Haus der Schatten (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
zurück. Dann wandte er sich zu Francine herum.
"Norman, einen Schönheitsfehler hat deine Theorie: Colin hätte nie etwas geerbt, er muss das auch gewusst haben. Und da ich mich nie gut ihm verstanden haben, konnte er durch den Tod meines Vaters eigentlich nur Nachteile erwarten. Schließlich denke ich nicht im Traum daran, Colin auch zu meinem Privatsekretär zu machen!"
"Es gibt Gesetze, der verhindern, dass ein Mörder sein Opfer beerbt, Francine..."
"Du meinst..."
"Falls du verurteilt wirst, wird es keine Baily Company für dich geben! Und da Colin der einzige sonstige Verwandte ist..."
"...wird er alles bekommen!", vollendete Francine.
"Ich fürchte, ja!"
Francine schluckte.
Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen.
Ja! So und nicht anders musste es sein! Alles passte zusammen und ergab ein teuflisches Mosaik...
"Das haben sich Colin und Bellinda vortrefflich ausgedacht!", murmelte sie und seufzte.
"Es ist nur Theorie", erklärte Harris daraufhin. "Es gibt nicht den leisesten Beweis..."
"Colin hat so getan, als wollte er mich vor der Polizei schützen! In Wahrheit hat er die Schlinge um meinen Hals geknüpft..."
"Ja, so sieht es aus."
Sie sah ihn mit großen Augen an.
"Was kann man da tun?"
"Ich werde alles versuchen, was in meinen Kräften steht. Aber solange es keine Beweise gibt, kann gar nichts getan werden."
"Oh, Norman!"
"Aber sieh es einmal von dieser Seite: Es gibt jemand anderen, der zumindest theoretisch auch ein Mordmotiv gehabt haben könnte. Und das wird dich entlasten."
Das stimmte.
Francine beruhigte sich wieder etwas.
"Bringst du mich noch hinauf, zu meinem Zimmer?"
"Wenn du das möchtest..."
"Ich möchte es."
"Gut. Aber erst einmal müssen wir durch dieses Gittertor hier!"
Sie lächelte.
Nicht leicht und unbeschwert, sondern ein wenig angestrengt, aber sie lächelte.
Solange Norman Harris bei ihr war, hatte sie das Gefühl, dass ihr nichts geschehen konnte.
Aber es war ihr unbewusst klar, dass dieses Gefühl der Sicherheit sich sofort wieder verflüchtigen würde, wenn Norman nicht mehr zugegen war.
"Warte einen Moment", sagte sie.
Und dann öffnete sie die Tür und ging zur Sprechanlage. Wenige Sekunden später war das Tor offen.
*
Nachdem Norman Harris den Wagen geparkt hatte, und sie beide ausgestiegen waren, gingen sie zusammen die Stufen des Portals hinauf. Francine öffnete die Tür mit einem Schlüssel, den sie mitgenommen hatte. Zu ihrer beider Überraschung, brannte im Flur noch Licht. Colin Randolph befand sich dort und machte fast den Eindruck, als hätte er auf Francine und Norman gewartet. "Ich hoffe, du hattest einen schönen Abend, Francine!", begann Colin. Francine nickte.
"Ja, das hatten wir!", erwiderte sie kühl.
Colin Randolph wandte sich an Norman.
"Mr. Harris, ich hätte sie gerne einen Moment gesprochen..."
Norman Harris nickte.
"Ich bin zwar nicht dienstlich hier, aber meinetwegen!"
Colin warf einen kurzen Blick zu Francine.
"Unter vier Augen, wenn es Ihnen recht ist!"
Norman nickte.
"Gut."
"Was hast du vor, Colin?", fragte Francine. Irgendetwas musste er im Schilde führen! Und sie hatte das untrügliche Gefühl, dass es nur zu ihrem Nachteil sein konnte.
"Francine, bitte!" Colin schien ziemlich gereizt zu sein.
"Es ist schon in Ordnung!", erklärte Norman.
Francine atmete hörbar aus. Ihr blieb wohl nichts anderes übrig, als auf Normans Urteilskraft zu vertrauen.
Und wenn es Colin einfiel, dem Polizisten gegenüber von der Geisterstimme zu berichten? Was würde dann aus ihr und Norman?
Wahrscheinlich würde das, was gerade erst zwischen ihnen begonnen hatte, unter dieser Belastung zerbrechen. Doch was sollte sie tun?
Francine entschloss sich dazu, in die Offensive zu gehen.
"Was willst du Norman erzählen?", fragte Francine. "Geht es dabei vielleicht um mich? Willst du ihm berichten, dass ich Stimmen höre und verrückt bin?"
"Francine! Du schadest dir nur selbst!"
"Wirklich? Vielleicht bin ich verrückt, aber ich bin keine Mörderin!"
Colin wandte sich nun an Norman Harris.
"Ich hatte es Ihnen eigentlich unter vier Augen sagen wollen, aber Francine hat es nicht anders gewollt..."
Norman zog die Augenbrauen in die Höhe.
"Wovon sprechen Sie?"
"Francine hört die Stimme ihres toten Vaters. Sie hat mich gefragt, ob ich sie nicht auch hören würde... Aber da war nichts."
"Entspricht das der Wahrheit?", wandte sich Harris an Francine.
Sie nickte.
"Ja", sagte sie schwach.
"Wenn es zu einem Verfahren kommt,
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