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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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gekommen, das mit zwei ungewöhnlich großen Metallflügeln in den Raum ragte. Sie waren unter die Flügel geraten und hatten sich zwischen Zahnräder und Schwunggewichte geklemmt und damit das Werk angehalten.
    Mit einem eleganten Satz stemmte sich Jan in die Uhrwerkstube, begutachtete die Gemälde kurz und konnte erkennen, dass es sich dabei um die Bilder handelte, die er suchte. Auf allen fand er weiße Flecken, die wie Schattenumrisse die Wesen zeigten, die Prag tyrannisierten: Bärenartige, Panther, Katzen und mehr. Sogar einige der Soldaten waren dabei.

    Jan griff nach seinem Gürtel. Doch das Messer fehlte, das er sonst dort einstecken hatte. Offenbar hatte er es im Trubel seiner verschiedenen Kämpfe verloren. Verzweifelt suchte er in der Turmstube nach einem spitzen Gegenstand. Schließlich musste er die Leinwände vernichten, wenn er seinen Kameraden helfen wollte, auch wenn es ihm widerstrebte, die wertvollen Keilrahmen zu zerstören.
    Vielleicht fand er weiter oben einen Gegenstand. Mit einem kurzen Ruck entfernte er die beiden störenden Bildwerke, stieß die Metallflügel kurz an, die sich plötzlich zu drehen begannen – und das Uhrwerk lief wieder an, auch wenn es die falsche Zeit anzeigte.
    Rasch kletterte er ein Stockwerk höher auf der Suche nach einem spitzen Gegenstand. Er stieg über die Leiter in den obersten Teil des Turms weiter, dorthin, wo sich die Apostelgruppe befand. Über sich konnte er jetzt den Schaden erkennen, der dazu geführt hatte, dass manche der Bilder angegriffen waren und der Kater Kithara sich aufgelöst hatte: Im Dachstuhl klaffte eine Lücke in der Dachkonstruktion. Durch sie konnte der Regen ungehindert bis ins Innere gelangen.
    Auch hier oben fanden sich noch Gemälde und er entdeckte sogar die Leinwand mit dem Bild des Katers. Kithara war nur noch undeutlich darauf zu erkennen. Firnis und Pigmente waren stellenweise abgewaschen worden. Jan nahm den Rahmen an sich und erstarrte. Das Bild befand sich nicht zufällig an dieser Stelle, sondern war hier bewusst aufgestellt worden. Und das war offenbar nicht durch Contrario-Buntfinger geschehen. Als er es beiseiteschob, sah er, dass es einen Nestbau abdeckte. Das Nest eines Wesens, das nur hierherkommen konnte, wenn es durch die Lücke im Dach hereinflog. Steinsplitter und die Reste von Holzlatten des Dachstuhls waren zu einem sauberen Rund zusammengeschoben
worden, und in der Mitte glänzte ein rötliches Ei, als wäre es eben erst abgelegt worden. Es war so groß wie zwei aneinandergelegte Fäuste. Die Dämonen pflanzten sich also fort! Diese Erkenntnis gab Jan einen Stich ins Herz. Doch er hatte jetzt keine Zeit, genauer darüber nachzudenken.
    Das Rauschen von Flügeln und ein heiseres Krächzen sagten ihm, dass er in Gefahr war und einen Fehler begangen hatte. Nester wurden üblicherweise bebrütet und bewacht. Er hätte seiner Neugier nicht nachgeben und in die oberste Turmstube schauen dürfen, sondern sofort mit seinem Zerstörungswerk beginnen müssen.
    Jan schnellte herum und wollte wieder zurück, doch ein Schatten fiel durch die Dachöffnung. Gegen die Helligkeit draußen zeichneten sich die Umrisse eines Fledermausdämons ab. Jan war nicht schnell genug auf der Leiter. Das Tier hüpfte in den Raum und stand Jan gegenüber. Zwar war er selbst doppelt so groß, doch die sichelförmigen Fingerglieder am Ende der Flügel und die krallenbewehrten Füße erzählten von ganz anderen Kräfteverhältnissen.
    Die einzige Waffe, die Jan in Händen hielt, war der Keilrahmen mit dem Bild Kitharas. Etwas wenig dafür, dass er sich gegen eine von Contrario-Buntfingers Bestien verteidigen musste.
     
    »Es wird Euch keine Schmerzen bereiten, Jungfer Julia.« Contrario kicherte vor sich hin. Mit einer großen Geste deutete er hinter sich auf die Regalwand und näherte sich dabei Julias Kopf. Ihr gelang es nicht, auch nur eine Fadenbreite beiseitezurücken. Die neue Kleidung hielt sie eisern fest. »Seht Ihr die Farben dort? Sie alle sind angerührt mit dem Blut Sterbender. Nur wenn das Blut einem noch lebenden
Körper entnommen wird, der in der nächsten halben Stunde stirbt, ist es für unsere Zwecke wirksam.«
    Julia schauderte bei dem Gedanken.
    »Aber das Blut enthält eine Besonderheit. Es überträgt die Eigenschaften seines Besitzers auf die Farbe und letztlich auf das Wesen, das daraus geschaffen wird.« Der Adlatus kehrte auf seinen Malerstuhl zurück. »Natürlich will ich nicht nur Eure Eigenschaften auf meinem

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