Haus der Lügen - 8
sich dabei also keinesfalls übernehmen.«
»Und das verschafft uns zumindest etwas mehr Zeit«, merkte Baron Larchros an.
»Ja, und die zu verschwenden können wir uns nicht leisten!«, erklärte Storm Keep mit Nachdruck.
Alle am Tisch nickten. Stunden und Tage verstrichen, während ihre Sache, wie ihnen allen schmerzlich bewusst war, nur langsam vorankam.
»Nun ja, das Gute ist, dass wir vielleicht endlich doch loslegen können«, meinte Craggy Hill. Die anderen blickten ihn an, und er lächelte säuerlich. »Zebediah ist endlich bereit, nicht mehr herumzulavieren. Ach, er wartet immer noch darauf, dass wir ihm garantieren, Zebediah vollständige Unabhängigkeit zuzugestehen – natürlich unter seiner Herrschaft. Aber ich denke, das ist im Augenblick reine Formsache. Auf jeden Fall hat er sich entschieden, uns die Musketen zu liefern, die wir benötigen – in dieser neuen Bauweise. Zumindest einige.«
»Ach, tatsächlich?« Shylair richtete sich in seinem Sessel auf, und seine Augen funkelten.
Seine weltlichen Gefährten hatten zwar ihre Truppen stetig aufgestockt. Nur gebrach es dem Widerstand an Waffen. Sie alle hier am Tisch wussten das. Selbst Schwerter und Piken waren Mangelware. Gemeinsam verfügten sie über nicht einmal vierhundert Musketen – und zwar über solche der veralteten Modelle mit glattem Lauf und Luntenschloss. Allein schon Gahrvais Truppen hätten sie hoffnungslos deklassiert. Sollte Vizekönig-General Chermyn zu Gahrvais Unterstützung seiner Marine-Infanterie mobilisieren, wäre jeder Versuch des bewaffneten Widerstands schlichtweg sinnlos. Das konnte nur in einem Blutbad enden – einem Blutbad für den Widerstand. Vor allem jetzt, da der südöstliche Teil des Fürstentums bereit war, die Autorität des Regentschaftsrats anzuerkennen. Und der Bischof-Vollstrecker wusste das.
Aber mit neuen Gewehren ...
»Reden wir hier nur von Gewehren, Wahlys?«, fragte Storm Keep nach.
»Man sollte die Gewehre nicht zu gering schätzen, Sahlahmn«, erwiderte Craggy Hill mit dem gleichen säuerlichen Lächeln. Storm Keep nickte zustimmend, und Craggy Hill zuckte mit den Schultern. »Bislang hat er uns nur Gewehre versprochen. Er hat gesagt, wenn wir uns erst einmal einig geworden seien, könnten wir innerhalb etwa eines Monats die ersten vier- oder fünfhundert Stück erhalten. Mit der Artillerie wird es ein wenig schwieriger. Cayleb hat sich doch sehr gescheut, Zebediah derlei Dinge zugänglich zu machen. Anscheinend traut er Zebediah aus irgendeinem Grund nicht ganz.«
Den Gesichtern nach überraschte das hier am Tisch niemanden.
»Das wirft eine interessante Frage auf, Mein Lord«, bemerkte Gahrnaht. »Wenn Cayleb Zebediah im Auge behält, wird dieser dann genügend Gewehre abzuzweigen in der Lage sein, um etwas ausrichten zu können?«
»Das weiß ich nicht«, gestand Craggy Hill offen. »Aber sein Gesandter hat mich wissen lassen, dass Zebediah – kreativ wie er ist – bereits um die zweihundert Gewehre hat ›verlieren‹ können. Anscheinend hat das in Caylebs Quartiermeister-Korps niemand bemerkt. Aber der Großteil der Waffen, die Zebediah uns versprochen hat, werden gar nicht erst offiziell nach Zebediah gelangen.«
»Wie bitte, Mein Lord?« Gahrnaht zog die Augenbrauen hoch, und Craggy Hill schnaubte lautstark.
»Ich weiß auch nicht, wie er das bewerkstelligen will, Bischof Amilain. Aber sein Gesandter scheint da sehr zuversichtlich. Anscheinend ist Zebediah immer noch der gleiche verschlagene Fuchs wie eh und je. Den Andeutungen seines Gesandten nach reime ich mir das Ganze so zusammen: Es gibt einen Kontaktmann in Chisholm, dem es möglich ist, Waffen und anderes Material, das für diese neue Imperial Army gedacht ist, abzuzweigen. Diese Army expandiert rasch, und Charis hat genug Sorgen damit, dass die Kirche zum Gegenangriff blasen könnte. Wer in einer solchen Lage genug Eier in der Hose hat – bitte verzeihen Sie mir diesen Ausdruck! –, dem könnten eine ganze Menge Gewehre ›verloren‹ gehen. Wenn besagter Kontaktmann wirklich an der richtigen Stelle sitzt, gelingt das vielleicht sogar mit Artilleriegeschützen. Und den Andeutungen von Zebediahs Gesandten zufolge sitzt besagter Kontaktmann an der richtigen Stelle!«
Wieder nickten alle Anwesenden, dieses Mal befriedigt. Wenn Craggy Hill Recht hatte, wären sie tatsächlich endlich in der Lage, ernsthaft mit der Planung anzufangen. Wenn sie genug Waffen und Feuerkraft hätten, um Gahrvai lange genug abzuwehren,
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