Haus der Lügen - 8
Sanduhrinsel oder der Schößlingsinsel, selbst wenn der Wind geradewegs von Südwesten wehte. Aber eine Galeone bei anhaltendem Südwestwind aus der Reach hinauszubringen, würde lange dauern und sehr anstrengend sein – bestenfalls. Trotzdem wäre es unwahrscheinlich, dass Charis’ Flotte dort festsäße.
Vor allem , dachte Rock Point, da ich, im Gegensatz zu Dunkyn, für die Aufklärung und auch für Wettervorhersagen auf Owl zurückgreifen kann.
»Ich würde das niemals vorschlagen, wenn Gorjah noch über eine Flotte verfügte«, erklärte Lock Island, der Rock Points Bedenken wohl vorausahnte. »In diesen Gewässern kann selbst eine Galeerenflotte recht viel Ärger machen. Aber ich bin zuversichtlich, dass Sie über die nötige Feuerkraft verfügen, alles zu erledigen, was Tarot mit seinen derzeitigen Ressourcen gegen Sie aufbringen kann.«
»Das wohl.« Rock Point nickte knapp. »Den Tarot-Kanal zu sichern, sichert auch unsere Position, ja. Außerdem könnten wir so verhindern, dass ein oder zwei Geschwader vom Jahras-Golf aus nach Tarot geschafft werden. Perfekt wäre meine Position dort nicht. Aber ich wäre immer noch dreitausend Meilen näher an der ganzen Sache als jetzt. Gleichzeitig wäre es mir möglich, jeglichen Versuch zu vereiteln, die Geschwader aus Desnairia und aus den Tempel-Landen zu vereinigen, indem sie sich an der Küste von Haven entlangschleichen.«
»Aber von der Margaret-Bay wären Sie deutlich weiter entfernt«, gab Wave Thunder zu bedenken.
»Solange die Tempel-Lande bei ihren Bemühungen nicht deutlich weiter gekommen sind, als Ihre Berichte das nahe legen, dürfte das kein Problem sein«, versetzte Lock Island. »Wir reden im Augenblick über das, was Desnairia und Tarot derzeit zur Verfügung steht. Und wenn es nötig wäre, könnte Domynyk allein gegen die beiden zusammen immer noch die Stellung halten! Wir brauchen eine Basis, die Tranjyr deutlich näher ist, wenn wir Gorjah wirklich das verdeutlichen wollen, worauf Rayjhis es anlegt.«
»Das wohl«, bestätigte der Erste Ratgeber mit fester Stimme.
»Also gut, Domynyk. Sobald Sie Ihr kleines Privatgespräch mit Ahlfryd und Dr. Mahklyn geführt haben, legen Sie los und bereiten die Verlegung der Schiffe vor! Ich werde noch ein paar Bataillone Marines loseisen und auch ein bisschen Artillerie. Wenn wir Sie in der Holme Reach aufstellen wollen, sollten wir Nägel mit Köpfen machen und auch ein paar Verteidigungsbatterien einrichten. Dann braucht sich Dunkyn auch keine Sorgen zu machen, er könnte seine Gemüsebeete auf der Sanduhrinsel umsonst angelegt haben.« Sein Lächeln wirkte alles andere als freundlich. »Ich könnte mir vorstellen, dass das Gorjah so richtig sauer machen wird.«
.V.
Zitadelle King’s Harbour, Helen Island, Howell-Bay, Altes Königreich Charis
Vom Fenster in Baron Seamounts Arbeitszimmer aus konnte man das ganze Hafenbecken überblicken. Von hier aus, in der Zitadelle, wirkte Admiral Rock Points Flaggschiff wie ein Spielzeug. Oder besser: wie ein perfekt gebautes Modellschiff. HMS Destroyer lag vor Anker; Segel waren über Deck als Schutz vor der heißen Sonne gespannt, und Seamount sah, wie eines der Beiboote die Destroyer stetig umkreiste. Rock Point erkannte Captain Tymythy Darys’ Barkasse, und seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Darys liebte seine Galeone. Doch er war nie ganz zufrieden mit ihrer Trimmlage. Niemals ließ er sich eine Gelegenheit entgehen, sie genau zu begutachten, wann immer sie still im Wasser lag, und jedes Mal dachte er darüber nach, ob er vielleicht den Ballast verschieben sollte, um den Bug einen oder zwei Zoll aus dem Wasser zu heben, oder ob er es genau umgekehrt halten müsse, um den Tiefgang ein wenig zu steigern.
Rock Point schüttelte den Kopf. Dann wandte er sich vom Fenster ab und widmete seine Aufmerksamkeit ganz Sir Ahlfryd Hyndryk. Der Commodore saß hinter seinem Schreibtisch; die Schiefertäfelung, mit der er sein ganzes Arbeitszimmer ausgestattet hatte, war über und über von Zeichnungen und Formeln überzogen – Hyndryk hatte die Angewohnheit, sich auf diese Weise Notizen zu machen. Wie stets war das, was dort geschrieben stand, höchst faszinierend. Doch dieses Mal konzentrierte sich Rock Point ganz auf den Baron selbst.
Außerdem stand ein weiterer Offizier der Navy neben Seamounts Schreibtisch. Commander Urvyn Mahndrayn war etwa acht Jahre jünger als Rock Point selbst, und dabei so dünn wie ein Frettchen. Ja, obwohl der Mann
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