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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wären sie auch schlau genug zu begreifen, wie gefährlich es ist. Dann würden sie es verbrennen, bevor es sie selbst noch Haut und Haare kostet. Das Letzte, was der arme Gesandte will, ist, dass meine Gardisten die Diebe zu packen bekommen, Zebediahs Schreiben finden und es mir aushändigen.
    Aber das Entscheidende hier ist: Selbst wenn Zebediah denkt, ich würde hinter diesem Überfall stecken, ja selbst wenn er zu dem Schluss kommt, er würde sich doch lieber zurückziehen, kann er das jetzt nicht mehr. Mir liegt ein Schreiben vor, eigenhändig von ihm abgefasst. In dem weist er seinen Gesandten an, ›unseren Freunden in Corisande‹ seine Bereitschaft zu signalisieren, die Waffen zu liefern, um der charisianischen Besatzungsmacht auch mit Waffengewalt entgegenzutreten. Zebediah erwähnt darin ausdrücklich Musketen mit gezogenen Läufen aus den Beständen der Imperial Army in Chisholm. Weder ich noch jemand sonst wird in diesem Schreiben namentlich erwähnt, aber Zebediahs Absichten gehen daraus recht eindeutig hervor. Und gekrönt wird das Ganze mit seiner eigenhändigen Unterschrift.«
    Der Bischof-Vollstrecker stellte fest, dass er sich mit Craggy Hills Lächeln auch wunderbar hätte rasieren können. Er erwiderte das Lächeln.
    »Dieses Schreiben wird meine ganz persönliche Rückversicherung sein, Eure Eminenz«, erklärte der Graf, und in seiner Stimme schwang tiefste Befriedigung mit. »Und sollte Zebediah sich als ... schwierig erweisen, kann ich ihn ja immer noch dezent darauf hinweisen, was sich in meinem Besitz befindet. Sollte er dann weiterhin schwierig sein, wäre es durchaus möglich, dass besagtes Schreiben seinen Weg zu Gahrvai findet – oder zu Chermyn.«
    Shylair lehnte sich wieder in seinem Sessel zurück. Das wölfische Grinsen wich einem Ausdruck ernsthafter Dankbarkeit.
    Ich danke Dir, o Herr! , dachte er. Vergib mir meine Zweifel und vergib mir meine Verzweiflung! Die Heilige Schrift sagt, Du wirst deine Gegner zur Rechenschaft ziehen, auch mit Hilfe Deiner gottlosen Feinde. Ich kann kaum behaupten, der Großherzog wäre ein gottesfürchtiger Mann, aber Du hast ihn uns in die Hände gegeben, und letztendlich werden wir ihn dazu nutzen, Deine Feinde ihrer gerechten Strafe zuzuführen.
    Kurz schloss er die Augen, so wichtig war ihm dieses Versprechen. Aber selbst mit offenen Augen wäre ihm niemals die winzige Fernsonde aufgefallen, die wie ein Insekt an der Decke des Raumes hing. Diese Fernsonde hatte gerade jedes einzelne Wort des Gesprächs mit Craggy Hill einer weit entfernten künstlichen Intelligenz namens Owl übermittelt.

 
    Mai,
    im Jahr Gottes 894

.I.
    HMS Chihiro , Gorath Bay, Königreich Dohlar
    »Bitte entschuldigen Sie, Mein Lord, aber ich glaube, das sollten Sie sich ansehen!«
    Graf Thirsk hatte bis zu dieser Unterbrechung über seine langsam anwachsende Flotte nachgedacht. Jetzt wandte er sich vom Heckfenster der Chihiro ab. Der Commander, der gerade das Arbeitszimmer des Kommandanten betreten hatte, war etwa dreißig Jahre alt. Er hatte braune Augen, auffallend dunkle Haut und dazu schwarze Haare. Am bemerkenswertesten jedoch war sein außerordentlich üppiger Schnurrbart.
    »Und was genau ist das , Ahlvyn?«, fragte Thirsk milde.
    »Ich bitte um Verzeihung, Mein Lord.« Commander Ahlvyn Khapahr verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen. »Eine Depesche, Absender ist der Gouverneur von Queiroz. Sie ist als dringend gekennzeichnet. Deswegen hat die Semaphorenstation sie umgehend zu uns geschickt, statt das reguläre Nachmittagsboot abzuwarten.«
    »Der Gouverneur von Queiroz?« Thirsk runzelte die Stirn. Ihm fielen sofort eine ganze Hand voll Gründe ein, warum der Gouverneur einer Provinz des Kaiserreichs Harchong ihm eine dringende Depesche zukommen lassen sollte. Allerdings erschien ihm nur ein einziger dieser Gründe sonderlich wahrscheinlich. Der Graf spürte, wie seine Anspannung wuchs.
    »Also gut, Ahlvyn.«
    Der Graf streckte die Hand aus, und Khapahr reichte ihm den schweren Umschlag. Dann verneigte sich der Commander knapp und zog sich aus der Kajüte des Admirals zurück.
    Lächelnd blickte Thirsk ihm hinterher. Eines Tages würde Ahlvyn Khapahr einen ausgezeichneten Galeonen-Kapitän abgeben. Doch im Augenblick war er viel zu sehr damit beschäftigt, eine Position in der Royal Dohlaran Navy auszufüllen, die gänzlich neu war. Bislang hatte Thirsk für diese gänzliche neue Verwendung noch keine treffende Bezeichnung gefunden: Auf einem Planeten namens

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