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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Augenblick kam der Wind, leicht wie er war, aus Südsüd west , und die Messenger lag auf Steuerbordbug. Der Wind kam von Backbord fast dwars und trieb sie ihrem Flaggschiff entgegen.
    Der Rest des Geschwaders unter seinem Kommando – insgesamt dreiundfünfzig Schiffe – hatte beigedreht und lag im Muschelsund vor Anker. Der Muschelsund war eine breite Wasserfläche zwischen der Grüninsel und der Sandbank des Elends. Es war unfassbar heiß – selbst für Charisianer, die nun wirklich einiges gewohnt waren. Manthyr hatte seinen Kasack in der Kajüte gelassen. Trotzdem klebte ihm das schweißnasse Hemd am Rücken. Als er die Hand ein paar Zentimeter über die schwarzlackierten Karronaden auf dem Achterdeck hielt, spürte er, wie davon Hitze aufstieg wie von einem Ofen. Die Sonnensegel, die man über Deck gespannt hatte, um der Mannschaft wenigstens etwas Schatten zu bieten, halfen nicht viel. Denn Manthyrs Ansicht nach wurde man nun halt nur langsam in einem Ofen durchgegart, statt einfach über offener Flamme gegrillt.
    Gewiss, mit Hitze hatte Manthyr hier gerechnet, aber nicht mit so einer Hitze. Dass der Wind mittlerweile nur noch eine milde Brise war, half auch nicht gerade weiter. Er würde die Messenger auch nicht so rasch zur Dancer bringen, wie eigentlich gewünscht. Der an sich recht flinke kleine Schoner machte gerade einmal zwei oder drei Knoten Fahrt, obwohl sämtliche Segel gesetzt waren. Bis zum Flaggschiff waren es noch beinahe fünfzehn Meilen.
    Manthyr blickte zur Sonne hinauf und schürzte die Lippen. Noch fünf Stunden – wahrscheinlich eher sechs –, und es war jetzt schon nach elf Uhr. Der Admiral verzog das Gesicht und trat wieder in den Schatten unter dem Sonnensegel des Achterdecks. Sonderlich viel Schatten spendeten die Leinentücher nicht. Doch nachdem Manthyr gerade eben noch ungeschützt in der gleißenden Sonne gestanden hatte, kam es ihm vor, als betrete er eine tiefe Höhle.
    Eine Höhle, in der es sehr heiß war.
    »Dahnyld?«, fragte er, wandte den Kopf zur Seite und schaute sich blinzelnd nach seinem Flaggleutnant um. Seine Augen mussten sich an die Lichtverhältnisse im Halbschatten erst noch gewöhnen.
    »Jawohl, Sir?«, hörte er irgendwo hinter sich die Stimme Lieutenant Dahnyld Rahzmahns. Manthyr drehte sich zu ihm herum.
    »Ah, da stecken Sie!« Der Admiral schüttelte den Kopf und verzog die Lippen zu einem mitfühlenden schiefen Grinsen. »Hab schon befürchtet, Sie wären geschmolzen.«
    »Nur kurz davor, Sir.« Rahzmahn erwiderte das Lächeln seines Admirals, obwohl Manthyr mit seinem Scherz der Wahrheit tatsächlich erschreckend nahe gekommen war. Rahzmahn stammte aus Chisholm. Er gehörte zu der zunehmend größer werdenden Gruppe Chisholmianern, die in die Imperial Navy eingegliedert wurden. Mit seinem kastanienbraunen Haar und seinen grauen Augen wirkte er für jeden Charisianer recht exotisch ... und seine helle Haut neigte dazu, sich in der Sonne erschreckend rot zu verfärben, Blasen zu werfen oder sich irgendwann sogar schmerzhaft abzupellen. Nur ›Farbe‹ bekam der Leutnant nie. Außer rot eben.
    »Na, dann bleibt uns wohl noch ein bisschen Zeit«, lachte Manthyr in sich hinein. Nicht, dass er kein Mitleid mit seinem Flaggleutnant gehabt hätte – aber leider konnte niemand auch nur das Geringste gegen die Wetterverhältnisse ausrichten. Damit blieb ihnen nichts anderes, als über ihr Ungemach zu lachen.
    »Das wohl, Sir«, stimmte ihm Rahzmahn zu. »Kann ich, bis es so weit ist, vielleicht noch etwas für Sie tun?«
    »Ja, das können Sie tatsächlich.« Manthyr deutete in Richtung der Messenger . »Sie wird wohl noch fünf oder sechs Stunden brauchen, bis sie uns erreicht. Unter diesen Umständen sollten wir das Abendessen vielleicht ein wenig vorverlegen und Commander Grahzaial bitten, sich am heutigen Abend zu uns zu gesellen. Das scheint mir das Mindeste, was wir für ihn tun können, nachdem wir ihn schon bei dieser Brüllhitze ausgeschickt haben, um mit den Einheimischen zu reden.«
    »Sehr wohl, Sir. Soll ich auch Captain Mahgail hinzubitten?«
    »Den Captain, Master Seasmoke und Lieutenant Krughair ... nein, Krughair wird ja wohl Wache haben, oder?« Kurz dachte Manthyr nach, dann zuckte er mit den Schultern. »Also Lieutenant Wahldair und den jungen Svairsmahn. Und Sie selbst natürlich auch.«
    »Also ... sechs Gäste, mich mitgezählt?«, fasste Rahzmahn zusammen und ging im Geiste noch einmal sämtliche Namen durch. »Ich sage Naiklos Bescheid,

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