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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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los«, befahl die Frau des Bruders energisch.
    Jakub ließ Jan einfach los und der fiel in den Dreck der Gosse. Die eklige Schmiere spritzte Jan ins Gesicht. Auch seine Hose war voller Kot und Schlamm. Obwohl er im
Dämmerlicht des Häuserspalts kaum etwas sah, fühlte er doch, wie ihm die Feuchtigkeit bis auf die Haut drang.
    »Verdammt, ich kann doch nichts dafür! Ich bin aus Hajeks Waisenhaus«, versuchte er sich zu wehren.
    »Aber du gehst in diesem Haus ein und aus«, sagte die Frau. »Wir wollen wissen, warum sie das tun. Auch die Nachbarin, die ihren Mann verloren hat, will es wissen. Und vielleicht noch andere.« Sie unterbrach sich, weil ihr die Stimme versagte. »Ich weiß nicht, ob mein Mann wieder auf die Beine kommt. Aber er soll so einem Teufel wie diesem Quacksalber nicht in die Hände fallen.« Sie stockte erneut. Dann griff sie nach Jans Hand und zog ihn hoch. »Hilf uns – bitte.«
    Etwas verstört sah Jan die Frau an. »Wobei?«
    Sofort war Jakub zur Stelle. So leise, dass Jan kaum etwas verstand, und doch eindringlich und klar flüsterte er: »Wir wollen diesen Contrario. Und wenn wir ihn nicht bekommen, dann deinen Meister.« Eine Pause entstand. Dieser Jakub war mit seiner Erklärung noch nicht am Ende, das fühlte Jan. »Oder dich, mein Junge«, setzte er hinzu. »Wie damals deine Mutter …«
    Mit offenem Mund und aufgerissenen Augen blickte Jan den Mann an. Was meinte er damit? Woher wusste er, dass er, dass man seine Mutter vor einigen Jahren als Hexe verbrannt hatte?
    Jan suchte den Blick der Frau. Diese hatte die Lippen fest zusammengepresst und nickte entschlossen. »Oder dich!«
    »Wir melden uns!«, zischte Jakub und stieß ihn gegen die Wand. Dann schlüpften die beiden aus dem engen Winkel zwischen den Häusern und ließen Jan allein zurück.

15
    Meister Gremlin
    W ie damals deine Mutter!«, klang es in Jans Ohren nach. Er hatte fragen wollen, was dieser Jakub und die Frau damit meinten. Ihm hatte jedoch ein Kloß in der Kehle gesteckt, der so groß war, dass er fürchtete, daran zu ersticken. Woher wussten die beiden überhaupt, wer er war? Jan musste mehr über seine Mutter und ihr Schicksal erfahren – und einer der wenigen, die darüber offenbar Bescheid wussten, war Messer Arcimboldo. Er würde ihn fragen und er würde diese Frage nicht länger aufschieben.
    Zuerst versuchte Jan noch, diesem Jakub und der Frau zu folgen, doch sie waren von der Bildfläche verschwunden, bevor er sie einholen konnte. Sie würden ihm jedoch nicht entgehen. Er wusste ungefähr, wo sie wohnten. Er würde sie besuchen – und auch ihnen seine Fragen stellen.
    Ganz außer Atem ließ er sich in die Hocke nieder. Er roch wie ein Straßenköter, war verdreckt wie die Stadtbettler und fühlte sich zerschlagen und völlig allein. Schon Messer Arcimboldo hatte Andeutungen gemacht, die seine Mutter betrafen – nur er selbst war offenbar völlig ahnungslos. Was wussten alle, wovon er keine Ahnung hatte? Jan wollte vor Wut in seine Faust beißen, bemerkte jedoch rechtzeitig, wie kotig sie war. Er musste sich erst mal waschen.
    Hier auf der Kleinseite gab es viele Brunnen. Jan erhob sich und spurtete los. Im Rennen fühlte er die Münze in seiner Hand. Er hatte sie vorhin in seiner Faust verschlossen und diese seitdem nicht wieder geöffnet. Beinahe hätte er den Auftrag seines Meisters vergessen. Arcanum splendidum . Bis Sonnenuntergang. Das würde er schaffen.

    Der nächste Viertelstundenschlag vom Veitdom herab sah ihn auf der alten Schlossstiege hinauf zum Goldenen Gässchen hasten, noch tropfnass von der Reinigung am Stadtbrunnen. Völlig außer Atem schlüpfte er durch die Bastei, vorbei am Daliborka-Turm, erklärte den Wachen, von wem er geschickt worden war, zeigte das Schreiben Messer Arcimboldos vor und wurde tatsächlich durchgelassen. Nach dem Schwarzen Turm wandte er sich nach rechts und betrat das Goldene Gässchen.
    Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Rechts der Gasse zogen sich kleine, bunt bemalte Häuser bis hinauf zum Georgskloster. In beinahe jedem von ihnen wohnte ein Mensch, der über besondere Fähigkeiten verfügte. Der Kaiser sammelte sie wie andere Herrscher Waffen oder Siege in Schlachten. Von einigen der Männer erzählte man sich Schauerliches, ein Ruf als Hexenmeister und Zauberkundige ging von ihnen aus. Am harmlosesten waren die Goldmacher. Jeder in der Stadt belachte ihre Torheit, aus unreinem und unedlem Metall Gold und Silber herstellen zu wollen. Andere wieder wirkten

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