Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
Vom Netzwerk:
Richtung der astronomischen Uhr.
    Offenbar hatten die Wesen sein Manöver nicht durchschaut,
denn der Weg war frei. Jan beschleunigte seinen Schritt – und plötzlich löste sich Julias Hand von der seinen. Er stolperte noch eine Weile weiter, vom Schwung nach vorne katapultiert, und fiel der Länge nach hin. Panik ergriff ihn. Was war mit Julia passiert? Klatschnass und mit aufgeschürften Knien rappelte er sich auf, wischte sich Wasser und Schmutz aus den Augen. Er wandte sich um und schaute zurück, doch Julia stand nur vor der Uhr und starrte die stehenden Zeiger an.
    »Was machst du?«, herrschte er sie an. Ein rascher Rundumblick sagte ihm, dass sie noch immer einen Vorsprung hatten.
    »Die Uhr steht!«, sagte Julia und zeigte nach oben. »Und das Dach ist undicht.«
    »Ich weiß«, herrschte Jan sie an. »Aber wir haben jetzt keine Zeit. Wenn uns die Chimären hier erwischen, hilft es uns nichts, wenn wir wissen, dass die Uhr steht.«
    Er packte Julias Arm und versuchte, sie von der astronomischen Uhr wegzuzerren. Doch sie wehrte sich.
    »Verstehst du denn nicht?«, fragte sie ärgerlich.
    »Nein! Ich verstehe nicht«, blaffte er zurück. »Ich bin etwas schwer von Begriff. Du musst mir schon sagen, was du dir denkst. Nur dann kann ich dir vielleicht folgen!« Jan regte es auf, dass Julia immer voraussetzte, dass er so dachte wie sie. Wie sollte das denn möglich sein? Schließlich dachte sie ja auch nicht wie er.
    »Es tropft durchs Dach. Außerdem wäre die Uhrstube ein wunderbares Versteck. Dorthin kommt kaum jemand …«
    »… außer er muss die Uhr aufziehen. Was vermutlich täglich einmal passiert.«
    Jan vernahm das harte Klacken von Klauen. Zumindest eines der Wesen näherte sich. Sie hatten wirklich keine Zeit mehr. »Jetzt komm endlich!«

    »Die Bilder liegen dort oben. Ich bin mir sicher.«
    »Und ich bin mir sicher, dass wir bald nicht mehr zu wissen brauchen, wo die Bilder liegen, weil wir in Stücke gerissen werden!« Energisch packte Jan zu und zerrte Julia weiter. Nur mit Mühe riss er das Mädchen von der Uhr los. Sie hasteten um das Rathaus herum, doch bevor sie in die westliche Gasse einbiegen konnten, wurden sie von dem Wesen entdeckt, das hinter ihnen aufgetaucht war. Jan wollte gar nicht wissen, wie es aussah. Im Augenwinkel hatte er nur einen schwarzen Schatten gesehen. Was er allerdings auch gesehen hatte, war, dass sich das Tier zum Sprung geduckt hatte.
    »Schneller!«, schrie er, doch der Dämon war bereits hinter ihnen. Zwar verfehlte er sein Ziel, weil sie um die Ecke gebogen waren. Er schlitterte und krachte gegen die Front des Rott-Hauses. Doch das verschaffte ihnen nur einen minimalen Vorsprung. Sie hasteten die Straße entlang. Jan schöpfte wieder Hoffnung. Wenn sie geradeaus weiterliefen, gelangten sie direkt ins jüdische Viertel. Als sie aus der Straße, die zum Rathaus führte, heraustraten, stellten sich ihnen zwei weitere Tiere in den Weg. Eines davon sah aus wie der Bär aus der Teyn-Kirche, das andere besaß die Gestalt einer Sphinx ganz in Scharlachrot. Jan wurde sich zu seinem Entsetzen bewusst, dass sie eingekreist waren. Aus der kleineren Gasse links von ihnen, die zur Moldau hinunterführte, trat nämlich ein weiteres Wesen, dessen Gestalt ihm völlig unbekannt war. Es war eine Art riesiger Hundertfüßler mit gefährlichen Kauzangen und Beinen wie Messerspitzen.
    »Viele Füchse sind des Hasen Tod!«, keuchte er. »Es war ein Fehler gewesen, bei der Uhr stehen zu bleiben.«
    Julia sagte nichts. Sie war wohl ebenso fassungslos wie er selbst. Sie waren von vier Dämonen umringt. Jan spürte, wie ihre Hand zu zittern begann.

    »Bleib dicht hinter mir, Julia«, versuchte Jan sie zu beruhigen. »Mir können sie nichts anhaben. Hoffe ich zumindest.« Kaum hatte er das verkündet, lief er los und zerrte Julia mit sich. Die Sphinx vor ihm schien ihm von allen das schwächste Wesen zu sein. Er streckte die Faust vor. Bereits kurz bevor sie sich berührten, zuckten blaue Blitze zwischen ihnen hin und her und hüllten die Sphinx urplötzlich in ein Netz aus Entladungen. Selbst die anderen Wesen schienen verblüfft und hielten sich zurück. Diesen Moment der Unsicherheit nutzten die beiden Jugendlichen und schlüpften an der Sphinx vorbei, die begann, mit ihren Tatzen wie wild gegen die Blitze zu schlagen.
    »Noch einmal gut gegangen«, keuchte Jan. »Weiter jetzt!« Julia sagte nichts, stolperte jedoch unglücklich, wurde von Jan mitgerissen, stolperte wieder. »Was ist

Weitere Kostenlose Bücher