisammen. Sie werden sich nicht von uns isolieren lassen. Wir können sie also nicht einzeln erledigen. Ich möchte auch nicht bis zum Tagesanbruch warten. Ihnen soll keine Zeit bleiben, die Lage wieder in den Griff zu bekommen. Unsere eigene Kiellinie scheint mir noch ziemlich gut in Schuss, und Admiral Rock Point ist hinter uns und kann die Sache übernehmen, falls uns etwas Unerfreuliches widerfahren sollte. Wichtiger noch: Die Wolkendecke reißt auf. Im Mondlicht können wir sogar sehen , was wir gerade tun. Also wird es Zeit, noch einmal zuzuschlagen.«
    »Jawohl, Sir«, bestätigte Baikyr grimmig.
    Er schien sich nicht gerade darauf zu freuen, und Lock Island konnte es ihm

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