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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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Krummgewachsene auf einer Art Hochstuhl vor dem Gemälde und kehrte Jan den Rücken zu.
    Der Adlatus pinselte an Dekorationen, an sogenannten Kartons, wie sie zur Vorbereitung von Seidentapeten verwendet wurden. Dabei malte er nur nach einem vorgefertigten Plan die Formen aus, die Messer Arcimboldo ihm vorgezeichnet hatte. Jan wollte sich schon wieder zurückziehen, weil es ziemlich langweilig war, was dort passierte, als Contrario-Buntfinger sich umschaute, die Kartontafel beiseitestellte und darunter ein ganz anderes Bild zum Vorschein kam. Und dieses Bild stammte dem ganzen Aussehen nach vermutlich nicht aus dem Pinsel seines Meisters. Der Adlatus malte also auch für sich.

    Natürlich malten auch die Gehilfen der Maler, das war nichts Außergewöhnliches. Sie verdienten sich ein paar Münzen dazu, wenn sie die Hofgesellschaft porträtierten oder deren Jagderfolge auf Leinwand bannten, und erwarben sich so – im Schatten ihrer Meister – einen gewissen Ruf. Ein paar Hasen und Fasane, vermischt mit Rebhühnern und Tauben brachten bei stilsicherer Ausführung ein halbes Jahresgehalt. Zwar konnten sich nur einige wenige später selbstständig machen und aus dem Schatten ihrer Herren treten, doch bei den meisten reichte das Talent ohnehin nur dazu, Hintergründe, Himmel, Bäume oder Zäune und Mauerwerk zu malen.
    Was Jan nun durch die Spione hindurch zu sehen bekam, überzeugte ihn darin, in Contrario einen jener herzlich untalentierten Malergehilfen vor sich zu haben, der es dennoch versuchte.
    Contrario-Buntfinger übte sich an einem Fabelwesen. Er gestaltete eine Art Katze, die jedoch beängstigende Fangzähne und Klauen besaß und größer war als ein stattlicher Hund. Contrario erstellte eine Vorzeichnung, die gerade die Umrisse grob fixierte. Es ging ihm rasch von der Hand, jedoch nicht ohne Ecken und Kanten. Dem verwachsenen Kerl mit dem zu kurzen Bein und der schiefen Schulter fehlte der rechte Schwung im Pinsel. Das Tier sah mit seinen Eckzähnen und den Klauen allerdings nicht ungefährlich aus und Jan hätte ihm weder am Tag noch in der Nacht begegnen wollen.
    Er wollte sich bereits abwenden, als sein Blick am Malgrund haften blieb. Es war eine der Leinwände, die leicht rosa zu färben gewesen waren. Ein Malgrund, den Contrario eigentlich nicht hätte besitzen dürfen, denn Jan hatte ihn für Messer Arcimboldo hergestellt.
    Plötzlich erinnerte er sich daran, dass sein Meister nur
von drei Spannrahmen gesprochen hatte. Jan hatte vermutet, er hätte sich versprochen. Doch es war die Wahrheit gewesen. Contrario hatte eine der Leinwände für sich abgezweigt, weil sie angeblich nicht sauber genug ausgeführt worden war.
    Nach der Vorzeichnung machte sich Contrario daran, die Farbpalette zusammenzustellen. Er holte sich von einem Bord, das Jan nicht einsehen konnte, einzelne Töpfe und Tiegel und entnahm ihnen Pigmente. Dann öffnete er ein Fläschchen, in dem eine gelbliche Flüssigkeit schwamm, vermutlich Leinöl. Jan wusste bereits, dass es sich dabei um einen nützlichen Binder handelte. Mit einigen Tropfen rührte der Gehilfe die Hauptfarben an, Blau, Rot und Gelb.
    Jan stöhnte. Ist das alles, dachte er. Mehr passiert hier nicht? Er drehte sich um und wollte den Raum verlassen – und wieder wurde ihm bewusst, wie sehr er sich in die Hand dieses Hauses begeben hatte. Es gab hinter seinem Rücken keine Klinke mehr. Wie sorgfältig er auch danach tastete, er fand sie nicht. Das Haus hatte ihn gefangen genommen und in diesem Kabuff eingesperrt.
    Am liebsten hätte Jan geschrien und getobt, mit den Händen gegen die Wände geschlagen und mit den Füßen getreten. Doch er bezähmte sich. Er wollte nicht, dass Contrario ihn hörte. Mit Widerwillen schluckte er seinen Zorn hinunter und schwor sich, nie wieder in eine solche Falle zu tappen.
    »Ist gut«, knurrte er. »Ich schaue weiter durch die Schlitze.« Keinen Augenblick zu früh presste er seine Augen wieder gegen die Sehschlitze. »Verdammt!«, entfuhr es ihm so laut, dass Contrario sich umdrehte und die Wände betrachtete. Jan schlug sich eine Hand vor den Mund. Beinahe hätte er sich verraten.
    Mit zusammengekniffenen Augen suchte Contrario die
Wand seitlich von sich ab. Mehrmals kreuzten sich seine und Jans Blicke, ohne dass Jan ein Erkennen gespürt hätte, doch jedes Mal lief es ihm kalt den Rücken hinab.
    Der Adlatus saß so, dass Jan die Phiole genau sehen konnte, die er in der Hand hielt. Es war ein Glasröhrchen wie das, welches der

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