Haus der Schatten (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
sich und warf sich auf das Bett. Sie schluchzte.
*
Als sie am nächsten Morgen zum Frühstück ins Esszimmer kam, saßen die Randolphs bereits vor ihren Gedecken und ließen sich von Bradley, dem Butler, Kaffee einschenken. Francine hatte schlecht geschlafen. Die Stimme, die sie - und offenbar nur sie allein - hörte, war irgendwann verstummt, Francine in einen dumpfen traumlosen Schlaf gefallen. Als Bellinda und Colin Randolph sie bemerkten, blickten sie beide im selben Moment auf.
"Guten Morgen, Francine!", kam es ihr von beiden entgegen. Es war ein seltsamer Tonfall in diesen Worten, den sie zunächst noch nicht so recht zu deuten wusste. Aber schon wenige Augenblicke später sollte es ihr deutlich werden.
"Guten Morgen", gab Francine zurück und setzte sich zu ihnen an den Tisch.
"Tee oder Kaffee, Miss Francine?", fragte Bradley.
"Kaffee."
"Milch und Zucker?"
"Nur Milch."
Wenige Augenblicke später hatte Bradley sich dann diskret zurückgezogen. Francine war nun allein mit den Randolphs und genau darauf schien Bellinda die ganze Zeit gewartet zu haben. "Ich war gestern Abend vielleicht etwas hart zu dir Francine..."
Francine zuckte mit den Schultern. Aber in ihrem Inneren stutzte sie.
Was sollte diese sanfte Tour auf einmal bei Bellinda? "Reden wir nicht mehr darüber!", meinte Francine und nippte an ihrem Kaffee.
"Doch, wir müssen darüber reden!", mischte sich nun plötzlich Colin ein.
Francine blickte von einem zum anderen. "Worüber?"
Jetzt der Ball wieder an Bellinda. Erst druckste sie etwas herum, dann sprudelte es aus ihr heraus. "Colin hat mir von der Stimme erzählt, die du zu hören glaubst..."
Francine wandte sich zu Colin herum und wollte etwas sagen, aber ihr Gegenüber kam ihr blitzschnell zuvor.
"Streite es nicht ab Francine! Es hat doch keinen Sinn!" Er machte eine beschwichtigende Geste, als er merkte, was er mit seinen Worten in Francine ausgelöst hatte. "Gestern Abend war ich in deinem Zimmer, weil ich dachte, das etwas passiert wäre... Du hast mich gefragt, ob ich die Stimme auch hören würde! Die Stimme von Onkel Jeffrey, deinem Vater!"
"Hör auf, Colin!", sagte Francine - viel heftiger, als sie es eigentlich beabsichtigt hatte.
"Es gibt da diese Legende, diesen Fluch der angeblich über den Bailys lastet", begann Colin ungerührt von neuem. "Die Geschichte mit der Hexe, die einen Urahn des Hauses Baily und seine Nachfahren verflucht hat, so dass sie nach dem Tod keine Ruhe finden... Du hast davon gehört, nicht wahr?"
Francine nickte.
"Ja, das habe ich. Jeder in der Familie hat das."
"Glaubst du, dass es wahr ist?", fragte Colin kalt.
Ohne weiter nachzudenken, schüttelte Francine den Kopf.
"Nein", murmelte sie dann. "Natürlich nicht. Es ist eine Legende, sonst nichts!"
"Aber du glaubst, jetzt die Stimme deines toten Vaters zu hören!"
"Ich weiß nicht, ich... Vielleicht ist irgendetwas dort oben in dem Raum. Vielleicht hat irgendjemand ein Radio angehabt und... Es klang sehr dumpf!"
Francine wusste selbst, dass es sehr schwach klang, was sie da sagte.
Sie atmete tief durch und wollte gerade von neuem ansetzen, da erstarrte sie.
"Ich...finde...keine...Ruhe...", murmelte es dumpf von überall her.
Sie schluckte. Nein, da war kein Zweifel möglich. Es war die Stimme.
Dads Stimme.
"Was ist mit dir, Francine?", fragte Colin. Sie war unfähig, etwas zu sagen. Stattdessen sprach Colin. Auf einmal schien es Francine, als könnte dieser Mann mit seinen kalten Augen ihr bis auf den Grund ihrer Seele blicken. Ihr fröstelte bei diesem Gedanken. "Du hast die Stimme wieder gehört, nicht wahr? Gib es zu, es hat keinen Sinn, es leugnen zu wollen!"
Colin stand jetzt auf, kam um den Tisch herum und beugte sich dann zu ihr. "Weder Bellinda noch ich hören Onkel Jeffreys Geisterstimme. Niemand außer dir, Francine! Begreifst du nun? Diese Stimme existiert nur in deinem Kopf!"
"Du willst damit sagen, daß ich verrückt bin, nicht wahr?", fauchte Francine. Er schüttelte den Kopf.
"Nein. Nur, dass du Hilfe brauchst. Und zwar dringend!"
Jetzt mischte sich Bellinda wieder das Gespräch ein. Sie versuchte, ihren Worten einen warmen Ton zu geben, aber das misslang ihr.
"Francine, vielleicht hast du etwas getan, was du jetzt nicht mehr wahrhaben willst! Etwas Furchtbares, das du aus deiner Erinnerung verdrängt hast und..."
"Wir tun natürlich alles für dich, Francine", warf Colin ein. "Alles, was in unseren Kräften steht!"
"Francine!", rief Bellinda nun
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