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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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hinüberglitt, in dem er zwar wach, aber nicht bei vollem Bewusstsein war. Er sah in diesem Halbschlaf Messer Arcimboldo und Contrario-Buntfinger mit rot erhitzten Köpfen über der Feuerstelle kauern, sah, wie sie auf eine Apparatur starrten, die wie ein Kürbis mit langem Hals aussah und aus deren Spitze grüner Rauch quoll, der langsam schwarz und schwärzer wurde und den Raum zu vernebeln begann, bis er die beiden Männer vollständig einhüllte. Ihm war, als würden sie die Teufel der Hölle beschwören.
    »Es ist so weit!«, sagte Messer Arcimboldo dumpf und befahl Contrario-Buntfinger: »Nimm den Alambic vom Feuer!« Der hob mit bloßen Fingern das heiße Gefäß an – und dann stieß er einen Schrei aus, der die Wände um ihn her erzittern ließ. Gleichzeitig krachte das Gefäß mit einem dumpfen Poltern zu Boden.
    Mit einem Schlag war Jan hellwach.

    Jan riss die Augen auf, doch im Zimmer war es dunkel wie in einem Grab. Nicht ein Lichtschein drang zu ihm herein, sodass er für einen Moment befürchtete, die Dämpfe, die er im Traum gesehen hatte, hätten ihn erblinden lassen. Er richtete sich auf und ließ die Beine über den Bettrand baumeln. Hatte ihn dieser Traum tatsächlich aus dem Schlaf gerissen? Bislang hatte er sich von solchen Träumen nicht erschrecken lassen. Doch das war keine Einbildung gewesen, auch kein Traum. Das Gebrüll oder der Schrei sowie der dumpfe Schlag waren echt gewesen. Er fühlte das Nachbeben des Hauses noch und glaubte, in seinen Ohren gelle noch der dunkle Schrei.
    Durch das Gitter hätte eigentlich der Mond ins Zimmer scheinen müssen, doch hier drinnen war es abgrundtief finster. Jan stand auf und tappte, die Hände von sich gestreckt, in Richtung Fenster. Wenn er den Pergamentrahmen entfernte, würde der Mond oder das Licht der Sterne zumindest ein wenig Helligkeit liefern. Merkwürdigerweise hatte er im Dunkeln das Gefühl, die Wand wiche vor ihm zurück, während er auf sie zuging. So weit konnte es doch nicht bis zum Fenster sein. Endlich spürte er die Laibung, dann ertastete er den pergamentenen Rahmen. Er hob ihn aus der Fensterlaibung und stellte ihn ab. Der Mond war aufgegangen und tatsächlich fiel Licht in einem breiten Strahl ins Zimmer. Erst jetzt staunte er über die Tatsache, dass der Pergamentrahmen eben wieder in der Öffnung gestanden hatte …
    In diesem Augenblick der Verwunderung durchschnitt ein Brüllen die Stille. Es war ein dröhnendes Fauchen, wie er es sich für wütende Drachen ausgemalt hatte, wenn diese angriffen. Jerzy mit dem Bluthusten hatte von diesen Wesen erzählt und geschworen, dass in den Karpaten noch immer Drachen hausten und manchmal ganze Dörfer und Landstriche seiner Heimat zerstörten und entvölkerten.

    Der Schrei wiederholte sich, diesmal schien er von draußen zu kommen. Jan steckte den Kopf in die Fensteröffnung. Verblüfft stellte er fest, dass sich auch das Gitter verflüchtigt hatte. Ungläubig griff er mit seiner Hand durch die Öffnung, aber da war nichts. Dafür hörte er zum dritten Mal den brüllenden Laut, und jetzt sah er etwas, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein Wesen mit vier Pfoten hob sich in den Himmel, beschienen vom Mondlicht, das sich glasklar und blau über die Welt und das Getier ergoss, und flog mit Fledermausflügeln dem Nachtgestirn entgegen. Jan sah dem Tier hinterher, bis es sich im Silberlicht des Mondes auflöste, und traute seinen Augen nicht. Was um alles in der Welt war das gewesen? Er zog den Kopf zurück und suchte sein Bett. Er setzte sich auf die Grasdecke und starrte in die Dunkelheit. Was ging in diesem Haus vor?
    Jemand polterte die Treppe herunter. Es war Contrario. Messer Arcimboldo schimpfte hinter ihm drein, und der Adlatus erwiderte etwas so leise, dass es für Jan kaum zu hören war. Jedenfalls war gut zu vernehmen, wie sich die beiden Männer stritten – oder zumindest nicht einer Meinung waren. Jan schlich bis zur Tür und legte sein Ohr dagegen.
    »… nicht aufgepasst … Vieh sehen … bis zum Auftritt …«, hörte er den einen oder anderen Fetzen aus Messer Arcimboldos Mund.
    Contrario schien sich auf eine der Türen neben der seinen zuzubewegen, denn Jan vernahm seine gemurmelten Verwünschungen immer deutlicher. Es waren grobe Flüche in welscher Mundart, die alles und jeden verdammten.
    »… noch wundern … dieser Hundsfott glaubt … aber meine Werke … meine … meine …«, spie er die Worte vor sich hin. Jan verstand nicht alles, weil Contrario

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