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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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trennten, musste sie mit der Zunge dem Geschmack seines Mundes nachspüren. Er schmeckte wie Karamellzucker.
    Doch sie durften hier nicht unnötig verweilen. Jan ging unter dem Durchstieg unruhig hin und her, während Julia zu der Fayence am Fuß der Leiter lief und sie an sich nahm. Dann schloss sie ihre Augen und versuchte, wieder durch die Augen des Wesens zu sehen, doch es gelang ihr nicht mehr. Es war verschwunden, hatte sich aufgelöst, war verweht worden. Ihre einzige Hilfe war verbraucht.
    »Messer Arcimboldo? Messer Arcimboldo?«, schrie Jan
von unterhalb der Deckenöffnung. »Hört Ihr mich, Meister?« Der Regen hatte etwas nachgelassen und machte es nun einfacher, sich zu verständigen.
    »Er sah verzweifelt und verängstigt aus«, sagte Julia. Sie wollte Jan damit klarmachen, wie wenig von seinen Kontaktversuchen zu halten war. Doch zu ihrer Verwunderung hörte sie nun die Stimme des Malers.
    »Wer ist da?«, rief es zurück. Leise zwar, doch unüberhörbar.
    »Ich bin es: Jan! Herr, wisst Ihr von einer Falle? Von einer Vorrichtung, die Euch dort oben festhält und verhindert, dass wir zu Euch hochkommen können?«
    »Jan? Gott sei Dank, endlich eine bekannte Stimme. Hilf mir! Ich werde hier oben festgehalten. Du kannst durch die Leiteröffnung hochsteigen.«
    Julia und Jan sahen sich an. Wusste Messer Arcimboldo nichts von der Falle, die womöglich auf sie lauerte? Julia kam das unscharfe Bild des Malers in den Sinn, das sie durch die Augen des Uschebti-Helfers gesehen hatte.
    »Vielleicht ist dieser Messer Arcimboldo nicht Messer Arcimboldo, Jan. Genau wie diese Leiter keine wirkliche Leiter und der Durchstieg womöglich kein Durchstieg ist.«
    Jan sah sie spöttisch an. »Aber du bist du und ich bin ich, oder?« Doch sofort wurde er wieder ernst. »Wie können wir das herausfinden?«
    Julia überlegte einen Moment. Dann sagte sie: »Er hat mir vor dem Besuch beim Kaiser das Arcanum splendidum gegeben. Frag ihn danach. Das kann nur er wissen.«
    Jan nickte. »Herr, hört Ihr mich?«
    »Natürlich höre ich dich«, kam es von oben, Ungeduld in der Stimme.
    »Beantwortet mir doch eine Frage, Messer Arcimboldo.
Wo habt Ihr Eure Wesen verborgen, die Ihr für den Umzug gemalt habt?«
    Jan sah Julia kurz an. Sie war überrascht, weil er auf ihren Vorschlag nicht eingegangen war, bis sie begriff. – Er traute ihr nicht, ebenso wenig wie Messer Arcimboldo oder Kithara. Sie stemmte die Fäuste in die Hüfte. Doch bevor sie loszetern konnte, kam die Antwort von oben – und die schlug alles, was sie bisher gehört hatte.
    »Ich habe noch keine Wesen für den Umzug gemalt! Jetzt komm endlich und mach mir die Fesseln auf.« Julia griff sofort nach Jans Handgelenk und hielt ihn fest.
    Stille herrschte. Hätte nicht der Wind durch die Turmöffnungen geblasen, man hätte glauben können, die Welt hier oben sei vom Rest abgeschnitten worden und taumle allein durchs All.
    »Er ist nicht gefesselt«, durchbrach Julia endlich das Schweigen.
    »Und er hat sehr wohl schon Wesen für den Umzug gemalt. Wir sind ihnen schließlich begegnet«, ergänzte Jan.
    »Was nur einen Schluss zulässt …«
    »… dort oben sitzt nicht der Messer Arcimboldo, den wir suchen«, ergänzte Jan.
    »… sondern ein zum Leben erwecktes Gemälde von Contrario!«, schloss Julia ihren Gedankengang. »Was das unscharfe Bild erklären würde, das ich dort oben gesehen habe. Contrario hat sich keine Mühe gemacht. Du hättest Messer Arcimboldo ja von der Nähe gar nicht mehr gesehen.«
    Unvermittelt setzte wieder Regen ein, der sturzbachartig vom Himmel fiel und gluckernde Geräusche verursachte.
    »Was jetzt, Julia?«
    »Auf den anderen Turm?« Sie traten an die Maueröffnung
und spähten durch den Regenvorhang hinüber. Tatsächlich konnten sie auch auf der anderen Seite Glocken ausmachen. Doch von einem Menschen war nichts zu sehen. »Dort ist niemand.«
    »Jedenfalls nicht in der Glockenstube«, sagte Jan.
    »Ich weiß nicht mehr weiter, Jan.«
    »Lass uns nachdenken. Wenn Contrario solche Fallen malen kann, dann muss es auch die entsprechenden Gemälde geben. Ich habe eine ganze Reihe von Leinwänden im Haus meines Meisters gesehen, als ich eingestellt wurde. Wir müssen sie suchen und zerstören. Dann verschwinden womöglich auch die Wesen – und diese Falle hier.«
    »Jan!« Eine Stimme wehte von oben herab und klang weiter entfernt als die, mit der sie eben noch gesprochen hatten. »Jaaan!«
    »Das … das ist … Messer Arcimboldo! Er

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