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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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Seite, weit außerhalb seines Gesichtsfeldes brach Lärm los. Treiber schlugen auf Töpfe und Pfannen ein und jagten das Niederwild aus Büschen und dichtem Unterholz
am Rande der Wiese heraus und direkt auf die Jäger zu. Jan duckte sich und verfiel dann in eine Bewegungsstarre. Er wollte nicht von einem der Reiter für Wild gehalten werden. Aus den niederen Büschen sprangen Rehe und Böcke und jagten im Zickzack über die Flur auf die Phalanx der Pferde zu. Wegen der beengenden Mauern des Grabens konnten sie nicht ausbrechen.
    Jan blieb nichts weiter übrig, als zu warten, bis das Gemetzel vorüber war. Es war die berittene Jagdgesellschaft, die ihn zu seinem Umweg gezwungen hatte. Während er da hockte und sich nicht rührte, schossen die Rehe und Böcke an ihm vorüber. Langsam wurde es dunkel. Er hörte das Sirren der Bolzen, die gegen die Mauern krachten, und das Klatschen, wenn sie sich in den Körper des Niederwilds bohrten. Einmal schlug eines der gefiederten Geschosse an die Mauer über ihm und fiel ihm direkt vor die Füße. Die daumendicken und unterarmlangen Geschosse würden ihn glatt durchschlagen, wenn sie ihn träfen.
    Anfänglich hatte er noch befürchtet, das Ungeheuer würde ihm durch den Schacht folgen, doch der war wohl für das riesige dreiköpfige Geschöpf zu eng und die Hausmauer zu stark.
    Durch das Gestrüpp hindurch beobachtete er, wie mit einem weiteren Hornsignal erneut Jäger Aufstellung nahmen. Diesmal zu Fuß und mit Saufedern und Stangen für die Wildschweinhatz.
    Das beunruhigte Jan, denn mit Keilern oder wütenden Wildschweinen war nicht gut Kirschen essen. Schließlich war er ziemlich ungeschützt und hoffte, dass sich kein Wildschwein bis zu ihm her verirren würde. Einem wild gewordenen Keiler, der auf seiner Flucht durchs Unterholz brach und alles überrannte, was ihm im Weg stand, wollte er auf keinen Fall begegnen.

    Langsam begann die Dämmerung in völlige Finsternis überzugehen, und Jan hoffte, er würde im Schutz der Dunkelheit einen Weg nach draußen finden. Doch sobald das Auge keinen Gegenstand mehr vom anderen unterscheiden konnte, wurden Fackeln angezündet. Träger steckten sie am Rand der Wiese direkt in den Boden. Andere befestigten Fackeln an der Mauerkrone. Überall verbreitete sich ein Duft nach Öl und Harz. Die Feuer tauchten den Hirschgraben in ein unwirkliches Licht. Die Schatten sprangen, und überall bewegten sich plötzlich merkwürdige Wesen, die aberwitzigsten Fantasien entsprungen schienen. Es war Jan, als hätte das Zwielicht die Tür zu einer anderen Welt aufgestoßen.
    Wieder gaben die Hornisten das Zeichen für den Beginn der Hatz. Offenbar hatte man tatsächlich neue Tiere in den Graben getrieben, denn Jan vernahm eindeutig das Schnaufen und Prusten von Wildschweinen.
    Er packte seine Tongefäße fester. Sicherlich wunderte sich Messer Arcimboldo, wo denn sein Adlatus mit dem Arcanum splendidum abblieb. Jan spähte über den Busch hinaus, hinter dem er hockte, und versuchte zu ergründen, ob die Gelegenheit gerade günstig war, doch im selben Moment zischte ein Hagel von fünf Bolzen in seine Richtung. Die Geschosse verfehlten ihn nur um Haaresbreite und schlugen in der Wand ein. Sofort ließ sich Jan fallen und presste sich gegen den Boden. Die Jäger schrien sich die Ziele zu und reservierten sich damit den nächsten Schuss. Jan befand sich offenbar ganz in der Nähe eines solchen Ziels.
    Dennoch musste er den Graben entlang in Richtung Staubbrücke. Dort, so wusste er, gab es einen Aufgang.
    Jan schlich gebückt und sich immerfort in Deckung haltend die Mauer entlang. Endlich fand er einen dunklen Abschnitt zwischen zwei Baumgruppen, den er für kurz genug für einen gewagten Sprint hielt, dann spurtete er los.

    Er hatte noch nicht einmal die Mitte erreicht, als er ein dreifaches Brüllen vernahm, das ihm das Mark in den Knochen gefrieren ließ: Der Leu war angekommen, vermutlich angelockt vom Halali der Hörner. Jan stolperte vor Schreck und fiel der Länge nach hin. Der Sturz rettete ihm das Leben, denn im selben Augenblick sirrte ein Bolzen über ihn hinweg und bohrte sich in den Stamm einer Buche ganz in der Nähe. Einer der Jäger war wohl vom Brüllen ebenso erschrocken gewesen wie er, hatte womöglich mit dem Finger gezittert und vor Schreck den Abzug erwischt.
    Jan rollte sich seitwärts in den Schatten, kroch ein paar Fuß vorwärts und blieb dann liegen. Reglos. Mit allen Sinnen lauschte er in die hereinbrechende Nacht.
    Wäre er

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