Haus der Schatten (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
ein paar Sekunden. Es ist wirklich kein besonders guter Augenblick, in dem wir uns begegnet sind!, schoss es ihr durch den Kopf. Aber sollte sie sich dadurch hindern lassen? Was soll's! dachte sie und nickte ihm zu. Dann meinte Francine: "Selbst wenn es doch ein Verhör in angenehmer Umgebung werden sollte: Ich bin einverstanden!"
"Schön!"
"Wo gehen wir hin?"
"In Jackson's Cafe. Kennen Sie das?"
"Ja, das kenne ich... Früher bin ich manchmal mit ein paar Freundinnen nach der Schule dort gewesen. Aber das scheint mir schon mehr als eine Ewigkeit her zu sein."
*
Jackson's Cafe hatte sich seit damals doch sehr verändert. Die Einrichtung war moderner geworden. Es war nicht mehr dasselbe. "Ich kann Sie verstehen, dass es Sie nach Kalifornien gezogen hat, Francine."
Sie hob die Augenbrauen. "So?"
"Jeder Ort scheint mir freundlicher, als das Haus Ihres Vaters - das ja nun wohl bald Ihr Haus sein wird, nicht wahr?"
Francines Gesicht entspannte sich ein wenig.
"Ja, Sie haben recht, Norman. Es ist ein düsterer Ort. Und so verflucht alt. Die Bailys haben eine alte Tradition..."
"Ja, richtig..."
"Meine Vorfahren waren Puritaner, für die das Leben nur aus Arbeit und Gebet bestand. Der Genuss, den hatte der Teufel gemacht!" Sie zuckte mit den Schultern. "Für die Baily Company war das außerordentlich gut! Kein Cent wurde je überflüssig ausgegeben, sondern alles wieder in das Unternehmen gesteckt."
"Hatte Ihr Vater auch etwas von dieser Lebensweise?"
"Natürlich! Er hat alles ganz im Sinne seiner Vorfahren weitergeführt."
"Was haben Sie jetzt damit vor? Sie werden alles erben..."
"Ich weiß es noch nicht."
"Wirklich?"
"Wirklich. Ich habe noch keinen Gedanken daran verschwendet. Wichtiger ist für mich, dass aufgeklärt wird, wer meinen Vater umgebracht hat!"
"Jetzt sind Sie aber auf diese Sache zu sprechen gekommen, Francine - nicht ich!"
Sie nickte. "Ja, das stimmt..." und dann setzte sie noch hinzu:
"Vielleicht erzählen Sie mir zur Abwechslung einmal etwas über sich, Norman!"
*
Als sie Jackson's Cafe verließen, wurde es bereits dunkel. Francine hat die Zeit vergessen und für kurze Zeit sogar die verhängnisvolle Lage, in der sie sich befand.
"Es war ein schöner Nachmittag, Norman", sagte sie und Harris lächelte freundlich.
"Ja, das fand ich auch."
Sie zuckte mit den Schultern.
"Es ist schade, dass wir uns unter diesen widrigen Umständen getroffen haben, sonst..."
Sie waren stehengeblieben und ihre Blicke trafen sich.
Norman Harris hob die Augenbrauen und fasste sie bei den Schultern.
Ein angenehmer Schauer ging ihr durch den ganzen Körper. "Sonst was?", fragte er.
"Ach, nichts..."
Sie senkte unwillkürlich den Kopf, als sie dann wieder seine Stimme hörte, hob sie ihn sofort wieder.
"Francine...", begann er.
Sie blickte ihn offen an. "Ja?"
"Ich möchte Sie morgen Abend zum Essen einladen."
"Bringt Sie das nicht in Schwierigkeiten, Norman?"
Er lachte.
"In wie fern?"
"Nun, Sie wollen mit einer Frau ausgehen, die Sie möglicherweise noch verhaften müssen."
Oder in eine Nervenheilanstalt zu überführen haben!, setzte sie in Gedanken noch bitter hinzu. Aber von diesen Dingen wusste Norman Harris nichts. Und er durfte es auch nie erfahren... Damit musste sie allein fertig werden - ganz gleich ob sie verrückt war, oder die Geisterstimme, die sie verfolgte tatsächlich die eines Toten war... Er lächelte freundlich. "Das warten wir erst einmal ab. Ich hole Sie also morgen Abend so gegen acht Uhr ab. In Ordnung, Francine?"
"In Ordnung..." Das war einfach so über ihre Lippen gekommen, sie hatte nicht darüber nachgedacht, und nun, das heraus war, wunderte sie sich ein wenig über sich selbst.
*
Als sie ihren Wagen aus der Stadt heraus lenkte, da fühlte sie ein seltsames Kribbeln in ihrer Magengegend. Dieser Norman Harris gefiel ihr. Er hatte ihr von Anfang an gefallen, aber sie hatte nicht gewagt sich das einzugestehen. Er war Polizist, sie die Hauptverdächtige. Das machte alles ziemlich kompliziert. Bist du völlig übergeschnappt, Francine?, hörte sie eine Stimme in sich sagen.
Hast du nicht schon mehr als genug Probleme? Sie zuckte mit den Achseln. Eben!, antwortete sie sich selbst. Ich stecke schon so tief drin, da kommt es auf ein Problem mehr oder weniger auch nicht an. Sie würde Harris - Norman - morgen Abend treffen und mit ihm ausgehen. Und es würde ein wundervoller Abend werden, das wusste sie schon jetzt. Francine freute sich darauf, ja
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