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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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nur, er … er … Jan fand dafür keinen Begriff. Er wusste nur, das Lebewesen des Adlatus wirkte überaus lebendig – und es wirkte zugleich höchst gefährlich. Gott sei Dank war das Lebewesen auf die in einen Rahmen gespannte Leinwandfläche begrenzt. Die Leinwand schützte die Menschen, wie die hohen Mauern des Hirschgrabens das Wild, das dort lebte.
    Jan suchte hinter sich nach der Klinke und fand sie sofort. Offenbar hatte er sich eben noch vergriffen, oder – er
wagte es nicht, den Gedanken wirklich zu Ende zu denken – das Haus war der Meinung, er habe genug gesehen, und entließ ihn.
    Er drückte die Klinke rasch, bevor sie wieder verschwinden konnte. Die Tür ging auf, und er stolperte nicht in sein Zimmer zurück, sondern in einen Raum, den er bis dahin noch nicht gesehen hatte. Bevor er weiterging, blickte er noch einmal zurück. Er konnte sich auch täuschen, doch die beiden hellen Sehschlitze, durch die er eben noch geblickt hatte, hatten sich verdunkelt. Stand Contrario davor? Rasch schloss er den Raum hinter sich und lehnte sich gegen die Tür.
    Der Raum war durch hoch liegende Fenster beleuchtet, die keinen Blick nach außen zuließen. Ein Gang führte mitten hindurch und links und rechts davon standen leinwandbezogene Keilrahmen. Allesamt bemalt. Zwei ganze Dutzend mindestens. Jan erkannte einige davon wieder: Es waren die Gemälde, die er beim ersten Rundgang durchs Haus gesehen hatte. Eines dieser Bilder, erinnerte er sich, hatte ein Lebewesen gezeigt, ähnlich jenem, gegen das Baron Stackelberg auf dem Hradschin gekämpft hatte.
    Leise pfiff er durch die Zähne. Das hier war ein Lager. Doch wem gehörte es? Neugierig durchwühlte er die Leinwände und betrachtete die Darstellungen: zähnefletschende Hunde, ein Käfig mit blauen Papageien, ein Bär, ein Nashorn, ein Greif, Fledermausstudien mit einer Art Fledermäusen auf zwei Beinen, die so groß waren wie Katzen, und einige Tiere, von denen er nie etwas gehört hatte. Es war ein Sammelsurium der außergewöhnlichsten Lebewesen, die ihm je begegnet waren.
    Keines der Gemälde wies eine Signatur auf oder auch nur einen Hinweis, wer sie gemalt haben könnte. Sie alle besaßen jedoch eine Lebendigkeit, eine Naturnähe, dass es Jan unbehaglich wurde in diesem Raum.

    »Ich glaube, ich habe genug gesehen. Lass mich bitte hier raus«, murmelte er.
    Jan ging auf die Tür zu, die den Gang abschloss. Er war beinahe an dessen Ende angelangt, als sein Blick auf ein Gemälde fiel, das ihm die Haare zu Berge stehen ließ. Einmal in seinem Leben hatte er einen jungen Studenten, den sie betrunken in der Gosse entdeckt und um sein Geld erleichtert hatten, Flüche ausstoßen hören, die diesem Wesen sehr nahe kamen. Von einem dreischwänzigen Teufel, von einem dreiköpfigen Höllenhund, von einem säbelzähnigen Ungeheuer hatte der Scholar damals gefaselt – und Jan hatte diese Flüche für Übertreibungen gehalten. Nach dem Blick auf dieses Gemälde wusste er, dass der Scholar weit untertrieben hatte. Manche der Bilder strahlten dämonische Gewalt aus, die einem Schauer über den Rücken jagte. Wer diesen Wesen begegnete, musste mit dem schlimmsten Tod rechnen, den man sich als Mensch ausdenken konnte. Welchem kranken Kopf entsprangen nur solche Bilder?
    Angewidert wandte sich Jan ab, griff nach der Türklinke und drückte sie.
    Er stand wieder in seinem Zimmer: allein – und er dankte Gott dafür.

12
    Das Treffen am Brunnen
    D ie ganze Nacht hatte Julia kein Auge zugemacht. Immer wieder war ihr das Necronomicon im Halbschlaf erschienen und hatte versucht, sie zu verschlingen. Es war ihm nicht gelungen, doch es schnappte nach ihr mit einer
Gier, dass Blut spritzte und schließlich in langen Fäden aus den geöffneten Seiten des Buches tropfte.
    Lange bevor das Haus erwachte, war sie bereits in ihr Leinenkleid geschlüpft und zum Scholar hinuntergeschlichen. Jetzt stand sie unschlüssig vor dessen Tür und wollte sie gerade öffnen, als sie leise aufgemacht wurde. Der Scholar stand vor ihr, eine Schlafmütze auf dem Kopf, das Nachthemd bis zu den Waden herabgelassen, eine Kerze in der Hand.
    »Habe ich es doch geahnt, dass da jemand vor meiner Tür steht«, knurrte er verärgert. »Was wollt Ihr? Und was glaubt Ihr wohl, was Euer Vater mit mir macht, wenn er mitkriegt, dass Ihr nachts zu mir ins Zimmer schleicht? Er ersäuft mich im Gärtrog!«
    Julia stand nur stumm da und sah Jaroslav an. An ihm gab es nichts, was sie interessiert hätte. Seine Haare

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