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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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allzu viele Granaten, mit denen wir experimentieren konnten – wir stellen sie praktisch immer noch nach Bedarf her, eine nach der anderen. Und Meister Howsmyn hat mir gesagt, es würde bis zur Massenproduktionsreife noch mehrere Monate dauern. Aber selbst mit der Hand voll, die uns zur Verfügung stand, konnten wir einige Tests durchführen. Der Unterschied zwischen einem einzigen Treffer mit einer Kanonenkugel aus einem Dreißigpfünder und einem Dreißigpfünder, der eine Granate abfeuert, ist ... beachtlich, Sir. Wie ich schon sagte: eine Kanonenkugel reißt ein relativ kleines Loch in den Schiffsrumpf. Eine Granate, vor allem wenn sie sich in den Sparren eines Schiffes verkeilt, erzeugt ein gewaltiges Loch. Unseren Messungen zufolge ist das Loch, das eine Dreißigpfünder-Kugel erzeugt, nur etwa fünf Zoll groß. Eigentlich ist es sogar noch ein bisschen weniger, wenn man die Elastizität des Holzes berücksichtigt. Das Loch, das eine Granate bei einem Schiffsrumpf gleicher Bauweise erzeugt, misst zwischen drei und sechs Fuß . Ein solches Loch, unterhalb der Wasserlinie oder auch nur zwischen Wind und Wasser, könnte kein Schiffszimmermann mehr verschließen. Ein Schiff mag ein oder zwei solcher Treffer überstehen, wenn man das Loch schnell genug mit Segeltuch verschließt, am besten gefüttert mit Werg. Mehr als zwei davon, und auch die größte Galeone der Welt schickt es auf den Meeresgrund!
    Granatentreffer zerstören auch mehr von den Deckaufbauten. Das in Gemeinschaft mit den riesigen Löchern, die sie in die Schiffswand reißen, verursacht einen ungleich höheren Splitterhagel – und dadurch Verluste. Und Granaten ziehen die gesamte strukturelle Integrität eines Schiffes viel mehr in Mitleidenschaft als eine massive Kanonenkugel. Obendrein wirken Granaten gleichzeitig auch noch als Brandbomben. Wie man es auch nimmt, Admiral, eine Schiffsbewaffnung, die Granaten abfeuert, wird in jeder Hinsicht mehr Schaden anrichten als eine, die sich auf Kanonenkugeln beschränkt.«
    »Ich verstehe.« Einen Moment lang schaute Rock Point sein Gegenüber nur blicklos an. Dann trat er wieder an das Fenster und blickte erneut auf sein Flaggschiff hinab. »Und was ist mit den Produktionsschwierigkeiten, die Sie in Ihrem Bericht erwähnen?«
    »Daran arbeiten wir, Sir«, ergriff nun wieder Seamount das Wort. »Wie Urvyn schon sagt, macht Meister Howsmyn durchaus Fortschritte. Er hat neben seiner größten Gießerei sogar schon eine neue Produktionsstätte bauen lassen, die ausschließlich dafür gedacht ist. Wir wollen ja nicht die Produktion unserer bereits etablierten Standard-Projektile unterbrechen. Denn derartige Hohl geschosse herzustellen, ist deutlich komplizierter und auch viel zeitaufwändiger, als die Produktion einfacher, massiver Kanonenkugeln. Das bedeutet, wir werden nicht in der Lage sein, Granaten in der gleichen Geschwindigkeit herzustellen wie Kanonenkugeln, selbst wenn Howsmyns neue Anlage endlich in Betrieb genommen ist. Außerdem müssen auch noch Zünder dafür hergestellt werden. Wenn wir diese Dinger in entsprechender Stückzahl herstellen wollen, müssen wir eine Produktionsrate erzielen, die mindestens der Hälfte der von Kanonenkugeln entspricht – und davon sind wir noch weit entfernt. Aber wie ich schon sagte: Meister Howsmyn macht Fortschritte, und ich denke, er wird wohl im Oktober mit der Massenproduktion anfangen können – wenn auch nicht in der Geschwindigkeit, die uns lieb wäre. Danach wird es dann noch mindestens mehrere Monate dauern – wahrscheinlich eher ein halbes Jahr –, bis wir genug Granaten haben, um die Magazin-Zuweisungen unserer Schiffe an Kanonenkugeln im Verhältnis eins zu eins auszutauschen.«
    »Ich verstehe«, wiederholte Rock Point, ohne dabei den Blick von der Destroyer abzuwenden. Er versuchte sich vorzustellen, was die explosiven Granaten seinem Flaggschiff und ihrer Besatzung antun würden. Dann kam er zu dem Schluss, sich das lieber doch nicht vorstellen zu wollen.
    Noch einmal schüttelte er den Kopf, blickte aus dem Augenwinkel Mahklyn an und wandte sich wieder Seamount und Mahndrayn zu.
    »Natürlich dürfen Sie weitermachen, Ahlfryd. Und ich muss gewiss weder Sie noch irgendeinen Ihrer Mitarbeiter daran erinnern, dass all das hier absoluter Geheimhaltung unterliegt. Unserer derzeitigen Einschätzung nach dürfte die Flotte der ›Vierer-Gruppe‹ irgendwann im nächsten Frühjahr oder im Frühsommer bereit sein, sich auf uns zu stürzen – na ja, so

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