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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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Seine eingeschüchterte Art. Seine Vorsicht, die so … anziehend auf sie wirkte.
    »Dieser Quacksalber arbeitet für Messer Arcimboldo?« Julias Frage beantwortete Jan mit einem Nicken.
    Sein Blick ging plötzlich an ihr vorbei die Straße hinunter. Ohne sich umzudrehen, wusste Julia, dass man von hier aus auf die Stadt hinuntersehen und einen Teil der Altstadt erkennen konnte. Die Häuser der reicheren Bürger und Adligen
um den Altstädter Markt herum, die Teyn-Kirche, die an manchen Stellen halb verfallene Stadtmauer – all das wirkte malerisch, aber es ärgerte sie, dass er das alles offenbar schöner fand als sie selbst, während sie mit ihm sprach. Doch sie wusste, dass die Prügel und die Demütigungen im Waisenhaus in den Jugendlichen Wunden hinterließen, die oft dazu führten, dass sie niemandem mehr in die Augen sehen konnten. Sie wollte ihn schon ermuntern, sie anzublicken, als er ihr zuzischte, sie solle sofort weitergehen.
    Sie wollte widersprechen, doch er bestand darauf. »Tu einfach, was ich sage. Dieses eine Mal. Bitte!«
    Julia biss sich auf die Lippen, füllte den Krug am Brunnen und ging weg. Sie blickte sich nicht einmal zu Jan um. Sie wusste nicht, was er inzwischen tat. In ihr gärte es. Sie hatte ihn nicht umsonst beschuldigt. Er glaubte wohl, mit seiner Heimlichtuerei würde er bei ihr weiterkommen. Er täuschte sich gewaltig. Sie hob stolz den Kopf und marschierte zu ihrem Elternhaus zurück. Sie würde ihm schon noch die Hölle heißmachen. Schließlich hätte er sie und ihren Vater vor diesem mörderischen Quacksalber warnen können.
    Doch mit jedem Schritt, den sie zurücklegte, wurde ihr unheimlicher. Sie hätte ihn nicht beschuldigen sollen, dachte sie. Sie hatte ihn beleidigt und das verzieh er ihr nicht. Wenn er erst seit so kurzer Zeit in den Diensten des Malers stand, woher sollte er wissen, dass der Adlatus krumme Geschäfte betrieb, womöglich sogar ein Mörder war? Die Antwort drängte sich ihr geradezu auf. Er konnte es nicht wissen – und deshalb war er zu Recht beleidigt und wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Sie war selbst schuld daran, dass er sie wegschickte.
    Erst an der Schwelle zum Garten ihres Elternhauses wandte sie sich um. Jan war verschwunden, was sie nicht anders
erwartet hatte. Doch in einiger Entfernung entdeckte sie eine Person, die sich mehr schlecht als recht in den Eingang einer Gerberei drückte. Sie sah nicht viel von ihr, doch allein das Benehmen zeigte ihr, dass hier etwas nicht stimmen konnte. Hatte Jan sie vor dieser Person gewarnt?
    Sie betrat den Garten vor dem Haus, schloss das Gartentor, ließ jedoch einen schmalen Spalt offen, aus dem heraus sie die Straße beobachtete. Tatsächlich schälte sich kurz darauf die Gestalt aus dem Eingang der Gerberei und humpelte die Straße hinunter auf sie zu. Immer darauf bedacht, nicht gesehen zu werden. Ein kahler Kopf zeichnete sich ab, den sie sehr gut kannte: Es war der Quacksalber.
    »Er ist mir gefolgt!«, zischte es in ihrem Rücken und Julia hätte beinahe den Wasserkrug fallen gelassen. Hinter ihr stand Jan. Sie drehte sich überrascht zu ihm um.
    »Wie …? Was …?«, stotterte sie, bevor er ihr sanft einen Finger auf den Mund legte. Das war doch unmöglich. Wie kam Jan hierher? Gern hätte sie ihn in den Finger gebissen, doch sie wollte ihm nicht wehtun.
    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich sagte doch«, flüsterte er beinahe unhörbar, »ich bin aus Hajeks Waisenhaus. Ich kenne mich gut aus. Auch über den Garten gelangt man auf euer Grundstück. Euer Hühnerstall hat uns das eine oder andere Ei geliefert, ohne dass es deine Eltern bemerkt haben dürften.« Jan grinste unverschämt. Er drängte sich an Julia vorbei und spähte durch den Spalt nach draußen. »Er folgt mir wahrscheinlich, seit ich das Haus meines Meisters verlassen habe. Ich weiß aber nicht, warum.«
    Langsam schloss er das Gartentor und lehnte sich dagegen. »Du musst mir glauben. Ich wusste nichts davon, dass Contrario das Blut in Phiolen abfüllt. – Bis heute. Erst heute habe ich herausgefunden, wofür er es verwendet.«
    Julia blieb vorerst stumm. Jans Ehrlichkeit imponierte
ihr. Sie musste zweimal durchatmen, bevor sie ihre Sinne wieder beisammenhatte. Noch immer spürte sie seinen Finger auf ihren Lippen, obwohl der längst verschwunden war. Eine Welle der Freude durchflutet sie – und der Neugier. Diesmal siegte die Neugier. Sie betrachtete Jan durch zusammengekniffene Augen.
    »Wofür zum Teufel

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